Die besten Bars in Bayern


»Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen«, gilt erst dann, wenn der Hausherr und Hofmeister Münchens sowie der mondäne Tresen im Diesseits nicht mehr walten, wüten und dem Bonvivant mit ausreichend bösen Blumen selbst Baudelaire in Erscheinung bringen. Wittgenstein muss somit warten.

Was auch immer man von Charles Schumanns stets spaltendem gastgeberischem Stil halten möchte – in dieser seiner Schaffensstätte hat er gewiss ein Exempel statuiert. Ob auf Steak oder Signora Negroni: Den Stab abzutreten ist dieser gastronomische Stützpunkt jedenfalls längst noch nicht bestrebt.
Es ist freilich erkennbar, was Klaus Stephan Rainer mit der Abkürzung seines Zweitnamens zu »St.« im Sinne hatte: absolute Vollkommenheit. Uniformiert, stets akkurat und am Werk der ewigen Verwandlung von Ursuppe in »Schmetterlingsmilch«, Sardinen und Forellen, kommt er mitsamt Team diesem Ziel nah.
Das Maison Culinaire mitsamt Gourmettempel Tantris und dem zugehörigen »DNA« stehen der Bar in nichts nach, und wer sich auf eine Adresse verlassen will, suche diese Tresen auf; gestillt werden Hunger wie Durst auf astreinem Niveau. Als das Herzstück des Maison Culinaire selbstredend in pochend Rot.
Mögen München und Berlin auch ungleich sein – bei Stefan Gabányi fließt alles andere als Antipathie. Viel eher rauschen hier Wellen von Whisk(e)y, ausgegossen wird gehobene Gastlichkeit und in Gedanken an die Kapitale kredenzt: »Buck and Breck«, mit Cognac, Absinth und Champagner, versöhnt verlässlich.
Die Ory war noch niemals eine herkömmliche Hotelbar: Sie will mehr. Bestrebt und beflissen, ist sie ein Ort, der Ästheten jedweden Metiers versammelt unter dem Versprechen, alle Sinne aus ihrer Reserve zu locken – sei es durch Architektur, Aroma oder Ambiente, in Form von Kiefer oder Chinotto.
Einen Kuss für den »Ousaka Fizz«, einen für den Kimchi Grilled Cheese und einen für das statuierte Exempel, dass auch neue Etablissements sich in Szeneviertel organisch und weich wie auf Moos einfügen können. Apropos einfügen: das »Glory Hole« auf der Toilette wurde in würdiger Andacht beibehalten.

Benannt nach Falk Volkhardt, dem Besitzer und Betreiber des Hotels Bayerischer Hof, der eben diesen Spiegelsaal nach Kriegsende beinah unzerstört vorfand. Mal eben 350 hochkarätige Zimmer drum herum gebaut, ist die Bar auch das historische Herz des Hofes. Bei Stuck und Scotch lässt es gut aushalten.
Seit nun 14 Jahren beherbergt Emanuele Ingusci die wahrscheinlich kleinste Bar der Stadt. Die Durchquerung des Abends über die Nacht bis zur Ankunft in der Bar führt entlang der schönsten Gefilde der Welt – und nicht selten tun dies auch die Gespräche. Ein Raum wie eine Reise, das Gefährt: ru(h)mreiche Drinks.
Analog zum »from nose to tail«-Prinzip beim Essen, schlürft man hier »from root to fruit«: Alle Aromaelemente der Pflanze – holzig, pflanzlich, blumig und fruchtig – sind vertreten. Veranschaulicht in dem »Signature Salt B« mit Brandy und Scotch nebst Wildfanggarnele an Zitronenzeste und Estragon.
Nun umgibt der Pazifik nicht direkt Griechenland, Italien und Spanien, doch hindert dies Andi Till und Crew rundweg nicht daran, Choriatiki Salad, Burrata und Gazpacho zu servieren, nicht Aperitivo, Champagner oder Scotch. Das Versprechen einer sinnlichen Seefahrt durch die sieben Weltmeere hält er.
Nebst gastronomischen Strömungen und Fahrt auf Kurs, ist München Musterstadt für Konsistenz und Kontinuität. Dies zeigt sich etwa an der Nachbarschaft von Oper, Hofbräuhaus sowie wie Bill und David Deck. Der patentierte »Pusser’s Painkiller« schaukelt immerhin dieses Deck sicher durch die Wogen der Zeit.
Man schrieb das Jahr 2002 und sang Zeilen wie »Fly away on my Zephyr | I feel it more than ever | And in this perfect weather | We’ll find a place together«. Visionär gar, denn acht Jahre später lud ein Ort zu genau diesem Lebensgefühl ein. Auch nach zwanzig Jahren hat sich der Zephyr nicht gelegt.
Auch wenn die High-End-Zentrale der bayerischen Hauptstadt seit rund fünf Jahren bekannt ist, weiß sich das Team um Marvin Jacob an Trends am Tresen anzupassen. So hat er etwa einen »Floreale Verde«, einen alkoholfreien »Basil Smash« nach Hamburger Vorbild, kreiert. Bedacht-beständig am Ball geblieben.
Kein Grund, rot zu werden – wenngleich dieses wohnliche Juwel im Weltkulturerbe Bamberg bereits diverse Preise gewonnen hat und in seiner charmanten Schranne den Sommerhimmel mit einem »Rosy Cheeks« preist: Rhum Agricole, Wermut, Cassis, Triple Sec, Salz, Peychaud’s Bitters und Soda. La vie en rose.
Aller Widrigkeiten der Tage zum Trotze, steht es noch. Dem durch Backstein rötlichen Haus und seiner ebenso farbigen Bar wohnt nämlich ein Charme der Beständigkeit inne. Dies liegt nicht nur an den zuverlässig zünftigen Drinks, sondern auch am seit 33 Jahren konstant kreativen Chef Oliver Kirschner.
Üppig, opulent und mit proppenvoller Außenterrasse, wenn der Sommer Einzug in die süddeutsche Hemisphäre gehalten hat. Denn durchaus »dolce« ist das »vita« inmitten von Vitello-tonnato-Virtuosen, »Mikonos«-Meistern, Fachleuten des Formaggio in all seinen Formen und unnachahmlichen Negroni-Nerds.
»Drink in style – not in flip flops.« Das ist die einzige Regel, die es hier zu beachten gilt. Sicher dabei ist: What happens at Roomers stays at Roomers. Bloß nicht die »Fake Granny« oder der »Friday Friend«, die werden froh nach Hause oder durch die feinen Flure der stets stilsicheren Festung hofiert.
Wären da nicht die Ablenkungen des Alltags, so gäben die verschiedenen Etablissements des ehemaligen Enfant terrible ausreichende Struktur. An der Tagesbar zeigt sich nicht nur seine umstrittene Unentbehrlichkeit, sondern auch seine Unternehmensführung, die ihre Umgebung zu fordern und zu verpflegen weiß.
Mit mehr als dreihundert Spirituosen, verteilt auf Drinks aus den Jahren zwischen 1850 und 1940, wird hier fündig werden, wer mit Whisk(e)y, Rum, Gin, Tequila, Mezcal sowie Wermut oder Amaro vermengt im Drink per Du geworden ist. Wer nicht, bleibt, ganz »Old Fashioned«, nun eben beim Sie: vintage.