Spitzenkoch Yannik Franques

Spitzenkoch Yannik Franques
© Helge Kirchberger Photography / Red Bull Content Pool

Hangar-7 Gastköche 2022: Große Kochkunst aus der Stadt der Liebe

Die kulinarischen Notizen zum »Ikarus«-Koch des Monats Februar 2022 im Hangar-7: Yannik Franques. »La Tour d’Argent«. Paris.

Was könnte besser in den Valentinstag-Monat Februar passen als ein berühmter Koch aus einem noch berühmteren Restaurant aus Paris, der Stadt der Liebe? Und Liebe ist auch das Thema von Yannick Franques, der in diesem Monat der Gastkoch im Restaurant »Ikarus« im Hangar-7 in Salzburg ist. Aber der Reihe nach. »La Tour d‘Argent« (auf Deutsch »Der Silberturm«) ist einer der bekanntesten Gourmettempel der Welt. Das Kultlokal am  linken Seineufer mit Blick auf Notre Dame de Paris ist der Inbegriff französischer, traditioneller Kochkunst.

Gegründet 1582 von einem Koch namens Rourteau wurde es vor allem durch die legendäre »Blut-Ente« weltbekannt. Diese vielleicht in der Gourmetwelt berühmteste Ente wurde hier zum ersten Mal im Jahr 1890 serviert. Die Idee hatte der damalige Besitzer Frédéric Delair, seit damals werden die berühmten Enten nummeriert, dokumentiert und für das Restaurant gezüchtet. Jeder, der diese besondere Delikatesse bestellt, bekommt eine Karte mit fortlaufender Nummer, bis heute. Für die Zubereitung ist ein Entenmeister, Canardier, zuständig. Ein Beruf, den es nur im »Tour d‘ Argent« gibt.

Ente Nummer 203.728

Marlene Dietrich kam einst in den Genuss von Nummer 203.728 und Ente Nummer 253.652 wurde Charlie Chaplin serviert. Heute haben die Seriennummern bereits die Marke von einer Million überschritten. Seit 1911 ist das Restaurant im Besitz der Familie Terrail, heute in dritter Generation von André Terrail geführt, der die Geschichte des Hauses fortschreibt und die Grundwerte des Unternehmens – Eleganz, Ehrlichkeit und Exzellenz – bewahrt.

Die Entenpresse

Was ist aber nun das Geheimnis der berühmten Ente? Die Blutsauce würden alle Gourmets sagen und natürlich die Qualität der Ente. Um diese einzigartige Sauce zu schaffen, werden aus den Karkassen und dem Herz der Enten die Aromen für die Sauce gepresst.

Sanfte Revolution

In die »Ikarus«-Küche hat Yannick Franques keine Presse mitgebracht, der Ente wurde aber im großartigen Menü ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Seit 2020 ist er Executive Chef im Traditionslokal und hat seine Liebe zum Kochen und sein großes Können perfekt mit den Küchentraditionen verbunden. Seit 2004 trägt er den begehrten Titel »Meilleur Ouvrier de France«, hat bei den Besten seiner Zunft gelernt und entwickelt nun hier feine Gerichte, die die Klassiker vervollständigen und der leichteren Küche den Weg bereiten ohne bewährte Küchentraditionen zu vernachlässigen. Ein Michelin-Stern hat das Restaurant derzeit.

Geschmack-Sache. Das Menü.

Das Menü, das Yannick Franques nach Salzburg mitgebracht hat, startet mit drei Amuse bouche: Mutig (Käse zum Auftakt) das Brandteigkrapferl mit gereiftem Comté, fein abgestimmt das Tartelette mit Kürbis, Ingwer und Lakritze, unfassbar gut die Komposition aus Mousse und Espuma vom Räucherstör und Avocado, dem Fingerlimes die Frische bringen. Die Langoustine folgt in zweifacher Zubereitung: gegrillt und als Tatar mit Haddock-Espuma und Yuzu Vinaigrette, auch hier ein perfektes Spiel mit zitroniger Frische.

Tradition trifft leichte Kochkunst

Eine Hommage an die große Küchentradition des Pariser Restaurants ist die Hechtnocke (ja, Einzahl), die den Namen »Andrè Terrail« trägt. Franques bettet sie auf eine aromatische Champignon Duxelles und gibt ihr mit einem Brioche-Crumble den Crunch. Einfach großartig.

Yannicks Signature Dish

Das Bio-Ei »Mystère« ist Yannick Franques Signature Dish. Entstanden aus einer Erinnerung an ein klassisches Dessert der französischen Küche – Omelette surprise – ist es ein stimmige Verbindung von einem Brioche-Boden, flüssigem Eigelb und einer knusprig leichten Hülle aus Eischnee mit Kruste, Périgord Trüffel »erhöhen« die besondere Speise. Und dann kommt die erste Enten-Hommage. Es ist ein reine, dichte Consommé mit Fine de Champagne Cognac und einem Entenleber Raviolo, ein wenig Trüffel auch hier.

Hommage an die Ente

Die »Burgaud«-Ente wird in zwei Gängen serviert. Die Brust mit einer Haselnusskruste und feinen Streifen von confierten Zitronen, roter Bete und Perlzwiebeln und natürlich mit Sauce. Die BBQ Keule begleitet ein Tartelette mit Entenklein und Gänseleber und eine göttliche Kräuter-Sauce Bérnaise. Klassisch auf der einen Seite, sehr köstlich in die Moderne gehoben auf der anderen. Hier offenbart sich Franques Liebe zu beiden Seiten der Kochkunst. Das zeigt sich auch beim Dessert.

Die »Birne Charpini« verweist auf den Erfinder des einstigen Dessert-Klassikers. Die Ausführung von Chef Yannick ist leicht und luftig. Aus der einstigen Birnen Créme Brulée wird bei ihm eine Kompottmischung aus zweierlei Birnen – einmal roh mit Limette, einmal gekocht in Williams Schnaps, darüber ein Vanilleeis. Serviert wird in einer Schüssel mit knusprigem Karamell-Rand. Sehr gut.

Weinbegleitung

Berühmt ist das Restaurant »La Tour d‘Argent« auch für den beindruckenden Weinkeller mit mehr als 300.000 Flaschen und einer 400-seitigen Weinkarte. Dem gerecht wird auch die herausragende von Matthias Berger komponierte Weinbegleitung, die man mit einige »Upgrades« zu einem zwar teuren, aber einzigartigen Erlebnis machen kann. Chapeau allen, die an dem französisch-salzburgischem Gesamtkunstwerk mitgearbeitet haben. Vom Chef aus Paris bis zum Chef mit Team in Salzburg.

Das Menü des Monats Februar

Ausblick

Corona bestimmt seit zwei Jahren auch die Gastkoch-Anreisen. Für den März aber hofft Martin Klein nun, dass er den jungen Koch-Shootingstar, der gerade seinen 3. Michelin-Stern für sein Restaurant »Al Mudec« in Mailand bekommen hat, in seiner Küche begrüßen zu können. Enrico Bartolini ist sein Name und er ist Italiens Koch mit den meisten Michelin-Sternen in allen seinen Restaurants. Man darf gespannt sein.


Info

Restaurant »Ikarus«
Hangar-7, Wilhelm-Spazier-Str. 7a
5020 Salzburg
www.hangar-7.com

Ilse Fischer
Ilse Fischer
Autorin
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