© Günther Schönberger

Offener Brief von Günther Schönberger an die Pfarrkirche Mörbisch

Die Pfarre Mörbisch will Günther Schönberger seine Weingärten nicht länger verpachten. Die Konsequenz wäre die Rodung der Rebstöcke.

Winzer und Ex-EAV-Mitglied Günther Schönberger schrieb bezüglich der geplanten Rodung der Weingärten einen offenen Brief an Pfarrer Johannes Salzl und die Pfarrkirche Mörbisch, an die Diözese in Eisenstadt sowie an ausgewählte österreichische Medien:

Sehr geehrter Herr Pfarrer,
Mag. LLic. Dr. Monsignore Johannes Salzl!
»O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege!« Diese Passage aus dem Römerbrief (11,33) dürfte Ihnen als Vertreter der Kirche ja bestens bekannt sein. Die Wege des Herren sind unergründlich, so sagt der Volksmund dazu.
Und das ist auch für mich die einzige Begründung für das, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Oder besser für das, was eben nicht passiert ist. Gerne hätte ich dazu ja mit Ihnen persönlich gesprochen. Über Wochen hinweg war das jedoch nicht möglich. Ich erreichte Sie weder persönlich, noch telefonisch, selbst die zugesagten Rückrufe blieben aus. Vielleicht hätte ich Sie einfach im Beichtstuhl besuchen sollen. Dort hat der Pfarrer für Sünder ja immer ein offenes Ohr, heißt es.
Nun erlaube ich mir diesen Weg zu wählen.
Sie werden vermutlich schon ahnen, um was es geht. Und zwar um die Weingärten Kräften und Oberer Seeacker, die ich von der Pfarrkirche Mörbisch seit 1. Oktober 2002 gepachtet habe. Auf diesen etwa einem Hektar entstehen wunderbare Weine - Welschriesling, Neuburger und natürlich Blaufränkisch. Aber was rede ich. Das wissen sie ja natürlich. Erst im vergangenen August habe ich Ihnen für Ihr Pfarrfest Weine gesponsert. Wie auch in den Jahren zuvor. »Geben ist seliger denn Nehmen«, sagt Jesus (Apostelgeschichte 20,35). Ein Zitat, das mir immer schon gut gefallen hat.
Dass der Pachtvertrag für besagte Weingärten nun mit 30. September 2017 ausgelaufen ist und einer Verlängerung von Ihrer Seite nicht zugestimmt wurde, muss ich wohl hinnehmen. Dass Sie nun jedoch verlangen, dass die fast 40 Jahre alten Rebstöcke gerodet werden müssen, widerspricht wohl all dem, für das die Kirche steht und für das auch ich stehe.
Es ist eine Vernichtung von Leben und eine Vernichtung von Kultur. Die Weinstöcke haben mit ihren fast 40 Jahren noch nicht einmal die Hälfte ihrer Lebensdauer hinter sich. Die Weingärten selbst wurden von Beginn an biodynamisch bewirtschaftet. Über die gekelterten Weine aus diesem Garten freut sich nicht nur Ihre Gemeinde beim Pfarrfest, sondern sie werden von Menschen aus aller Welt getrunken und als wertvoll und besonders empfunden. Diese Reben nun zu zerstören, kommt einer Kulturschande gleich. Überall auf der Welt werden alte Rebbestände gesucht und gepflegt. Zudem ist Mörbisch ein Ort, der eine Jahrhunderte alte Weinbautradition hat.
War es nicht Jesus, der am Abend vor seinem Tod beim Mahl mit seinen Jüngern Brot und Wein stiftete als bleibendes Zeichen seiner Gegenwart der Gemeinde? Seit jeher hat die Kirche Weinbau und Weinbereitung nachhaltig gepflegt, bewahrt und veredelt. Und nun treten Sie dafür ein, dieses lebendige Kulturgut zu zerstören? Ich, lieber Herr Pfarrer, bringe das nicht über mein Herz. Und zu gern würde ich verstehen, warum Sie das wollen.
Liegt es am Pachtzins, den ich einmal im Rückstand gewesen bin als der Frost einen großen Teil der Ernte hinwegraffte und es finanziell leider nicht so einfach gewesen ist? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, der Rückstand ist längst beglichen und mein Angebot steht, die Pacht zukünftig ein Jahr im Voraus zu bezahlen.
Was also bewegt Sie dazu, die lebendigen Weinstöcke, dieses wertvolle Kulturgut, roden lassen zu wollen? Ich hätte Sie das gerne persönlich gefragt. Doch leider sind Sie den Gesprächen immer ausgewichen. So habe ich nun also die Möglichkeit dieses offenen Briefs gewählt und hoffe sehr auf Ihre geschätzte Antwort oder ein persönliches Treffen, damit ich verstehen kann, warum die Kirche in diesem Fall gegen ihre eigenen Grundsätze vorgeht. Und ich vielleicht auch die Möglichkeit bekomme, Ihnen meine Sichtweise näher zu bringen.
Denn es wird ja letzten Endes wohl nicht so sein wie der Dichter Heinrich Heine einst niederschrieb: »Ich kenne die Weise, ich kenne den Text. Ich kenn auch die Herren Verfasser; Ich weiß, sie tranken heimlich Wein, und predigten öffentlich Wasser.«
Herzlichst,

Günther Schönberger

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