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Weinguide Deutschland: Nancy Großmann ist Sommelière des Jahres 2023

Mit Leidenschaft, Expertise und jeder Menge Kreativität gestaltet Nancy Großmann die Weinkarte im »Rutz«. Ihr Gespür für spannungsreiche Foodpairings macht sie zum perfekten Konterpart für Marco Müller.

Wenn man es genau nimmt, hat Nancy Großmann ihre Karriere einem Journalisten zu verdanken: Ferdinand Kroh war es, der sie während eines Praktikums zu einer Ausbildung anstelle eines Studiums animierte – und damit die entscheidenden Weichen in Großmanns Leben stellte. Sie folgte Krohs Rat und trotzte ein ums andere Mal Vorhaltungen, ihr Abitur zu vergeuden. Ihre Ausbildung zur Restaurantfachfrau führt Großmann zu Feinkost Käfer im Berliner Reichstag. »Der dortige Sommelier hat Riech- und Schmeck-Seminare abgehalten«, erinnert sich Großmann. Während einer solchen Lehreinheit habe es bei ihr »Klick« gemacht. »Danach wusste ich, Wein ist mein Ding«, sagt sie.

Eine Art Choreografie

Seither hat die 38-jährige in Steglitz aufgewachsene Weinexpertin eine fulminante Karriere hingelegt, die sie als eine der ersten Frauen an die Deutsche Weinschule Berlin führte. Durch Vermittlung von Detlef Schmidkunz, damals Küchenchef im Reichstag, kam Großmann zur »Vila Joya« in Albufeira, die zu jener Zeit das einzige Zwei-Sterne-Restaurant in Portugal war. Danach verbrachte die Berlinerin Lehrjahre im »Grand Hotel Kronenhof« in der Schweiz, im Restaurant »Überfahrt« bei Christian Jürgens, bei »Dallmayr« in München, im »Storstad« von Anton Schmaus in Regensburg und, nicht zu vergessen, als Filialchefin im »Weinladen Schmidt« von Anja und Carsten Schmidt, die auch das Restaurant und die Weinbar »Rutz« betreiben. Damit ist Großmann eine der wenigen Topsom­melièren, die der Gastronomie den Rücken gekehrt haben und dann wieder eingestiegen sind. »Der Verkauf war eine wichtige Station auf meiner Laufbahn«, sagt Großmann. Aber ihr fehlten bald die zentralen Dimensionen ihrer vorherigen Arbeit: die Entwicklung spezifischer Weinpairings und die Teilhabe an einer Art Choreografie, welcher der Service in einem Spitzenrestaurant gleicht. »Die Interaktion mit dem Gast«, erklärt Großmann, »ist im Restaurant etwas ganz anderes als im Weinhandel.«

2018 holten die Schmidts ihre einstige Filialleiterin als Chefsommelière des »Rutz« zurück nach Berlin, wo Großmann seither das profilierte Weinangebot gestaltet. Mit einer grandiosen Auswahl an deutschem Sekt, ergänzend zur nicht minder stattlichen Champagnerauswahl, und ihrer Begeisterung für »unterschätzte Weine«, etwa aus Portugal, aus Österreich oder aus der Schweiz, hat Großmann der Weinkarte des »Rutz« ihren persönlichen Stempel aufgedrückt. Geblieben sind die »Rutz Rebellen«, die schon Billy Wagner ins Leben gerufen hatte – besondere, exklusiv für das Rutz entstandene Weine oder Abfüllungen. Bereut habe Großmann ihren Schritt in die Gastronomie nie, denn schon während der Ausbildung im Reichstag wusste sie: »Mein Beruf macht mich glücklich. Es muss nicht immer ein Studium sein.«

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Erschienen in
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Sebastian Späth
Sebastian Späth
Chefredakteur Deutschland
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