Diskretion, Aufmerksamkeit und fixes Möglichmachen anderswo unmöglicher Wünsche sind hier seit jeher gelebte Routine.

Diskretion, Aufmerksamkeit und fixes Möglichmachen anderswo unmöglicher Wünsche sind hier seit jeher gelebte Routine.
© Andreas Tischler

Restaurantguide 2023: »Rote Bar« hat den besten Service des Jahres

Wien-Reisende lieben ihr Flair versunkener Zeiten, in Wien Lebende den Charme, mit dem man hier, im Herzen des Sacher, auf sehr wienerische Art umhegt und umpflegt wird.

Die Rote Bar ist ein Wiener Kulturmonument – und das schon seit jenen Tagen, als die hohen Offiziere der kaiserlichen Armee sich das Sacher als heimliches Hauptquartier für nobles Flirten und mehr in den damals so beliebten »Chambres Séparées« des Hotels hinter der Oper auserkoren hatten.

Die diskreten Räume sind Geschichte, heute kommt man hierher, um gesehen zu werden. Habitués wissen, dass sich die blendend disponier­ten Ober oft noch nach Jahren erinnern, dass der Gast des Stammgasts seinen Tafelspitz einst doch »mit besonders prominentem Fettrandl« zu ordern wusste.

Solche Erinnerungskraft und Hingabe an den Gast ist es, was wahren Luxus ausmacht. Über die Küche und ihre Wechselbäder weiß der Gast nur Gutes zu berichten, auch weil alles andere unelegant wäre. Den Service aber – hierorts mit wienerischer Eleganz noch »Bedie­nung« gerufen – wird er voll und ganz loben: Diskretion, Auf­merksamkeit, fixes Möglichmachen anderswo unmöglicher Wünsche und, natürlich, die Selbstverständlichkeit der Anrede des Gasts mit dem richtigen Titel (und sei er auch anderswo längst abgeschafft) sind hier seit jeher gelebte Routine.


RESTAURANTGUIDE 2023



Redaktion
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