Bachl's Restaurant der Woche: Weyerhof
Aufregendes zeitgenössisches Essen im historischen Herrenhaus.
»Geheimtipp« klingt abgedroschen. Eher: unbekanntestes Gourmetlokal der Nation. Der »Weyerhof« wurde 1130 erstmals urkundlich erwähnt, ist seit 200 Jahren in Familienbesitz, war in den 1980ern Jugendherberge.
Bis die siebente Generation in Gestalt von Franz Meilinger jun. und Schwester Elisabeth begriff, welch eine Substanz da schlummerte. 2008 kehrte Meilinger vom »Steirereck« zurück und schraubte an der Küchenleistung. Elisabeth schuf wunderschöne Zimmer, ganz ohne »Alpine Chic«.
Und seit 2019 mit Andreas Stotter noch jemand aus dem »Steirereck«-Stall frei wurde, geht’s richtig zur Sache. Nicht täuschen lassen darf man sich von der Wirtshauskarte, wo man für manchen Gast auch Hühnercurry mit frischen Früchten bereithält.
In Höchstform erleben das Haus jene, die schon bei der Reservierung das Überraschungsmenü zu fünf oder sieben Gängen ordern. Da gibt’s dann hausgemachten Goderschinken, lackiert mit Löwenzahnhonig und grobem Senf, dazu eingelegte Kapuzinersamen, Löwenzahn und Kerbelblätter – nichts außer grandios.
Und so geht’s weiter. Zartrosa gebratener Stör mit Nussbutterpüree, eingelegten weißen Zwiebeln in Röstzwiebelsud – große reife Küche.
Und dass man auch allerfeinstes Wirtshaus kann, belegt die gerollte Kalbsbrust (Fleisch vom Onkel aus Mittersill) mit gegrillten Zitronen und Kapern im konzentrierten Saftl, dazu Erbsenflan mit Radieschen und Bohnenkraut.
Bleibt nur die freundliche Anregung, das Niveau des Kellers mehr jenem der Küche anzunähern. Und die an die p. t. Leser, Bramberg ins Navi einzuspeichern. Oder wie Franz Meilinger sagt: »Wer zu uns kommt, kommt wegen uns zu uns.«