10 Rotwein-Ikonen aus Burgund
Für Freunde der filigranen Sorte Pinot Noir ist das Burgund die Benchmark. Leider muss man für die Spitzenweine sehr tief in die Tasche greifen.
Die Gesamtregion Burgund mit ihren unterschiedlichen Appellationen verfügt über eine Anbaufläche von 29.500 Hektar, es werden pro Jahr durchschnittlich 200 Millionen Flaschen erzeugt, davon ein Drittel Rot- und zwei Drittel Weisswein. Das Burgund ist komplex, vielschichtig und für Nichteingeweihte ein wahres önologisches Minenfeld. Nicht weniger als 562 Premiers Crus und 33 Grands Crus gibt es derzeit, selbst für Kenner der Region ist es bei dieser Vielfalt nicht einfach, den Überblick zu wahren. Eines ist allerdings gewiss: Das Burgund ist die Heimat der besten Pinot Noirs auf dieser Erde.
Romanée-Conti
Dom. de la Romanée-Conti
Der Romanée-Conti ist der Inbegriff eines in allen Eigenschaften kompletten, lagerfähigen, aristokratischen Burgunders und er wird von der gleichnamigen Domaine aus einem bodenkundlichen «sweet spot» von nur 1,81 Hektar Grösse erzeugt: In der Hangmitte oberhalb der Gemeinde Vosne-Romanée weist der Boden genau an diesem Flecken ein für Pinot Noir ideales Verhältnis aus Kalkstein und Lehm auf, der Gesteinsanteil sichert in feuchten Perioden Drainagefähigkeit, während das Wasserhaltevermögen des Lehms die Reben in trockenen Wochen mit Feuchtigkeit versorgt. Etwa 5000 Flaschen pro Jahr werden von diesem delikaten, fast unbezahlbaren Pinot-Noir-Traum abgefüllt.
Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2015, 2012, 2010, 2005, 2002, 1999, 1996, 1993, 1990, 1985, 1978, 1966, 1945, 1937, 1929, 1921, 1919
Preis: €€€€€+
romanee-conti.com
Chambertin
Dom. Leroy Burgund, Frankreich
Einen halben Hektar des in Gevrey-Chambertin liegenden Grand Cru Chambertin nennt die von der energischen Lalou Bize Leroy geführte Domaine ihr Eigen. Seit 1998 nach den Grundsätzen der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung erzeugt und das Resultat der rigorosest möglichen Selektion bei der Lese, sind diese Weine extreme Raritäten. In manchen Jahren werden weniger als 1000 Flaschen erzeugt. Der naturgegeben straffen, muskulösen und dichten Art, die die Chambertin-Weine aufweisen, fügt die Version Leroy eine ultrapure Frucht hinzu, welche die waffenstarrende Festigkeit des Weins mildert, ohne ihm das Geringste an Lagerfähigkeit zu rauben. Dies sind Flaschen, die ohne Mühe ein Menschenleben überdauern können.
Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2016, 2015, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2005, 2002, 1999, 1997, 1996, 1993, 1990, 1988, 1985, 1978, 1955, 1937
Preis: €€€€€+
domaine-leroy.com
Chambertin
Dom. A. Rousseau, Frankreich
Der Besitz der namhaften Familiendomaine im insgesamt 13 Hektar überspannenden Grand Cru Chambertin ist beeindruckend: 2,15 Hektar gehören Éric und Cyrielle Rousseau, der dritten und vierten Generation des Unternehmens. Darunter befindet sich auch ein Anteil Reben, die bereits 1930 gepflanzt wurden. Der Besitz verteilt sich auf vier Parzellen, von denen eine nicht mit dem Traktor zugänglich ist und daher schon mit dem Pferd bearbeitet worden ist, bevor es (wieder) modern wurde. Die Rousseau-Version gilt als Textbuch-Exemplar eines Chambertin: mit Ladungen von Gerbstoff, die sich erst nach Jahrzehnten in Samt und Seide verwandeln, flankiert von Kirschfrucht.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2002, 2001, 1999, 1996, 1993, 1990, 1989, 1985, 1978, 1959
Preis: €€€€€/€€€€€+
domaine-rousseau.com
Le Musigny
Dom. J.F. Mugnier, Frankreich
Der Grand Cru Musigny gilt als der finessenreichste, ja gewissermassen musischste aller Grands Crus an der Côte de Nuits: subtil und duftig, seidig im Gerbstoff – aber dennoch mit enormer innerer Festigkeit und grossem Reifevermögen. Die Domaine Jacques-Frédéric Mugnier, heute geführt von Frédéric Mugnier, besitzt hier einen Schatz von 1,14 Hektar Reben, die 1947, 1962 und 1997 gepflanzt wurden. Bis zum Jahrgang 1989 gab es zwei unterschiedliche Abfüllungen, die «vieilles vignes» wurden separat gefüllt.
Frédéric Mugnier, der zunächst als Erdöl-Ingenieur tätig war, ehe er 1985 die Domaine übernahm, beendete diese Praxis, weil er fand, dass der Blend die Lage kompletter zeige als die beiden Einzelbestandteile.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2015, 2013, 2010, 2009, 2005, 2002, 1999, 1990
Preis: €€€€€
mugnier.fr
Clos de la Roche
Domaine Dujac, Frankreich
Es ist nicht ganz klar, woher die Lage Clos de la Roche ihren Namen hat, ob es die reichlich im Boden vorhandenen Steine und sogar Felsbrocken sind, die dafür ursächlich waren, oder ob in vorchristlicher Zeit ein Steinbrocken an diesem Ort eine Rolle im Druidenkult spielte. Sicher ist, dass die Lage einige der mineralischsten roten Burgunder hervorbringt. Jacques Seysses und sein Sohn Jeremy interpretieren diese Naturgegebenheiten so, dass ein Höchstmass an Delikatesse im Wein entsteht. Nie sonderlich dunkel in der Farbe, bringt ihr Clos de la Roche jene Art von Feinheit in die Flasche, die nichtsdestoweniger nur langsam reift und fast unsterblich zu sein scheint. Das junge Weingut gehört bereits zu den Adressen mit Kultstatus.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2013, 2012, 2010, 2009, 2008, 2006, 2005, 2002, 1999, 1997, 1996, 1990, 1989, 1988, 1985
Preis: €€€€€
dujac.com
Clos de Ducs Volnay
Mar. d‘Angerville, Frankreich
Aus sachlichen Gründen wäre der 2,15 Hektar grosse Clos des Ducs, der sich heute im Alleinbesitz des Marquis d’Angerville befindet, einer Klassifikation als Grand Cru würdig: Als ehemaliger Weinberg der Herzöge von Burgund besitzt er reichlich Geschichte, und mit seinem gesteinsreichen, mageren Boden bringt er auch eine höchst individuelle Geologie mit. Vielleicht liegt die moderate Einstufung als Premier Cru daran, dass diese Weine durch ihre unglaubliche Finesse leicht zu unterschätzen sind – ein Umstand, der zudem durch den reservierten Hausstil d’Angerville verstärkt wird. Nach zehn oder 20 Jahren in der Flasche lässt der Clos des Ducs jedenfalls keinen Zweifel daran, dass er zu den grössten Rotweinen Burgunds gehört.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2016, 2015, 2014, 2010, 2005, 2002, 1999, 1996, 1995, 1993, 1990, 1989, 1985, 1978, 1971, 1959
Preis: €€
domainedangerville.fr
La Romanée
Liger-Belair, Frankreich
Auf die Frage nach dem kleinsten Grand Cru der Côte d’Or antwortet man oft reflexhaft: Romanée-Conti (1,8 ha). In Wahrheit ist jedoch jener Teil der Lage, der nicht dem Prinzen Conti gehörte, noch kleiner: La Romanée umfasst ganze 0,85 Hektar. Familie Liger-Belair ist seit 1826 Monopolist in La Romanée – mit kleineren Unterbrechungen, als das Land verpachtet war. Allerdings gelangte die Spitzenlage durch einen Familienzwist 1933 zur Versteigerung – um von einem Teil der Familie zurückerworben zu werden. Das Alter der Reben ist beeindruckend: 20 Prozent sind über 100 Jahre alt, 50 Prozent 66 Jahre und 30 Prozent zwischen 26 und 46 Jahren alt. Der Boden ist etwas magerer als in Romanée-Conti, der Wein delikat und duftig.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2005, 2002, 1995, 1990, 1989, 1911
Preis: €€€€€
liger-belair.fr
La Vigne de l’Enfant Jésus
Bouchard Père et Fils, Frankreich
Innerhalb der gesteinsreichen Grèves (31 Hektar) ist die Parzelle mit der Katasternummer 112 eine der grösseren: La Vigne de l‘Enfant Jésus umfasst 3,9 Hektar und ist dabei das Filetstück in der Hangmitte. Im 16. Jahrhundert war dieser Weinberg als Stiftung den Nonnen des Karmeliterordens übertragen worden. Die Karmeliterinnen sollen dem Weinberg auch seinen heutigen Namen gegeben haben, um im Jahr 1638 die Geburt des späteren Königs Ludwig XIV. durch die französische Königin Anne von Österreich zu feiern. Innerhalb des Hauses Bouchard, das sich im Besitz von Champagne Henriot befindet, ist der La Vigne de l’Enfant Jésus als einer der seidigsten Weine bekannt.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2017, 2010, 2009, 2005, 1999, 1978, 1967, 1964, 1959
Preis: €€
bouchard-pereetfils.com
Chambolle Les Amoureuses
Domaine Roumier, Frankreich
Von gerade einmal 40 Ar erzeugt Christophe Roumier seinen Kult-Premier-Cru. Aber was für 40 Ar das sind! Die Reben wurden 1947 gepflanzt, und ihr Ertrag bringt Jahr für Jahr einen Wein, der die duftige Feinheit zeigt, die allen Weinen aus Chambolle zu eigen ist – und dies verbunden mit Kraft und Tiefe, mit charakteristischer Frische und mit floralen Aromen. Der kalkgeprägte, eher leichte Boden verschafft sich in diesem Wein einen Ausdruck, der eigentlich eine Promotion zum Grand Cru nahelegen würde. Vom benachbarten Grand Cru Musigny unterscheidet die «Verliebten» die flachere Bodenauflage, die die Delikatesse des Weins zuspitzt.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2005, 2002, 1999, 1995, 1993, 1990, 1989, 1985, 1983, 1978, 1962
Preis: €€€€
roumier.com
Au Cros Parantoux
Méo-Camuzet, Frankreich
Im Jahr 1984 entschied Winzer Jean Méo, seinen Betrieb in die Hände seines talentierten Sohnes Jean-Nicolas zu legen, der allerdings zunächst noch seine Studien beendete und ab 1989 die Verantwortung im Weingut übernahm. Neben den sechs roten Grands Crus nimmt die Lage Au Cros Parantoux einen besonderen Stellenwert ein. Der Premier Cru grenzt direkt an den Grand Cru Richebourg in Vosne-Romanée und wurde durch den Winzer Henri Jayer bekannt, der als Mentor die Entwicklung Jean-Nicolas Méos förderte. In den 90er-Jahren produzierten Méo-Camuzet und Jayer parallel die wenigen tausend Flaschen dieses Kleinods, Méos Stil wurde dabei immer dunkler, extraktreicher und komplexer. Jayers Anteil am Cru
erbte schliesslich dessen Neffe Emmanuel Rouget.
Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2016, 2015, 2012, 2010, 2005
Preis: €€€€€
meo-camuzet.com
Die Preis-Kategorien:
Bis € 99,– €
€ 100,– bis € 200,– €€
€ 200,– bis € 499,– €€€
€ 500,– bis € 999,– €€€€
Mehr als € 1.000,– €€€€€
Mehr als € 10.000,– €€€€€+
Die gesamte Liste der Top 100 Rotwein-Ikonen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Falstaff Magazins.