Denis Dubourdieu ist tot
Bordeaux trauert um den charismatischen Wein-Professor, Weingutsbesitzer und Multi-Konsulenten (u.a. Cheval blanc, d’Yquem und Margaux).
Denis Dubourdieu, Professor der Önologie an der Universität Bordeaux, Weingutsbesitzer (Château Doisy Daëne, Clos Floridène und andere) und önologischer Berater zahlreicher Weingüter in Bordeaux und anderswo, verstarb am 26. Juli im Alter von 67 Jahren.
Dubourdieu wurde 1949 auf Château Doisy Daëne geboren, dem Stammsitz der Familie in Barsac. In den 1970er Jahren studierte er unter Pascal Ribereau-Gayon Önologie und vollendete 1978 eine Doktorarbeit über Botrytistrauben. Seit den 1980er Jahren unterrichtete Dubourdieu an der Universität Bordeaux, wobei er sich anfangs vor allem einen Ruf als Innovator der trockenen Weißweine Bordeaux’ erwarb. 1982 gründete Dubourdieu das Weingut Clos Floridène, dessen Weinberge auf einer Verlängerung des Kalkplateaus von Barsac, aber außerhalb jener Zone liegen, die der Produktion von edelsüßem Wein förderlich ist. Von Anbeginn wurde der Clos Floridène zu einem Modell eines modernen, trockenen weißen Bordeaux: frisch und saftig – reintönig, aber nicht technisch. Hefen, Gärtemperaturen, Gebinde zum Ausbau und zur Vergärung: Dubourdieu variierte sein Handwerkszeug mit großer Sensibilität – so, dass die Ausdruckskraft des Weins in den Vordergrund rückte und die nicht die verwendeten Methoden.
Dubourdieus Vorlesungen an der Universität Bordeaux waren für eine ganze Generation von Studierenden Höhepunkte ihres Studiums. Seine intellektuelle Brillianz, sein Charisma, aber auch seine Fähigkeit zur Selbstinszenierung brachten Dubourdieu dabei unter Studierenden das Namenskürzel »dieu« als Spitznamen ein. Ebenso fleißig publizierte Dubourdieu, über 200 Publikationen tragen seinen Namen. Seine akademische Karriere krönte der in Forschung und Praxis gleichermaßen versierte Wissenschaftler im Jahr 2009 mit der Eröffnung des »Institut des Sciences de la Vigne et du Vin« – einem interdisziplinären Institut der Universität Bordeaux, das sich der Grundlagenforschung rund um Themen wie Umwelt und Nachhaltigkeit, Herkunftstypizität und Weinmarkt widmet.
Seit den neunziger Jahren war Dubourdieu verstärkt als önologischer Berater aktiv – seit einem Mandat auf Château Haut Bailly, das 1998 begann, vermehrt auch als Ratgeber bei der Rotweinbereitung. Dabei stand Dubourdieus Stil für eine Bordelaiser Klassik alter Schule, in einer Traditionslinie mit Emile Peynaud und Pascal Ribereau-Gayon. Seine Beratungsaktivität brachte Dubourdieu auch nach Südafrika, wo er fast aus dem Nichts heraus den Kultwein »G« erschuf. In Bordeaux versicherten sich unter anderem Château Cheval blanc, Château d’Yquem und Château Margaux (für den Pavillon blanc) seiner Dienste.
Dubourdieu hinterlässt zwei erwachsene Söhne, Fabrice und Jean-Jacques, sowie seine Ehefrau Florence, mit der er 40 Jahre lang verheiratet war und deren ererbtes Weingut Château Reynon Dubourdieu er ebenso lange geleitet hatte.