Tag des österreichischen Bieres
Historisch war der der 30. September »Brausilvester« – doch die heimische Bierlandschaft unterliegt einem grundlegenden Wandel.
Der Craft Beer Trend ist ausgerechnet aus jenen Ländern nach Österreich gekommen, die keine historische Braukultur aufweisen können: Wer wollte in den 1980er-Jahren schon freiwillig Bier aus Italien oder den USA trinken? Doch genau dieses Vakuum haben innovative und leidenschaftliche Brauer in diesen Ländern für sich genützt und mit einer bunten Vielfalt an Bierstilen gefüllt. Der heimische Markt war sehr auf den populären Märzen-Stil fokussiert und der Geschmack wurde vordergründig auf den Mainstream ausgerichtet. Junge und experimentierfreudige Bierbrauer nahmen sich Anleihen an den international erfolgreichen Bierstilen von IPA bis Stout, entdeckten Klassiker aus Belgien und der heimischen Geschichte wieder und sorgten für eine erfrischende Vielfalt in Österreich. Die großen Brauereien ließen sich von den innovativen Jungunternehmern in zweierlei Hinsicht inspirieren: Einerseits wurden neue Bierstile ins Programm genommen und andererseits die Marketingmaßnahmen entstaubt. Das Märzenbier ist zwar immer noch unangefochtene Nummer eins bei den Bierstilen, aber die Konsumenten wurden wie die Gastronomen experimentierfreudiger.
Brausilvester
Nach einer Zeit der Marktkonzentration gibt es nun wieder zahlreiche Neugründungen: Mit aktuell 214 heimischen Braustätten besitzt Österreich eine der höchsten Brauereidichten weltweit – auf knapp 39.000 Einwohner kommt eine Brauerei. Viele dieser Betriebe können auf eine jahrhundertelange Erfahrung zurückblicken und haben schon früher am 30. September Brausilvester gefeiert. Dieser Brauch zur Feier eines neuen Bierjahres kann bis ins frühe Mittelalter zurück verfolgt werden. Damals waren die Menschen mit einer Situation konfrontiert, die heute unvorstellbar wäre: einem sommerlichen Herstellungsverbot für Bier! In den Sommermonaten hätten die hohen Temperaturen dem wärmeempfindlichen Bier zu stark zugesetzt und passende Kühlgeräte gab es noch nicht. So erstreckte sich die Biersaison zwischen den Feiertagen Michaeli (29. September) und Georgi (23. April). Zur Freude aller Bierliebhaber und nicht zuletzt dank der Erfindung des Lagerbieres durch den Österreicher Anton Dreher senior steht heute einer ganzjährigen Bierproduktion nichts im Wege. Der 30. September aber hat sich als bieriges Freudenfest und Bilanzstichtag in vielen Brauereien gehalten. Nun haben die führenden Akteure des Bierlandes Österreich den 30. September offiziell zum »Tag des österreichischen Bieres« ausgerufen.
Fast ein Skandal
»Dass wir als ausgesprochenes Bierland keinen eigenständigen ›Tag des österreichischen Bieres‹ hatten, ist ja fast schon ein Skandal«, meint Sigi Menz, Obmann des Verbandes der Brauereien Österreichs. »Mit über 1000 verschiedenen, heimischen Bieren und einem zertifizierten dreifstufigen Ausbildungsprogramm für Biersommeliere gehören wir weltweit zu den absoluten Spitzenreitern in Sachen Biervielfalt und Wissen rund um Hopfen und Malz. Der Tag des österreichischen Bieres ist demnach die Huldigung des Lieblingsgetränks der Österreicher, ein Bekenntnis zu unserer gelebten Genusskultur sowie Ausdruck der Wertschätzung für die ausgezeichnete und leidenschaftliche Arbeit unserer Brauer. Im Grunde haben wir einen neuen inoffiziellen Nationalfeiertag«, so Menz.
bierland-oesterreich.at