Immer mehr kleinere Projekte in der Rioja stellen nicht mehr die Reifung im Holzfass, sondern den Ausdruck des Terroirs bei ihren Weinen in den Vordergrund.

Immer mehr kleinere Projekte in der Rioja stellen nicht mehr die Reifung im Holzfass, sondern den Ausdruck des Terroirs bei ihren Weinen in den Vordergrund.
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Teil 3: ¡Viva la Revolución! – Der Kult um den Rioja

Die Weinrevolution in der Rioja steckt noch in den Kinderschuhen. Die auf dem Markt noch raren Einzellagenweine sind mehr als vielversprechend.

Zu den Vorreitern der Terroirbewegung in Rioja gehört sicherlich Bodegas Lanzaga. Ein Projekt von Tausendsassa Telmo Rodriguez und dessen Partner Pablo Eguzkiza, die sich während ihres Önologiestudiums in Bordeaux kennenlernten. Zwanzig Jahre lang spürten sie vergessen gegangene, alte aber erstklassige Lagen rund um Lanciego und Labastida auf und produzieren daraus Orts- und Einzellagenweine. Darunter das mittlerweile legendäre Gewächs aus der Lage «Las Beatas», das mit dem Jahrgang 2015 vom Wine Advocate mit der Höchstnote von 100 Punkten bedacht wurde.

Rodriguez und Eguzkiza sind aber bei weitem nicht die einzigen, die vor Einführung der neuen Einzellagen, mit solchen Weinen für internationales Aufsehen sorgten. Auch Bodegas wie Alegre Valgañon etwa, geführt vom talentieren Önologen-Ehepaar Oscar Alegre und Eva Vagañon oder Artuke hinter dem die Brüder Kike and Arturo de Miguel stecken, sorgen mit ihren Einzellagen- und Ortsweinen international für Furore.

Zertifiziert nach den Vorgaben der neuen geografischen Ursprungsbezeichnungen der Rioja sind ihre Lagen wider Erwarten jedoch alle nicht. «Ich finde es schön, dass mit den Viñedos Singulares etwas in Bewegung gesetzt wird. Mit den Kriterien die hier angewandt werden, beispielsweise dem Mindestalter der Reben von 35 Jahren etwa, bin ich aber nicht ganz einverstanden. Für mich ist die Qualität einer Lage nicht an Zahlen, sondern nur an der Qualität des Weins zu messen», so Telmo Rodriguez im Gespräch mit Falstaff.

Für die Weinkonsumenten war es nie spannender als heute, Rioja zu entdecken. Ein historischer Moment für die Region und die Weinwelt. «Wir wollen die Dörfer studieren, herausfinden, wie sie schmecken, was sie ausdrücken. Und hierfür braucht es meiner Ansicht nach Karten, in denen die Lagen hinsichtlich ihrer Qualität unterschieden werden, so wie es im Burgund und Barolo der Fall ist», sagt Oscar Alegre. Die Weinrevolution in der Rioja scheint noch in den Kinderschuhen zu stecken. Die auf dem Markt noch raren Einzellagenweine sind jedenfalls mehr als vielversprechend.

ZUM TASTING

Bevor die Weinbereitungstechniken aus dem Bordeaux in Rioja Fuss fassten, wurden die Weine in Rioja traditionell mittels «Macération Carbonique» hergestellt.
© Carlos Glera
Bevor die Weinbereitungstechniken aus dem Bordeaux in Rioja Fuss fassten, wurden die Weine in Rioja traditionell mittels «Macération Carbonique» hergestellt.

Die wichtigsten Rebsorten

Tempranillo

Tempranillo ist die wohl typischste Rebsorte der Rioja. Insgesamt macht die Sorte mehr als 75 Prozent der gesamten Anbaufläche aus. Mit ihrer dunklen Farbe, der intensiven Frucht und ihrem schmeichelnden Charakter ist sie kennzeichnend für viele der hier produzierten Weine.


Garnacha

Die vermutlich aus Spanien stammende Rebsorte ist auch als Grenache bekannt. Sie zeichnet sich durch ihre sensorische Dichte und kraftvolle Art aus. Zudem ist sie eine Sorte, die ihr Terroir wunderbar transportiert und vor allem in kühlen Lagen sehr interessante Weine hervorbringt.


Graciano

Graciano ist eine autochthone Rebsorte der Region Rioja. Früher wurde sie dank ihrer prägnanten Säure und Gerbstoffe hauptsächlich als Verschnittpartner für Tempranillo eingesetzt. Heute wird sie immer häufiger einzeln ausgebaut und bringt äusserst spannende Weine hervor.


Viura

Die Sorte macht rund 67 Prozent der mit weissen Rebsorten bestockten Rebfläche in der Rioja aus. Dank ihrer Säure eignet sich die Sorte, die in Spanien auch als «Macabeo» bekannt ist, für lang reifende Weissweine. Sie ist zudem ein fixer Bestandteil der selbstgekelterten Hausweine.


Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2022

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Dominik Vombach
Dominik Vombach
Chefredaktion Schweiz
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