Susi Steiger-Wehrli: Ihr Revier ist der Keller.

Susi Steiger-Wehrli: Ihr Revier ist der Keller.
© Jean Jacques Ruchti

Jungstars: Zu Besuch im Weingut Wehrli

Jung, zupackend, optimistisch: In der Schweiz macht eine neue Winzergeneration mit tollen Weinen von sich reden. Falstaff war vor Ort.

Im Jahr 2013 knallte es im Küttiger Hasenberg. Das Rebhäuschen der Rebbauern Wehrli flog in die Luft. Die spektakuläre Sprengung war kein Anschlag auf die bekannte Aargauer Winzerfamilie, sondern eine effektvolle Episode in der zweiten Staffel der kultigen Krimiserie «Der Bestatter». Die Folge hiess Stierenbluet. «Stierenbluet» heisst auch der beliebteste Wein der Wehrlis, ein fleischiger Pinot Noir, vinifiziert in zwei Versionen: einer Stahltank- und einer Barriqueausgabe.
Drei Jahre später steht an derselben Stelle ein neues Rebhäuschen – schöner, grösser und geräumiger als das alte Kabäuschen. Ich sitze mit Susi Steiger-Wehrli unter der Pergola. Susi ist stolz auf das neue Lokal. Es erlaubt der Familie, Gäste im Weinberg zu empfangen und dank der modern ausgerüsteten Küche auch anspruchsvoll zu bekochen.

Susi Steiger-Wehrli ist in Küttigen für die Kelterung verantwortlich.
© Wehrli Weinbau AG
Susi Steiger-Wehrli ist in Küttigen für die Kelterung verantwortlich.

Denn ihr Mann Franz Steiger war Gourmetkoch bevor er die Schürze auszog, eine Winzerlehre absolvierte und in den schwiegerelterlichen Betrieb eintrat.
Wehrli Weinbau ist seit kurzem eine Aktiengesellschaft mit vier gleichberechtigten Teilhabern: Susis Eltern Peter und Marlis sowie die heute 34-jährigen Zwillinge Rolf Wehrli und Susi Steiger-Wehrli. Susi ist die Kellermeisterin. Zunächst die Winzerlehre in der Waadt («da lernte ich das Weintrinken»), in Spiez und auf Schloss Salenegg in Maienfeld («da packte mich im Kreise der gleichaltrigen Bündner Kollegen der Qualitätsvirus»). Es folgten Wanderjahre in Westaustralien («da entbrannte die Liebe zum Sauvignon Blanc»), in Banyuls in den französischen Pyrenäen und in Pouilly-Fuissé im Burgund («da entdeckte ich das Terroir-Denken»).

© Bernhard van Dierendonck

«Dank der Klimaerwärmung sehe ich für den Merlot am Brestenberg beim Hallwilersee eine vielversprechende Zukunft.»
Susi Steiger-Wehrli Winzerin

© Bernhard van Dierendonck

Die Wehrlis bewirtschaften zehn Hektaren in drei unterschiedlichen Weinbaugebieten des Aargaus. «Das ergibt mineralische, fruchtige oder kraftvoll-vollmundige Weine.» Peter Wehrli, der das Unternehmen 1980 übernommen und es von einem ge­­mischtwirtschaftlichen Betrieb in ein Rebgut mit Selbstkelterung überführt hatte, wählte einst die geografisch auseinanderliegenden Lagen, um das meteorologische Risiko zu verteilen. Seine Tochter sieht nun darin die Chance einer terroirbeglaubigten Differenzierung und Profilierung. Die zierliche Frau mit dem grossen Kämpferherz schwört auf Sauvignon Blanc und Merlot.
www.wehrli-weinbau.ch

Mehr Informationen finden Sie in der aktuellen Falstaff-Ausgabe.

Zum Falstaff-Tasting «Best of Jungwinzer – Jungstars».

Aus dem Falstaff Magazin Nr. 07/2016.

Martin Kilchmann
Martin Kilchmann
Wein-Chefredakteur Schweiz
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