Bachls Restaurant der Woche: M77
Feine Küche in noch nicht so feiner Gegend – das »M77« reicht erstklassige Speisen. Küchenchef Wolfgang Braun definiert das Restaurant als »Vorreiter, abseits der Pfade«.
Einst war das Salzburger »Magazin« Vorreiter mit der Idee, Gäste gemeinsam an einem langen Tisch zu platzieren. Einige Jahre hielt man das durch. Dann griff Patron Raimund Katterbauer zur Kettensäge und machte dem ein Ende. Auch im »M77« stand so ein Tisch, auch dort wollten alle nur am Ende und ums Eck sitzen. Auf der Homepage des bis neulich als Dinnerclub für Gesellschaften geführten Lokals kann man die Tafel noch bewundern. Inzwischen hat Patron Wolfgang Braun – zuvor im »Le Salzgries Paris« als Souschef zugange – die Tische auseinandergestellt, was dem Wiener Gemüt offenbar mehr entgegenkommt.
Der Name des Lokals ist die Kurzform der Adresse in der Märzstraße unweit des Meiselmarkts – eine Gegend, in der Restaurants mit 5-Gang-Menüs zu € 68,– nicht zum Alltag zählen. Doch Braun sieht sich als Vorreiter »abseits der ausgetrampelten Pfade«. Sein Arbeitsplatz liegt in Gestalt eines offenen Herdblocks im Gastraum, die sechs Gänge auf der Karte gehen sich offenbar ohne weiteres Küchenpersonal aus. Das Prädikat »nett« verdient der Crottin de Chavignol mit Friséesalat und Verjus-Dressing. Unter »raffiniert« fällt »Hummer | Wakame |Estragon«, eine dichte Bisque, die bei Tisch auf ein Arrangement aus Algen, krossen Chorizo-Stückchen und Schaum vom Estragon gegossen wird. Auch besonders gut: Sulmtaler Huhn mit Kamut und Eierschwammerlcreme und einem Hauch Belper Knolle. Der kleinen Weinkarte merkt man an, dass die Wirtsleute selbst gerne trinken. Und wer hier für eine größere Gruppe bucht, kommt weiterhin in den Genuss des großen Tisches – wie früher.
M77
Märzstraße 77
1150 Wien
T: +43 1 9905962
www.m77.at