Andrea Franchettti

Andrea Franchettti
Foto beigestellt

Andrea Franchetti ist verstorben

Die Weinwelt trauert um Andrea Franchetti von der Tenuta di Trinoro in Passopisciaro.

Er war eine der unkonventionellsten Persönlichkeiten in der internationalen Weinwelt. Oft zeigte er sich scheu, große Auftritte in der Öffentlichkeit waren nicht das seine. Da ließ er lieber seine Weine für ihn sprechen. Im privaten Rahmen aber konnte man mit ihm stundenlang über Weine reden, über seine aber auch über viele andere auf der ganzen Welt.

Andrea Franchetti war ein ausgewiesener Kenner der Weinregionen in aller Welt, er kannte sich mit den großen französischen Rebsorten ebenso aus wie mit den alten italienischen – und erzeugte aus beiden großartige Weine. In der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember verstarb Andrea Franchetti, an einer unheilbaren Krankheit leidend, im Alter von 72 Jahren in seinem Haus in Rom.

Als Sohn eines italienischen Vaters und einer amerikanischen Mutter wuchs Andrea Franchetti in Rom auf. Der Wein und die Gastronomie hatten es ihm immer angetan. Noch in jugendlichen Jahren gründete er Restaurants in Rom und in der Region Marken. In den 1980er Jahren ging er nach New York wo er sich dem Import großer italienischer Weine widmete. Sein Abenteuer als Winzer begann in den 1990er Jahren. An der Grenze zwischen Toskana und Latium begann er ein altes Landhaus zu restaurieren.

Er beschloss, dort auch Weinberge anzulegen. Da er aber keine Ahnung vom Winzerhandwerk hatte, beschloss er kurzer Hand nach Bordeaux zu gehen. Dort erlernte er die Kunst und Philosophie der Weinherstellung von großen Meistern wie Peter Vinding, Peter Sisseck, Alain Vauthier von Ausone und Luc Thunevin von Valandraud. Im Jahr 1991 pflanzte er seine ersten Weinberge mit Edelreisern aus Bordeaux und 1997, nach einigen Jahren des Experimentierens, brachte er den ersten Jahrgang der Tenuta di Trinoro hervor, der von der internationalen Kritik sofort positiv aufgenommen wurde.

Im Jahr 2000 besuchte er Sizilien, verliebte sich auf den ersten Blick in den Ätna, und begann in Passopisciaro einen Weinkeller anzulegen. Durch die Wiedergewinnung der alten Weinberge von Nerello Mascalese und die Anlage neuer Weinberge mit Sorten wie Petit Verdot, Cesanese di Affile und Chardonnay trug er zusammen mit einer Handvoll anderer Pioniere zur önologischen Renaissance des Ätna-Gebiets bei.

Als einer der Ersten erkannte Andrea Franchetti das Potenzial einzelner Lagen, die sich aus unterschiedlichen Lavaströmen zusammensetzen. Nach burgundischem Vorbild der Cru’s führte er das Konzept der Contrada-Weine ein. Zu Franchettis Errungenschaften am Ätna gehören aber nicht nur die Schaffung der Contrada-Weine, sondern auch die Gründung des renommierten internationalen Weinfestivals »Le Contrade dell'Etna« auf dem jedes Jahr die nun zahlreichen Ätna-Betriebe ihre neuen Weine präsentieren.

Ciao Andrea, fai buon viaggio! Mit deinen Weinen wirst du uns noch lange in Erinnerung bleiben...

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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