Die Kartoffelsorte »Bamberger Hörnchen« ist ebenfalls ein »Arche-Passagier«.

Die Kartoffelsorte »Bamberger Hörnchen« ist ebenfalls ein »Arche-Passagier«.
© Gerhard Müller Lang

Die Arche des Geschmacks sucht neue Passagiere

Seit 1996 sorgt sich Slow Food um den Erhalt regionaler Spezialitäten – doch deutsche Produkte sind stark unterrepräsentiert

Was haben die Rebsorte Tauberschwarz, die Kartoffelsorte Bamberger Hörnchen und die Zwiebelsorte Höri-Bülle gemeinsam? Richtig, alle drei liefern schmackhafte Produkte, die das Herz eines Gourmets höher schlagen lassen. Und, zweitens, alle drei reisen (wie viele andere auch) an Bord der symbolischen »Arche des Geschmacks«, die von Slow Food e.V. durch die neuzeitliche Sintflut kulinarischer Banalitäten gesteuert wird.

Die »Arche des Geschmacks« wurde 1996 zu Wasser gelassen, seither wurden weltweit 3.900 wertvolle regionale Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen in den Katalog aufgenommen – mit dem Ziel, sie vor dem Vergessen und Verschwinden zu bewahren, Biodiversität zu erhalten und gleichzeitig Genussfreude zu stärken. Ein wunderbares Unterfangen – und eines, so sollte man jedenfalls meinen, das auf breite Unterstützung trifft. 

Die Rebsorte »Tauberschwarz«.
© Stefan Abtmeyer
Die Rebsorte »Tauberschwarz«.

Doch die Realität zeichnet zumindest in Deutschland ein durchwachsenes Bild: Die deutsche Passagierliste umfasst aktuell gerade einmal 59 Produkte. Damit besitzt Deutschland gleich viele Arche-Spezialitäten wie die viel kleinere Schweiz, und weniger als ein Zehntel Italiens (momentan 680).  Die Liste ist hier einzusehen.

Auch der frühere Slow Food Deutschland-Vorstand und regelmäßige Mitverkoster bei Falstaff, Otto Geisel, sieht noch großes, ungenütztes Potential für deutsche Arche-Produkte: »Die geschmackliche Vielfalt ist doch der Grundstein von Weinkultur und Kulinarik. Damit dieser große Reichtum erhalten wird, sind Einrichtungen wie die internationale Slow Food Stiftung für Biodiversität in Pollenzo im Piemont so wichtig.«
In der Tat wäre es doch erstaunlich, wenn es nichts Schützenswertes aus dem märkischen Sand, von der Mecklenburger Seenplatte, von den Salzwiesen Schleswig-Holsteins oder aus der so reichen und genussfreudigen Pfalz gäbe – um nur ein paar Gegenden zu nennen. Falstaff ruft daher seine Leser auf, Wochenmärkte, Weinpreislisten und örtliche Speisezettel zu scannen und Produkte zu nominieren.
Wer ein Produkt vorschlagen möchte, kann dies hier im Formular tun.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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