Zeitfür - Genießen im Leineschloss Hannover

Klassisch/Traditionell
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Falstaff Magazin Deutschland Nr. 3/2018 - SixPack

Das neue Restaurant im Leineschloss wurde mit bemerkenswerter Kühle und Zurückhaltung gestaltet. In der offenen Küche steht Chef Karsten Fricke, ein Mann mit ordentlich »Sternenstaub« auf seiner Vita: Bis vor Kurzem war er Souschef beim 3-Sterne-Koch Thomas Bühner in Osnabrück und hat auch davor reichlich Erfahrungen in hochdekorierten Häusern gesammelt. Das Konzept von Fricke ist einfach: »Ich will das kochen, was ich auch gerne esse. Also keine einzelnen Kaviarperlen auf hingetupften Crème-fraîche-Klecksen. Es gibt bei mir Bodenständiges mit allerbestem Handwerk aus meist regionalen Produkten.«Kein unüblicher Küchentrend in diesen Tagen. Die allabendliche Menüauswahl von drei bis fünf Gängen ist preiswert. Dabei kocht der geborene Potsdamer definitiv auf Sterne-Niveau. Apfel-Espuma zu Roter Bete als Küchengruß stimmt auf seine Linie ein, die sich beim Kaninchen mit Schwarzwurzel, Winterrettich und Fromage blanc mit internationalen Viktualien fortsetzt. Das Highlight glänzt im zweiten Gang als sanft marinierte Jakobsmuschel auf genial abgeschmecktem Koriander-Spinat, Buchenpilzen, Pinienkernen und Ponzu. Überzeugend ist die leicht säuerlich-erdige Basis seines Cassoulets zum Kabeljau. Fricke setzt hier die Bohnen auf eine dichte Creme aus Achiote, dem roten Samen des mexikanischen Lippenstiftbaums. Eine fast roh gebratene Entenbrust mit Kürbis und Kräuterseitlingen hellt er mit frischen Mandarinen auf. Die Weinkarte könnte größer sein. Auf den Tisch gebracht werden die Gerichte von einem Service, der seinen jugendlich-weiblichen Charme der Routine eines altgedienten Maître entgegensetzt; das klappt ganz gut. Das Ambiente hinter den riesigen Glasfenstern ist nüchtern, transparent und gibt sich edel. Fazit: Das neue Restaurant ist ein Geschenk für Hannover.

47 /50 Essen
16 /20 Service
14 /20 Wein
8 /10 Ambiente
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