Bachls Restaurant der Woche: Schneiderei
Walter Leidenfrost sorgt für außergewöhnliche Küche: Von besten Gasthofklassikern zu extra-vaganten Gerichten wird in der »Schneiderei« einiges geboten.
Kurios ist das schon: Erst gab es im niederösterreichisch-burgenländischen Grenzgebiet an der Leitha gar keine Gaststätten, die einen Umweg lohnten. Nun sind es, sechs Kilometer entfernt, gleich zwei – siehe auch Sixpack Nr. 3. Die »Schneiderei« von Tamara und Egon Blümel gibt’s schon seit vier Jahren. Biegt man im Haus links ab, landet man bei Egon im Friseursalon. Geradeaus geht’s in Tamaras Gastraum, dessen farbenfrohes Interieur an ein Lokal in Meeresnähe gemahnt. Aber schließlich ist der Neusiedler See nicht gar so weit weg. Als Neuzugang in der Küche ist Walter Leidenfrost zu vermelden, der zuletzt im Wiener »Ludwig van« von sich reden machte und einst bei Richard Rauch zugange war.
Den jungen Koch darf man getrost als Produktfanatiker titulieren, daher gibt’s hier auch Extravagantes wie ein Tatar vom X.O.Beef aus der Zucht des Oberösterreichers Robert Weishuber, gar köstlich mit Gurke, Kren und Senfkörnern angerichtet. Das Grammelknöderl mit Kraut und »Saftl« spielt in der Liga der besten Gasthofklassiker mit, dann kommt wieder ein hocheleganter Gang: roh marinierte Lachsforelle in betörendem Sud aus Orangenblütenwasser, Angostura, Ahornsirup und Rhabarber plus Baumkleeblätter. Wer den Mann einfach kochen lässt, könnte auch mit leicht geräuchertem Schweinshirn mit Kapuzinerkresse und Buchweizen konfrontiert werden. Und im gleichen Ofen garen vielleicht gerade Rehhaxen. Schlichtes Gulasch wäre Leidenfrost einen Deut zu banal, ergo schmort er eine Spielart mit Wiener Schnecken und legt fluffige Topfenserviettenknödel dazu. In Sachen Wein bleibt man bei Österreich und bietet neben Klassik auch allerlei Quergebürstetes. Ein Ort, der alles Mögliche bietet – außer Durchschnitt.
Schneiderei
Hauptplatz 14
2443 Leithaprodersdorf
T: +43 2255 737620
schneiderei-te.at