Farbenspiele: Street-Art Basel
Street-Art ist in der Kunst-Stadt Basel allgegenwärtig. Kommen Sie mit auf eine bunte Spurensuche und entdecken dabei Unbekanntes und auch Kulinarisches.
Das Label «Schweiz = Konservativ» war vorgestern. Heute heisst es nicht nur für Basel: Grau war gestern, bunte Graffiti im öffentlichen Raum sind heute, Superlativen inklusive. Das gilt vor allem für das grösste Street-Art-Wandgemälde der Schweiz, das 2020 mit dem Event «Change of Colours» eröffnet wurde.

Bell-Areal
Viele Künstler haben am Hauptsitz der Bell Food Group eine graue Betonwand von rund 1800 Quadratmetern in ein farbenprächtiges Kunstwerk verwandelt. Aus der Fassade des Frigo-Kühlhauses wurde ein beeindruckendes Wandgemälde, das die graue Industriezone aufwertet und Farbe ins Spiel bringt. Hauptattraktion ist das dreiteilige Wandbild an der Neudorfstrasse, gestaltet von international bekannten Künstlern der Strassenkunst. Der Engländer Mr. Cenz, Lokalmatador Bustart und die beiden Schweizer Street-Art-Künstler Chromeo und Bane tauchten die triste Fassade in bunte Farben. Neben dem grossen Wandbild haben über 20 nationale und internationale Graffiti-Künstlerinnen und -Künstler die Wände an der Ecke Neudorfstrasse/Schlachthofstrasse gestaltet. Das Graffiti-Projekt ist der erste Hingucker urbaner Kunst wenn man von der französischen Grenze von St. Louis in Richtung Basler Innenstadt fährt. Und es macht Lust, sich alle anderen urbanen Kunstwerke in der Stadt am Rhein anzuschauen. Vom Bell-Areal kommt man mit der Linie 50 in Richtung Bahnhof SBB zu einem anderen Kunstwerk moderner Strassenkunst. Das Graffito des Künstlers Pollo 7 mit dem Arbeitstitel «Brennpunkt» zeigt ein Mädchen namens Leila, das aufmerksam zwei Nacktschnecken bei der Fortpflanzung betrachtet, zusammengerollt sollen sie auf Yin und Yang anspielen.
Erste Street-Art-Meile
Auf dem Velo- und Fussgängersteg über den Rhein kann man die erste Street-Art-Meile für Graffiti bewundern. 30 Teams und Einzelkünstler haben an 24 Wandflächen entlang des Stegs das zentrale Thema «Wasser» kreativ umgesetzt. Weltbekannt für ihre Graffiti ist auch die «Line», die Zugeinfahrt in den Bahnhof SSB. Hier sind seit Jahrzehnten Sprayer aktiv und die Gegend rund um diese Bahnlinie ist ein einziges riesiges Graffiti-Museum, das entdeckt werden will.
Streetfood trifft Street-Art
Auch kulinarische Genussmomente zählen zur Kunst, meinen wir. Und so soll hier ein kleiner Einschub gestattet sein. Zur Markenwelt der Bell Food Group gehört auch Fleisch, Charcuterie oder Seafood. Manches davon findet sich in den gefüllten Broten der Stadt, die dann türkisch, asiatisch oder auch vegan sind. Sie kommen von Food Trucks oder von den Ständen der Markthalle und sind interessante Begleiter zum Beispiel bei der abwechslungsreichen «City Tour Urban Art». Ein kulinarisches Experiment gibt es auch heuer wieder während der Genussstadt-Zeit: Kebab mit lokalen Zutaten. Im «LOKAL» am Erasmusplatz kann man eine Woche lang den LOKAL Kebab kosten. Beste Zutaten aus der Region, Expertise vom Kebab-Meister aus dem Quartier und, heuer neu, Tofu aus Kleinbasel von der Manufaktur TUYU verbinden sich zu einer feinen Köstlichkeit.
Urban Entdecken
Auf Streifzügen durch Basels Street-Art kommt man auch zum Wappentier der Stadt, dem Basilisken, der bunt und riesengross bei der Heuwaage anzutreffen ist. Die Schweizer Künstlerin Tika hat den farbenfrohen Hahn gestaltet, schaut man ganz genau, entdeckt man auch das Basler Rathaus, eine Fähre und natürlich den Rhein.Tolle Einblicke in die Urban Art bekommt man auf einer Basel City Tour, die mit und auf den Spuren von Künstlerinnen und Künstlern wandert, die der Stadt neue Formen und Farben geben. Stephen Powers, Daniel Zeltner, Tarek Abu Hageb, The London Police oder Espo sind nur einige Namen. Kurz vor der Art Basel 2013 liess der französische Street-Art-Künstler Invader zwei Dutzend Space Invaders an diversen Mauern und Hauswänden landen. Seine Werke sind eine Anspielung auf die Pixel-Aliens aus dem Kult Videospiel Space Invaders (1978). Und die Ausserirdischen sind gekommen, um zu bleiben, auf einer Tour durchs Grossbasel kann man diese Mosaiken der Street-Art-Ikone aus Paris entdecken. Der Kunstvermittler und Gründer von Artstübli, Philipp Brogli, bringt Farbe in die Stadt und macht diese sichtbar. Denn es ist nicht immer leicht, alle Kunstwerke zu finden und manchmal spaziert man vorbei, ohne sie zu bemerken. Deshalb hat Brogli Urban-Art-Touren entwickelt, die alle lohnenswert sind. Ein Falstaff-Tipp: die «Urban Art Experience» des traditionsreichen «Hotel Les Trois Rois», die Brücken zwischen Werken, Genres und Kunstträgern baut. Der Rundgang startet an der Urban-Art-Galerie Artstübli, führt im knallbunten Bentley, gestaltet in einem Graffiti-Projekt Basler Schüler, durch die Innenstadt zum Tinguely-Museum oder an den Basler Hafen, dem Ursprung der urbanen Kunst in Basel. Übrigens: zu Basels Graffiti gibt es auch einen eigenen Reiseführer. Im Gerbergässlein in der Altstadt ist das «Rockstars»-Graffito ein wahrer Publikumsmagnet und war bis 2019 das grösste Kunstwerk im öffentlichen Raum. Art 4000 (Marc Bellé) hat das übergrosse, farbenprächtige Werk geschaffen. In der Nähe des Barfüsserplatzes im Steinenbachgässlein sprühte Art 4000 gleich noch einmal: Auf einer 50-Quadratmeter-Fassade erblickt man die Historie der Elektrizität mit den Köpfen der Erfinder Albert Einstein und Nikola Tesla.
Ohne Frage, Basel ist eine kreative Hochburg, Heimat einzigartiger Museen und einer berühmten Kunstmesse. Die Kunst findet hier aber eben auch auserhalb der Kunsttempel statt: auf Strassen und Hausmauern.