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Fine & Rare: Schrader Vineyards

Das Kultweingut aus Oakville/Napa Valley verfügt über Weinberge im To Kalon Vineyard – und produziert dort Cabernet Sauvignon-Kelterungen von unterschiedlichen Klonen.

Wenn ein Weinberg »To Kalon Vineyard« heißt, haben Altsprachler ein Bild vor Augen – schließlich stammt »το καλόν« aus dem Altgriechischen und bedeutet »das Schöne«. Doch auch seiner Weine wegen ist die gleichnamige Lage in Oakville im Napa Valley berühmt. Die Bezeichnung geht auf ein hier tätiges Weingut aus dem 19. Jahrhundert zurück. Als dieses zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Bildfläche verschwand, wurden dessen Weinberge parzellenweise an verschiedene Eigentümer verkauft. Erst mehrere Generationen später kam der Weinbergsname im Sinne einer Herkunftsbezeichnung in Mode, und anfangs der 2000er Jahre zogen sogar zwei Weingüter vor Gericht, die sich über den »wahren« To Kalon-Weinberg und die korrekte Ausdehnung der Ursprungsbezeichnung stritten. Nicht nur des vorherrschenden Cabernet Sauvignon und nicht nur der kiesigen Schwemmlandböden wegen liegen also Ähnlichkeiten zu Bordeaux auf der Hand. Auch die Eifersucht unter Nachbarn ist Weinkennern aus Bordeaux bestens vertraut: In Pomerol beispielsweise gibt es zwei Nachbarweingüter, von denen das eine den Namen »Croix du Gay« und das andere den Namen »Vrai Croix du Gay« trägt.

Jason Smith.
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Die Ironie der Geschichte will es, dass die damaligen Kontrahenten, Robert Mondavi und Schrader Cellars, heute beide zum Besitz des Weinkonzerns Constellation Brands gehören. Dessen General Manager für die Ultra-Luxury & Icon Wines, Master Sommelier Jason Smith war nun gerade auf Deutschlandtour, um die Weine von Schrader Cellars vorzustellen. Eine Besonderheit von Schrader ist dabei, dass verschiedene Cabernet-Clone separat gekeltert und abgefüllt werden.

Wie die Verkostung zeigt, sind die geschmacklichen Unterschiede nicht minder beeindruckend, als man es von Tastings mit verschiedenen Pinot-Noir-Clonen kennt. Für den Schreibenden zeigte sich dabei in der Verkostung der historische kalifornische Cabernet-Clon »6« als ein ausgezeichneter Transporteur des Terroir: Mit seiner profunden Mineralität und betont vertikalem Bau ist dies allerdings auch der reifebedürftigste der verkosteten Weine. Etwas zugänglicher, mit druckvoller Frucht zeigte sich der Clon 337. Die vielleicht komplettesten verkosteten Weine stammen vom Clon 4. Mit Flaschenpreisen zwischen 430 und 450 Euro (bacchus-vinothek.de) – nur der Zweitwein »Double Diamond« bleibt unter 100 Euro – sind diese Abfüllungen zwar keine ökonomischen Leichtgewichte, verglichen mit den Preisen anderer kalifornischer Kult-Cabernets halten sie aber zweifellos Maß.

 

ZU DEN VERKOSTUNGSNOTIZEN

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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