Amphorenwein: Guter Ton gefragt!

Der Feuersbrunner Top-Winer Bernhard Ott schuf mit seinen Amphorenweinen Paradebeispiele für die alternativen Weinverarbeitung.

Rückschritt als Fortschritt - kurz zusammengefasst beschreibt das den Amphorenwein von Bernhard Ott bzw. die Technik, die für diesen besonderen Wein angewandt wird. Denn diese ist bereits tausende Jahre alt. In der Antike vergor man Wein nämlich nicht, wie heute üblich, in Holzfässern oder gar Stahl- bzw. Metalltanks - man kelterte und lagerte Wein in Tongefäßen von unterschiedlicher Größe. Das Verfahren klingt altertümlich, erfreut sich aber in den vergangenen Jahren gerade bei biodynamisch arbeitenden Winzern immer größerer Beliebtheit. Einer davon ist der Feuersbrunner Winzer Bernhard Ott, der sich in erster Linie dem Grünen Veltliner verschrieben hat. Der Spitzenwinzer, der mit Sicherheit zu den besten des Landes zählt, beschreitet mit seinem Amphorenwein - für den selbstverständlich Veltlinertrauben verarbeitet werden - einen neuen Weg zurück zur Naturbelassenheit und Bodenständigkeit.

Bernhard Ott mit Amphore / Foto: © Steve Haider

Experiment mit Risiko
Bevor Bernhard Ott den 2009er in Amphoren füllte, fehlte ihm jegliche Erfahrung mit der Methode. Das Know-How holte er sich - ebenso wie die Tongefäße -  aus Georgien, wo sich diese Art der Weinherstellung über die Jahrhunderte hielt, heute aber nur mehr von einigen wenigen Winzern praktiziert wird. Ott setzte alles auf eine Karte und riskierte eine große Menge Wein, die er für dieses Experiment der Natur überließ. Nach dem Füllen in Terakottabehälter mit den Trauben wurden diese in einer Art offenem Schuppen im Weingartenlöss vergraben. Und dann hieß es warten.

Die Amphoren werden im Boden vergraben / Foto: © Steve Haider

Furore mit Amphore
Mit Spannung wurde damals der ersten Verkostung des Ott'schen Amphorenweins entgegengeblickt, wusste doch niemand, was aus dem Wein geworden war. »Es ist eine ganz besondere Kreszenz entstan­den, ein Wein voll Frische, feiner Frucht und Mineralik, ein Veltliner mit einer enormen Energie und Vitalität, ein Wein, der erahnen lässt, dass man auf diese Art und Weise dem Geheimnis des wahren Wesens dieser urösterreichischen Rebsorte wieder einen entscheidenden Schritt näher gekommen ist«, wurde Prof. Andrew Lorand in einem Artikel des Falstaff Magazins anlässlich der ersten Verkostung des Amphorenweins Jahrgang 2009 zitiert. Sicherlich belächelten manche Winzerkollegen und Weinfreunde diese Art der Weinproduktion, schließlich hat man so seine Vorbehalte gegenüber biodynamisch erzeugten Weinen im Generellen. Der durchschlagende Erfolg Bernhard Otts mit seinen Amphorenweinen - auch der Jahrgang 2010 sorgte für Furore - gibt dem Spitzenwinzer allerdings Recht.

Bernhard Ott Amphorenwein Qvevre / Foto beigestelltIm Falstaff Weinguide wird der Grüne Veltliner Qvevre 2009 mit 93 Punkten ausgezeichnet und niemand Geringerer wie der international renommierte Weinkritiker Robert Parker adelt den Amphorenwein sogar mit 94 Punkten. Peter Moser beschreibt den Wein wie folgt:

»Mittleres Gelbgold. Feine Nuancen von Lindenblüten, Honigmelonen, frische Ananas, weißer Pfeffer, dunkle Mineralik, sehr facettenreich und ausdrucksstark. Kraftvoll, sehr komplex, ungemeine Extraktsüße, zartes dunkles Karamell, bleibt sehr gut haften, harmonisch, feiner Kräuterextrakt im Nachhall. Österreichs erster großer Amphorenwein, ein Produkt, das bereits Geschichte geschrieben hat.«

www.ott.at


(Marion Topitschnig)


Marion Topitschnig
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