Bernd Demmerer: »Das Team sprüht vor Energie.«
Die Entschleunigung der letzten Wochen hat alle stark betroffen, aber sie hat auch Raum gegeben, Konzepte und Ideen zu optimieren. So auch am Weingut Esterházy.
Unter anderem wurde der Onlineshop komplett neu überarbeitet und bietet nun ein übersichtliches Shopping-Erlebnis. »Es geht uns gut, alle Mitarbeiter sind wohlauf! Zum Glück haben wir zudem frühzeitig mit regelmäßigen Videokonferenzen begonnen. Dadurch konnten wir den fehlenden, direkten Austausch ein wenig kompensieren«, erinnert sich Bernd Demmerer, Salesmanager des Weinguts Esterházy. Im Interview spricht er über die letzte Zeit im Corona-Modus.
PROFI: Mit Corona ist eine nichtvorsehbare Krise eingetreten, die auch Sie schwer getroffen hat. Mit welchen Gefühlen blicken Sie in die Zukunft?
Bernd Demmerer: Wir sind in der glücklichen Lage, bereits seit vielen Jahren neben unseren HoReCa-Partnern mit Markenweinen den Einzelhandel zu beliefern. Zudem sind wir auf vielen internationalen Märkten aktiv. Durch diese – nennen wir es Risikostreuung – haben wir keine starke Abhängigkeit von einem singulären Markt und die aktuelle Situation bestärkt uns darin, den eingeschlagenen Weg weiterzuentwickeln. Wir sind mit allen Partnern in einem sehr engen, persönlichen Kontakt um deren Bedürfnisse zu verstehen und darauf zu reagieren. Daher sehen wir gespannt und voller Tatendrang in die Zukunft.
Welche Maßnahmen haben Sie in der Krise getroffen?
Unser Geschäftsführer Frank Schindler hat sehr schnell entschieden, das gesamte Weingut auf einen Schichtbetrieb umzustellen und die Verwaltung ins Home Office auszulagern. Unser Weingarten-Team arbeitet seitdem in kleinen Gruppen parallel in verschiedenen Rieden und macht dort einen super Job. Die Vegetation ist etwa zwei Wochen voraus und durch die geringen Niederschläge sind die Entwicklungsstadien der Reben sehr heterogen, was effizientes Arbeiten nahezu unmöglich macht. Mittlerweile fahren wir die Präsenzzeiten am Weingut langsam wieder hoch, denn die Nachfrage steigt und das Team sprüht vor Energie und Kreativität – das darf man nicht unterbinden.
Inwiefern kann die derzeitige Lage eine Chance für Weingüter sein?
Wir haben alle erlebt, dass Dinge, die bis vor wenigen Monaten in großem Stil undenkbar waren zur Normalität geworden sind. Große Meetings als Videokonferenz, Beratungsgespräche online, geführte Web-Tastings und Mitarbeiterschulungen und das alles über Internet, Soziale Medien oder Intranet – das wird uns auch in Zukunft in einer abgemilderten Form erhalten bleiben. Wir sparen damit Zeit, Geld und schonen die Umwelt – das ist die Nachhaltigkeit, von der man schon so lange spricht.
Damit sind wir bei der Zweiten, für uns bedeutenden Entwicklung. Die Globalisierung hat einen Dämpfer bekommen. Österreich mit seiner Regionalität, den Naherholungsgebieten sowie vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angeboten wird langfristig als Gewinner aus der aktuellen Situation hervorgehen. Das nördliche Burgenland ist unsere Heimat. Mit seinen vielen Sonnenstunden, der lieblichen Landschaft, dem Neusiedlersee, der Freiluft-Oper im Steinbruch von St. Margarethen, der Kulinarik und unseren mineralisch-saftigen Weinen vom Leithaberg bieten wir sehr viel, was es zu entdecken gilt.

Worauf legen Sie beim Weinbau besonderen Wert?
Seit 2019 verzichten wir im Weingarten auf systemische Spritzungen und haben so gute Erfahrungen damit gesammelt, dass wir seit dem Frühjahr 2020 offiziell in Umstellung auf eine rein biologische Bewirtschaftung sind. Für uns eine logische Konsequenz aus der Arbeit der letzten Jahre, in denen wir uns immer stärker auf unsere heimischen Rebsorten konzentriert und komplett nachhaltig gewirtschaftet haben. Im Fokus steht bei uns der Blaufränkisch, der am Leithaberg mit seinen Kalk- und Schieferböden unglaublich feingliedrige und tiefgründige Weine erzeugt, die zudem ein tolles Entwicklungspotential aufweisen und damit zu den Feinsten ihrer Art gehören.
Normalerweise sind Winzer gerne auf Messen, Events präsent. Können Sie den Kontakt zum Kunden in einer anderen Form kompensieren?
Wir haben den Kontakt zu unseren Partnern nie abbrechen lassen. Egal ob Telefon, Video, SMS, Email, Social oder »altmodisch« mit einem handgeschriebenen Zettel zusammen mit der Weinlieferung – wir nutzen alle Möglichkeiten. Mittlerweile sind Beratungs-, Verkaufs- und Schulungsvideokonferenzen zu einem festen Bestandteil unserer Arbeit geworden.
Einen Webshop zu führen ist das Gebot der Stunde. Wie nimmt Ihre Zielgruppe die Online-Alternative an?
Unser Webshop wird sehr gut angenommen. Er wird den Besuch bei uns auf dem Weingut nicht ersetzen können, denn die Emotionen, das Licht, die Weingärten, der Duft – all das fehlt. Aber wir können so unser Gesamtportfolio zeigen, neue Weine vorstellen und mit Hilfe unseres Schatzkellers verlockende Jahrgangsvertikalen und gereifte Großformate anbieten. Es geht hierbei also um ein wichtiges Schaufenster und nicht zuletzt darum unseren Partnern hochwertige Abbildungen, detaillierte Expertisen und korrekte Analysedaten auf einfachem Weg zur Verfügung zu stellen.
Möchten Sie einen Appell an die Branche richten – oder vielleicht auch ein Danke an Ihre Mitarbeiter?
Das Frühjahr 2020 hat uns allen viel Energie und Disziplin abverlangt. Trotz allem haben wir es geschafft, dass uns diese Anpassungen im Weingut noch stärker zusammengeschweißt haben. Darüber sind wir sehr froh, es macht uns ein Stück weit stolz und daher sagen wir vorbehaltlos Danke an alle, die das möglich gemacht haben.
esterhazywein.at