Vater Michael und Sohn Felix Schneider.

Vater Michael und Sohn Felix Schneider.
© Victoria Zwiauer Photography

Geburtsstunde einer neuen Brauerei

Der »Brauschneider« soll noch Ende dieses Jahres in Schiltern bei Langenlois eröffnen.

Michael Schneider ist einer jener Menschen, die etwas schaffen wollen. Neben Management-Erfahrungen und gesicherter Finanzierung braucht man in Österreich dafür vor allem zwei Tugenden: Hartnäckigkeit und Geduld. Glücklicherweise ist Schneider auch mit diesen Charakterzügen gesegnet und so kommt es, dass er noch heuer eine eigene Brauerei eröffnen wird. Zumindest soll der Probebetrieb laut Plan noch im Dezember 2016 starten. Der Name »Brauschneider« ist in der Craft Beer-Szene kein unbekannter mehr. Als Nomadenbrauer fand Michael Schneider bei Peter Bruckner im Erzbräu in Gaming Obdach und verkaufte im Jahr 2013 sein erstes Bier. Im Moment hat er vier Sorten im Angebot: IPA, Hanfbier, Pilsner und ein helles Lager. Die Leidenschafts für's Brauen wurde in ihm aber schon viel früher entfacht.

Michael Schneider blickt auf eine Karriere im internationalen Management eines Stahl-Konzerns zurück. Seine beruflichen Wege führten ihn mehrfach in die USA, nach Kanada und nach England, wo er eine überaus bunte Bierszene und -vielfalt vorfand. »Österreich war damals eine richtige Bier-Wüste«, erzählt der Bierbrauer aus Leidenschaft. In Österreich wurde zwar schon immer viel Bier getrunken (wir liegen nach den Tschechen weltweit an zweiter Stelle beim Jahreskonsum), aber bei den Bierstilen herrschte um die Jahrtausendwende Flaute – der Handel wurde von Märzenbier dominiert und eine Kleinbrauerei nach der anderen wurde von Konzernen geschluckt. Ganz anders in den oben genannten Ländern: Hier hatte sich bereits eine enorm innovative Craft Beer Szene etabliert, die viele frische Impulse setzte. Von diesen Eindrücken inspiriert begann Schneider selbst Bier zu brauen. Zuerst im kleinsten Rahmen im eigenen Keller, dann investierte er immer mehr in Equipment. Solange bis ihm sein Keller in Drosendorf im nördlichen Niederösterreich zu eng wurde. Mit den Verkaufserfolgen seiner ersten eigenen Biere nahm der Wunsch nach einer eigenen Brauerei immer konkretere Formen an. Die konkrete Projektplanung begann im Jahr 2014, doch die Standortsuche erwies sich als unerwartet mühsam – einige Gemeinden waren offenbar nur wenig an der Schaffung von neuen Arbeitsplätzen interessiert.

Michael und Felix Schneider mit ihren Bieren mit markantem Flaschendesign.
© Victoria Zwiauer Photography
Michael und Felix Schneider mit ihren Bieren mit markantem Flaschendesign.

Doch die Mühen der langwierigen Suche wurden belohnt, denn der Unternehmer fand in Schiltern bei Langenlois ideale Voraussetzungen vor. Mit dem Bau wurde schließlich im Juli dieses Jahres begonnen. Schneider zeigt sich glücklich über die Unterstützung der Gemeinde Langenlois und über die synergetischen Möglichkeiten in Schiltern: »Pro Jahr kommen schon bis zu 180.000 Besucher, um die Kittenberger Erlebnisgärten und den Arche Noah Schaugarten zu besuchen. Ich möchte mit der Brauerei einen zusätzlichen Anreiz für einen Besuch bieten.« In den Kittenberger Gärten soll es einen eigenen Brauschneider Biergarten mit frisch gezapftem Bier und kleinen Schmankerln geben. In der Brauerei selbst wird es ebenfalls eine Ausschank geben, dazu natürlich einen Shop sowie einen flexiblen Präsentationsbereich. Auch Führungen werden angeboten. »Wir wollen den Menschen unsere Bierphilosophie anschaulich und leicht verständlich erklären, wir wollen keine Bierexperten heranziehen«, weiht Schneider in seine Pläne ein. Dem Niederösterreicher liegt viel daran, eine möglichst breite Schicht anzusprechen.

Unterstützung bekommt Michael Schneider von seinem Sohn Felix, der sich in seiner Ausbildung schon ideal auf das Familienprojekt vorbereitet hat: Genau rechtzeitig hat er sein Studium der Brau- und Getränketechnologie im bayrischen Weihenstephan als Diplom-Braumeister abgeschlossen. Die Schneiders werden rund zehn Arbeitsplätze schaffen und wollen offen für Gastbrauer sein: »Auch Gastronomiebetriebe, die ihr eigenes Bier machen wollen, sind herzlich willkommen«, sagt Schneider senior. Er verweist dabei auf die geplanten High-Tech-Anlagen, mit denen er Flaschen von 0,33 bis zu 1,5 Litern füllen kann. Die gesamte Technik wird auf größtmögliche Flexibilität ausgerichtet, er will viele verschiedene Dinge ausprobieren. Bei der schon bekannten Diskussion zum Thema »Was ist noch eine Craft Beer Brauerei?« meint der Bierbrauer, dass gerade Kleinbetriebe hochtechnologisch arbeiten müssen, um beste Qualitäten bieten zu können. Die hygienischen Ansprüche sind bei einer Brauerei eher mit einer Molkerei zu vergleichen als mit einem Weingut. Kleine Fehler können zu großen Ausfällen führen. Aber am tiefsten ist bei Schneider wohl der Qualitätsgedanke verankert: »Ich will etwas ganz Besonderes machen! Etwas wo es um Qualität und Kreativität geht!« Die heimische Craft Beer-Community freut sich schon darauf.
www.brauschneider.at

Bernhard Degen
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