Der Almkulinarik auf der Spur
Auf der Alm gibt es bekanntlich keine Sünd’. Grund genug, weshalb die Berghütten in den Dolomiten auf Top-Kulinarik setzen.
Solange man nicht in den Dolomiten war, kennt man Südtirol nicht. Wintersportler finden hier einzigartige Skigebiete vor, Wanderer genießen das vielfältige Landschaftsbild, und im Sommer kommen die Kletterer, die sich an den bizarr wirkenden Dolomiten-Felswänden zwischen Langkofel, Sellastock und Heiligkreuzkofel kraftvoll emporarbeiten.

Einzigartig in Südtirol: Hat man die schroffen Gipfel genossen, erklimmt man die Gipfel der Genüsse – denn die Dolomiten-Region verfügt über eine famose Gastronomie! Hier treffen die bodenständige, deftige, einheimische Bauernkost, die würzige und pikante italienische Küche, aber auch die raffinierte und charmante Wiener Schule glücklich aufeinander. Und zwar mehr als erfolgreich. In den Dolomiten wimmelt es nämlich nur so von Sternen und Hauben. Es gibt keine italienische Region, in der es – gemessen an der Einwohnerzahl – so viele Feinschmecker-Restaurants, Gourmet-Trattorias oder Gustostückerl-Almhütten gibt wie in Südtirol.
Schneeball-Effekt
Als Primus inter Pares der Südtiroler Küche gilt Norbert Niederkofler. Er ist nicht nur der höchstdekorierte Koch in Südtirol, sondern auch ein wichtiger Impulsgeber. Und er hat neuerdings die Skihütten im Visier. So übernehmen, angeregt von Niederkofler, renommierte Sterne- und Haubenköche aus Italien, Deutschland, der Schweiz und Österreich Patenschaften für Skihütten in den Dolomiten und bringen so Genuss auf den Berg. »Top of the Mountains« heißt das nicht alltägliche Konzept, und die Qualität und die Kreativität der Speisen, die man in der Höhenlage serviert bekommt, sind es auch nicht. 14 Starköche entwickelten für 14 Hütten je ein ganz spezielles Gericht, das den Gästen während der gesamten Skisaison angeboten wird. Dabei lassen sich die Küchenchefs, darunter Kapazunder wie der Österreicher Simon Taxacher und der Schweizer Reto Mathis, von der Küche und den Traditionen ihrer eigenen Heimat inspirieren.
Das führt zu Speisen wie gerolltem Kaninchenbraten der Bleggio-Hochebene mit Leber oder gebackenem Kalbsbries auf gehacktem Kaisergranat, geräuchertem Topinambur-Schaum und Lakritze-Anis-Sauce. So etwas ist weit weg von üblichen Germknödelstandards. Das einmalige Ambiente der Dolomiten-Hütten, das kulinarische Erbe mit altösterreichischen und mediterranen Spezialitäten und die Traumpanoramen auf sonnigen Terrassen laden aber das ganze Jahr über ein, hier die Energiereserven mit Spitzenkulinarik wieder aufzuladen.
Hüttenzauber
Am Fuße des Langkofels unter der Nordwand, mitten in den Dolomiten, wartet die »Emilio-Comici-Hütte« mit einer spektakulären Speisekarte auf, die mit frischen Kräutern, modern komponierten Tiroler Klassikern (wie das Speck-Carpaccio mit Pilzen!) und besonders feinen Fischgerichten zu begeistern weiß. Die Wein- und Destillate-Karte ist auf Michelin-Sterne-Niveau. Den Feinschmeckerluxus vor der atemberaubenden Kulisse des gewaltigen Sellastocks muss man sich gönnen – und fühlt sich dabei gleich am Olymp angekommen.Für Südtirol-Besucher sind die saftigen Almen zudem Orte der Entschleunigung. Die Lebensmittel, die hier hergestellt werden, sind naturrein und ursprünglich. Frische Luft und vielfältige Gräser und Kräuter sorgen für erstklassiges Fleisch und schmackhafte Milch. Die »Gostner Schwaige« auf der Seiser Alm ist eine richtige Almwirtschaft in Miniatur, mit Schafen, Hühnern und Kühen auf 1930 Höhenmetern, mit einem Kräuter- und einem Blumengarten. Aus der Milch wird Käse oder Butter gemacht, das Fleisch für Franz Mulsers Kleinstgasthaus stammt aus dem Familienhof. Es gibt wahrscheinlich in ganz Südtirol keinen besseren Kaiserschmarrn mit einheimischer Preiselbeermarmelade als hier, wo er mit essbaren Blüten garniert in der Eisenpfanne serviert wird. Einmal mehr der Beweis, dass es auf der Alm keine Sünd’ gibt.

Slow-Travel Tipps
Emilio-Comici-HütteGroßartige, spektakuläre und auch legendäre Almhütte. Gekocht wird auf Sterne-Niveau, dazu gibt es eine Weinkarte, die keine Wünsche offenlässt. Ein lukullischer Traum am Berg.
Via Plan de Gralba 24,
39048 Selva di Val Gardena
T: +39 0471 794121
www.rifugiocomici.com
Gostner Schwaige
Unter »Schwaige« versteht der Südtiroler einen kleinen Heuschuppen. Ohne Schnickschnack kommt eine großartige Bauernküche auf den Tisch.
Seiser Alm,
39040 Seis am Schlern
T: +39 347 8368154
www.aussergost.com
Ciaulonch Schwaige
Streichelzoo, Kinderspielplatz, dazu einkleiner Teich zum Fischen: Die Almhütte sorgt für ein schönes Rundumpaket. Köstliche Südtiroler und italienische Gerichte.
Strada Ciaulonch 11/B
39047 St. Christina – Gröden
T: +39 338 7573150
ciaulonch@cisles.it
Schafstall
Nette Almhütte in der Nähe von Marinzen, die zwar leicht zu erreichen ist, aber nur im Sommer geöffnet hat.
Tioslerweg 31,
39040 Kastelruth
T: +39 335 6141761
www.kastelruth.org/schafstall-huette
Hofer Alpl
Die Almhütte liegt mitten im Naturpark Schlern-Rosengarten und wird von einem ambitionierten Vater-Sohn-Duo geführt, das mit Gastfreundschaft und ehrlicher Südtiroler Küche zu verwöhnen versteht.
Schlernstraße 47,
39050 Völs am Schlern
T: +39 0471 725288
www.hoferalpl.it
Daniel-Hütte
Zu jeder Jahreszeit winken auf dieser sympathischen Almhütte wunderbare Gerichte, die für Südtirol stehen. Grandiose Aussicht.
Strada Mastlè,
39047 St. Christina – Gröden
T: +39 335 6482660
www.seceda.cc
Ütia Gardenacia
Die schön gelegene Hütte ist über die Gardenaciabahn erreichbar.
Naturpark Puez-Geisler,
39036 La Villa
T: +39 0471 840128
www.gardenacia.it
Top of the Mountains
Die Dolomiten, insbesondere die Region rund um Alta Badia, sind nicht nur Ski- und Wander-Paradies, sondern auch ein Genuss-Eldorado. Die Gastro-Offensive »Top of the Mountains« ist nur ein Beweis dafür: 14 internationale Topköche knöpfen sich 14 Skihütten vor. Abgesehen davon gibt es spannende Gourmet-Events wie eine »Wein-Skisafari«.
www.altabadia.org
Aus dem Falstaff Spezial Südtirol 2017