Barkultur: Wandelbarer Whisky
Das einmalig rauchige Aroma des Whiskys erfordert viel Fingerspitzengefühl beim Mixen. Denn erst mit viel Know-how wird das Torfige zum Blumigen.
Vor den modernen, wilden Barzeiten wie den unseren, als die Bar noch ein kleiner Zirkel reifer, kultivierter Connaisseurs war, hatte der schottische Whisky keinen leichten Stand bei den mixed Drinks, aber einen umso festeren bei den puren. Während sich auf dem smoothen, süßlichen Mais-Bourbon bald die gesamte amerikanische Cocktailkultur aufbaute, genoss der Europäer, speziell der Engländer, seinen Getreidebrand höchstens mit reinem oder Soda-Wasser verdünnt. Der »Whisky Soda« ist neben Lustigkeiten wie den Tiki-Drinks mit Schirmchen der (seriöse) Signature Long-Drink der 1960er-Jahre.
Die Widerständigkeit des Scotch wundert freilich nicht, denn das Strenge, Rauchige, Torfige duldet schwer andere Geschmäcker neben sich. Bis dato gab es da eigentlich nur zwei Klassiker: den »Rob Roy«, zubereitet wie ein Martini, mit Scotch statt Gin und süßem Wermut statt trockenem. Und den »Rusty Nail«, die im Tumbler auf Eis hergestellte Verbindung von Scotch und Drambuie, dem Whisky-Likör mit Honig und Kräutern. Zwei, die ohnehin zusammengehören. Der Rob Roy wurde 1894 im »Waldorf Astoria Hotel« in New York kreiert. Und auch der Rusty Nail aus den 1950er-Jahren, dessen Name auf seine Rostfarbe zurückgeführt wird, ist eine US-Schöpfung. Die heutigen jungen Mixologen dagegen überschreiten alle Grenzen und scheuen sich nicht, dabei sogar strengen Malt Whisky einzusetzen und mit exotischen Zutaten zu verbinden.
Diese Kreationen muss man selber kosten. Man glaubt es sonst nicht.
Zum Cocktail Rezept von Lukas Hochmuth
Falstaff Magazin Nr. 03/2016