Trottevieille: links Neubau, rechts Bestandsgebäude

Trottevieille: links Neubau, rechts Bestandsgebäude
© Ulrich Sautter

Château TrotteVieille weiht neues Kellergebäude ein

Ein Neubau im Retro-Look, aber voller ausgeklügelter Kellertechnik.

Zum Beginn der diesjährigen Primeurwoche lud Philippe Castéja, Chef des Handelshauses Borie-Manoux und Herr über zehn familieneigene Châteaux, nach St. Émilion: Die Baustelle, die während der letzten zwei Jahre neben Château TrotteVieille entstanden war, hatte im vergangenen Herbst, rechtzeitig zur Lese, ein Ende genommen. Das Juwel der familieneigenen Châteaux, an einer der besten Stellen auf St. Émilions Kalkplateau gelegen und seit 1955 als Premier Grand Cru Classé B klassifiziert, verfügt nun über ein Gebäudeensemble wie aus einem Guss: Der Kellerneubau unterscheidet sich in Stil und optischem Aspekt so gut wie gar nicht vom Schloss und den älteren Bestandsgebäuden.

Drei-Sterne-Küche für 200 Gäste

Zur Feier des Tages waren rund 200 Gäste geladen, in einem eigens für diesen Anlass aufgebauten Pavillion ließ Philipp Castéja ein vier-Gänge-Menü von Christian Le Squer servieren, dem dreifach besternten Chef aus Paris’ Hotel Georges V. Zu den raffinierten Gerichten fuhr auch der Keller des Hauses groß auf: TrotteVieille aus den Jahrgängen 1961, 1959 und 1949 kamen aus Magnumflaschen in die Gläser der Gäste, dazu ebenso mehr oder weniger jüngere Jahrgänge wie 2015, 2000 und 1983. Vor allem die reiferen Weine brillierten als Speisenbegleiter, so der 1959er zu den »noisettes d’agneau au charbon de bois«, wo die Kohle als zarte Schicht auf den Lammnüsschen eine delikate Brücke zu den Grafit-artigen Reifenoten des Weins schlug.

Wurzelechter Cabernet franc

Bei einer Kellerführung vor Beginn des Mahls konnten sich die Gäste davon überzeugen, wie durchdacht der Neubau ausfällt: Es gibt genügend Gärtanks für eine parzellenreine Kelterung, aber auch experimentelle Motive wie zwei Amphoren, sowie ein als »Galileo« bekanntes kugelrundes Holzfass der Küferei Seguin-Moreau, in dem der Ertrag besonders alter, noch wurzelechter Cabernet franc-Rebstöcke vergoren wird. Von dieser Parzelle füllt Familie Castéja jedes Jahr nur etwa 150 Flaschen ab. Der Wein aus dem Jahrgang 2018 wurde am Schluss des Menüs serviert – und bezauberte die ohnehin schon von der Qualität von Speisen und Weinen euphorisierten Gäste mit ihrer aromatischen Komplexität und Tiefe.

Trottevielle Flaschenfotos
© Ulrich Sautter
Trottevielle Flaschenfotos
Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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