Hohe Brotkultur auf der Fojedöra Hütte
Auf 2100 Metern liegt die Fojedöra Hütte in Südtirol. Mit einer kleinen Wanderung erreicht man den kleinen Almbetrieb und kann sich durch durch köstliche Hüttenschmankerl probieren.
Zwischen dem schönsten Bergsee Südtirols (Lago di Braies) und dem besten selbstgebackenen Brot auf einer Almhütte liegen nur zweieinhalb Stunden Wanderung und 600 Meter Seehöhe – diese aber fast alle in der letzten halben Stunde der Wanderung. Etwas keuchend und atemlos erreichte ich deshalb die ersehnte Hochalm, um mir selber ein Bild der soviel gepriesenen Brotkultur auf über 2100 Metern zu machen.
Simon, unser Mann in Südtirol
Simon Wöckl und Anita Obwegs bewirtschaften diese Alm seit ein paar Jahren mit Freunden. Ich kenne den studierten Agrarwissenschaftler und Bäckermeister Simon Wöckl beruflich aus Wien und habe bereits seine hohe Bäckerkunst über Kruste & Krume kennengelernt.
Aber nicht nur frisches Brot gibt es auf der Hochalm. Seit vier Jahren haben die jungen Idealisten auch eine Käserei mit Butter, Joghurt, Topfen, Graukäse und Ricotta die von zwölf Kühen und 25 Ziegen mit Milch versorgt wird. Als bemerkenswertes Detail am Rande sei erwähnt, dass Simon den Käse zur Reifung im Herbst mit nach Wien nimmt und sie in einem tiefen Keller in der Nähe des Stephansdoms reifen lässt. Auf jeden Fall bekommt dem Käse die lange Reise gut, das Geschmacksergebnis ist überzeugend.
Beste Gastronomie auf 2000 m Seehöhe
Obwohl mein Besuch noch sehr am Saisonanfang stattfand, war die Hütte zum Bersten voll. Die hohe Brotkultur hat sich anscheinend schnell herumgesprochen. Trotz der Geschäftigkeit wird jeder Gast herzlich und sehr persönlich begrüßt und in das kulinarische Angebot eingeweiht.Geboten wird eine kleine Gastronomie mit bodenständiger Hüttenkost bestehend aus Eierspeise, Schinken, Jausen-Platte und Grießschmarren mit selbstgemachtem Röster von Simons Oma. Das unangefochtene Highlight dazu sind eine Vielzahl frisch gebackener Brote und Striezel aus dem Eisenofen im Freien. Auch süße Flecken, Gugelhupf, Buchteln und Germteigspezialitäten werden aufgetischt.

Das Mehl dazu kommt von der Leitner Mühle aus Pflaurenz, ein kleiner regionaler Betrieb im Pustertal, dessen Mehl besonders frisch und arteneigen nach Getreide duftet. Die Brotauswahl und die Qualität auf der Hochalm entspricht den Brotwägen der besten Gourmettempel Österreichs und Frankreichs. Der Geschmack aber entspricht nur diesem einzigartigen magischen Platz in der Berghöhe mit einer Aussicht auf die Dolomiten des Fanes-Sennes-Prags Naturparks. Die Höhenluft und der gusseiserne Ofen geben dem Brot eine würzig-rauchige Note, aber auch eine dezente und herbe Süße, die mich an Kindheit, Sommer und Geborgenheit erinnern. Noch warm und duftend komplettiert das Brot den Schinken und Speckgeschmack. Die dazu noch leicht cremige Eierspeise wird dann zu einem Wohlfühlgericht, das die Almwiesen noch grüner erscheinen lässt.
Alles was produziert wird, kommt zu 60 Prozent der eigenen Gastronomie, zu 30 Prozent den Bauern, den Tieren und zu zehn Prozent dem Eigenverbrauch zu Gute.