Philipp Grassl, Gerhard Markowitsch, Werner Achs und Thomas Kopfensteiner (v.l.) sind die Sieger im Falstaff Rotweinguide 2021. Aus Sicherheitsgründen wurden die Winzer einzeln fotografiert und die Bilder am Computer zusammengefügt.

Philipp Grassl, Gerhard Markowitsch, Werner Achs und Thomas Kopfensteiner (v.l.) sind die Sieger im Falstaff Rotweinguide 2021. Aus Sicherheitsgründen wurden die Winzer einzeln fotografiert und die Bilder am Computer zusammengefügt.
© Raffaela Pröll

Die Sieger des Rotweinguides 2020/2021 im Portrait

Fast 1400 österreichische Rotweine wurden für den Falstaff Rotweinguide 2021 bewertet. Der begehrte Titel »Falstaff-Sieger Jahrgang 2018« ging an Philipp Grassl aus Göttlesbrunn. Bei der Reserve Trophy gab es zweimal die 100-Punkte-Topwertung.

Da durch die bekannten Umstände die große Rotweingala im November 2020 ausfallen musste, fehlte den ausgezeichneten Winzern erstmals die Gelegenheit, ihre Topweine dem interessierten Publikum persönlich zu präsentieren – was hiermit nachgeholt werden soll. Also …

Beim Rennen um den punktehöchsten Wein des aktuellen Jahrgangs der Prämierung, diesmal 2018, stellte sich wie so oft die Frage: Wird es ein reinsortiger Wein oder eine Cuvée?

Um es kurz zu machen: Der diesjährige Falstaff-Sieger kommt von Philipp Grassl aus Göttlesbrunn in Carnuntum und ist der Carnuntum DAC Ried Bärnreiser 1ÖTW Höflein 2018, Weinfreunden kurz und bündig als »der Bärnreiser« bekannt.

Knapp ging es jedenfalls in der Cuvée-Kategorie zu, denn Grassls Freund Ger­hard Markowitsch landete mit seinem Carnuntum DAC Ried Rosenberg 1ÖTW Höflein 2018 nur einen Wimpernschlag in den Kommastellen hinter Grassl auf Rang zwei – und zwar sowohl in der Cuvée-Kategorie als auch als Falstaff-Sieger. Beide Topweine erhielten starke 98 Punkte. Den dritten Platz bei den Cuvées holte sich ­­mit Franz Netzl ein dritter Winzer aus Göttlesbrunn, der mit Carnuntum DAC Ried Bärnreiser 1ÖTW »Anna-­Christina« 2018 und 97 Punkten das Glück der Weinbaugemeinde im Osten Wiens zur Vollendung brachte.

220 Weine waren in der Cuvée-Gruppe des Jahrgangs 2018 am Start, bei den reinsortigen Blaufränkisch 2018 waren es 150 Sortenvertreter. Über den Sieg in der Sortengruppe darf sich das Weingut Kopfensteiner aus Deutsch Schützen mit dem Eisenberg DAC Reserve Ried Reihburg 2018 freuen, der mit 98 Punkten auch der dritte Falstaff-Gesamtsieger des Jahrgangs ist.

Paul Achs aus Gols belegte mit seinem Blaufränkisch Ried Unterberg 2018 und 97 Punkten den zweiten Platz, gefolgt von Reinhold Krutzler aus Deutsch Schützen mit Blaufränkisch Perwolff 2018 mit ebenfalls 97 Punkten.

Unter 160 eingereichten reinsortigen Blauen Zweigelt 2018 konnte René Pöckl aus Mönchhof mit der Neusiedlersee DAC Reserve 2018 und stattlichen 95 Punkten den Sortensieg einfahren. Der zweite ­Platz ging an Kurt Angerer aus Lengenfeld im Kamptal für den enorm kraftvollen Zweigelt Ried Schreckenstein limited edition 2018, den dritten Rang belegte Hans »The Butcher« Schwarz aus Andau mit dem Zweigelt Schwarz Rot 2018 (94 Punkte).

Sortentypizität im Fokus

Den Sieg in der mit rund 50 Weinen heuer jahrgangsbedingt etwas schwächer besetzten Gruppe der Cabernet Sauvignons holte das Weingut Leberl aus Großhöflein mit Cabernet Sauvignon CALX 2018 (94 Punk­te) vor Anton Bauer aus Feuersbrunn am Wagram mit Cabernet Sauvignon Reserve Limited Edition 2018 sowie dem ebenso mit 93 Punkten bewerteten Cabernet Sauvignon Ried Neuberg 2018 vom Winzerhof Kiss in Jois am Leithaberg.

Besser kam der Merlot mit den Witterungsbedingungen im Jahr 2018 zurecht, was sich auch in der hohen Anzahl von 85 eingereichten Weinen ausdrückte. Mit tollen 95 Punkten siegte hier das Weingut Krutzler aus dem Südburgenland mit Merlot 2018, den zweiten Platz sicherte sich der Merlot 2018 vom Klosterkeller der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt mit 94 Punkten, das Stechen um den dritten Rang holte sich mit 93 Punkten Niki Windisch aus Großengersdorf im Weinviertel mit dem Merlot Sandwühler 2018 vor sieben weiteren Weinen mit gleicher Punktezahl.

Gut etabliert hat sich im Laufe der vergangenen Jahre die seit 2001 als Qualitätsrebsorte zugelassene Varietät Syrah. Hier darf sich das Weingut Wellanschitz aus Neckenmarkt im Mittelburgenland mit dem Syrah Ortho­gneis 2018 über den Sortensieg freuen. Ebenfalls mit 94 Punkten wie der Sieger wurde The Shiraz 2018 von Erich Scheiblhofer aus Andau Zweitplatzierter, den dritten Rang holt sich Toni Hartl aus Reisenberg mit dem Syrah Ried Thenau 2018.

Besonders hart umkämpft – dank Topqualitäten an der Spitze – war der Sortensieg beim Pinot Noir, wo gleich fünf Weine mit 95 Punkten in ein Stechen gehen mussten. Am Ende ergab sich folgendes Resultat: Sieg für Fritz Wieninger aus Wien-Stam­mersdorf mit Pinot Noir Grand Select 2018 hauchdünn ­vor dem Weingut der Familie Auer aus Tattendorf in der Thermenregion mit Pinot Noir Reserve 2018 und Paul Achs aus Gols mit Pinot Noir Selektion P 2018 – übrigens alle aus biologischem Anbau.

Sehr hohes Niveau bewiesen die Sortenvertreter des St. Laurent aus dem Jahrgang 2018, die den Pinots um nichts nachstanden. Hier krönte sich Markus Iro aus Gols mit dem St. Laurent Ried Herrschaftswald Privatfüllung 2018 zum Champion, fast gleichauf mit 95 Punkten rangiert Walter Glatzer aus Göttlesbrunn mit seinem St. Laurent Alte Reben 2018. Das Weingut Erich Sattler aus Tadten freut sich mit 94 Punkten über den dritten Rang für den St. Laurent Reserve 2018.

Grandiose Reserven

Zu besonderer Bedeutung hat sich die Reserve Trophy entwickelt, in der jene Weine bewertet werden, die länger im Fass und auf der Flasche reifen dürfen, bevor sie auf den Markt kommen. Es handelt sich dabei nicht um Weine aus der Vinothek, sondern um jene, die im Laufe des Jahres 2020 erstmalig auf den Markt gekommen sind. In den letzten 18 Jahren hat die Anzahl der hier eingereichten Weine stetig zugenommen, und so hat die Jury entschieden, die Reserve Trophy dieses Mal in zwei Gruppen zu teilen. Erstmals wurde die Rebsorte Blaufränkisch separat ausgezeichnet, während die Cuvées und die anderen Sortenweine in der allgemeinen Gruppe starteten. Insgesamt waren nicht weniger als 355 Weine am Start, darunter auch die wohl besten Rotweine, die die heimische Weinszene in den letzten Jahrzehnten hervorgebracht hat. Das Gros der Einreichungen kam aus dem tollen Jahrgang 2017, der selbst für höchste Ansprüche nichts zu wünschen übrig ließ. Dass schließlich in beiden Reserve-Gruppen der beste Wein mit 100 Punkten ausgezeichnet wurde, ist Ausdruck dafür, was die heimi­schen Topwinzer zu leisten imstande sind. Noch nie war die Dichte an herausragenden Rotweinen so hoch – und gemessen an der internationalen Szene sind diese Topkreszenzen preislich zur Freude der Weinliebhaber noch immer sehr moderat gehalten.

Zum Sieger der Reserve Trophy der Gruppe Cuvée und Sortenvielfalt wurde Werner Achs aus Gols mit seiner Cuvée Werner Achs Reserve aus 2017 erkoren und mit 100 Punkten bewertet – eine Ikone der Zukunft, die über Kultpotenzial verfügt. Der zweite Platz ging ans Mittelburgenland, das Weingut Kerschbaum holte sich mit der Cuvée Paul Kerschbaum 2017 und 99 Punkten die Silbermedaille. Den dritten Rang teilen sich ex aequo zwei Weine aus Göttlesbrunn in Carnuntum mit 98 Punkten, nämlich Philipp Grassls Grassl Reserve 2017 und Gerhard Markowitschs M 2017.

Der Sieger in der neuen Kategorie Reserve Trophy Blaufränkisch heißt Hans »John« Nittnaus aus Gols, dessen Leithaberg DAC vom Joiser Jungenberg aus dem Jahrgang 2017 alles mitbringt, was ein perfekter Blaufränkisch braucht. Um diesem Punkt Nachdruck zu verleihen, wurden auch diesem Superwein 100 Punkte zuteil. Einen Hauch dahinter reihte sich Albert Gesellmann aus Deutschkreutz ein, der mit Blaufränkisch hochberc 2017 und 99 Punkten den zweiten Rang belegte. Und auch in dieser Gruppe gab es mit jeweils 98 Punkten zwei dritte Plätze: Diese holten das Weingut Prieler aus Schützen am Gebirge mit dem Leithaberg DAC Ried Goldberg 2017 sowie Roland Velich vom Weingut Moric mit dem Blaufränkisch Lutzmannsburg Alte Reben aus 2017.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2021

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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