Languedoc: Qualität und Vielfalt
Das Languedoc ist nicht nur das größte Weinanbaugebiet Frankreichs, es spielt auch bei der Qualität in der ersten Liga.
Die uralte Kulturregion, in der bereits die Römer vor gut 2000 Jahren Weinbau betrieben haben, erstreckt sich zwischen Mittelmeer und Pyrenäen, von der spanischen Grenze bis nach Nîmes – die Vielfalt ist dabei enorm. Manche Weinberge sind nur ein paar Steinwürfe vom Meer entfernt, andere liegen in Sichtweite hoher Berge. Die Vielschichtigkeit dieser ganz unterschiedlichen Terroirs arbeiten die Winzerinnen und Winzer präzise heraus.
Ein Mosaik unterschiedlicher Terroirs
Im Languedoc gedeihen die Reben in Höhenlagen von bis zu 450 Metern über dem Meer, der Ertrag liegt im Schnitt bei 40 bis 50 Hektolitern pro Hektar. Damit zählt das Languedoc zu den Anbaugebieten mit den niedrigsten Erträgen in Frankreich. Während an der Küste sandige, kalkhaltige und lehmige Böden dominieren, auf denen vorwiegend samtig-fruchtige Weine entstehen, bestimmen entlang der Gebirgskämme etwas kargere Schiefer- und Mergelböden sowie Rollkieselterrassen das Bild. Auf diesen tiefgründigen Böden werden komplexe Rot- und Weißweine erzeugt. Unabhängig von der Beschaffenheit des Untergrunds profitieren alle Weinberge im Languedoc von einem mediterranen Klima. Das heißt: Die Sommer sind lang, warm und eher trocken. An durchschnittlich 320 Tagen scheint die Sonne, dabei wirken die maritimen Einflüsse temperaturausgleichend. Eine wichtige Rolle spielen die lokalen Winde: Die aus dem Norden wehenden Tramontane und Cers trocknen die Reben und beugen damit Krankheiten wie Fäulnis vor. Der feuchtere, vom Meer hereinströmende Marin begünstigt die Reifung der Trauben.Die Weintypen
Bei den Rotweinen – sie stehen im Languedoc traditionell im Mittelpunkt und machen gut 70 Prozent der Produktion aus – prägen die im Süden beheimateten Rebsorten Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault und Carignan das Geschmacksbild. In der Jugend bieten sie Aromen von roten oder schwarzen Früchten wie Johannisbeere und Kirsche, dazu kommt der Duft von Veilchen und milder Lakritze. Mit der Reifung – die kräftigen Roten eignen sich vorzüglich für die Lagerung – werden die Weine noch geschmeidiger, und Aromen von kandierten Früchten, aber auch von Tabak und Leder ergänzen das Bild. Wichtig: Die Rotweine sollten vor allem jetzt im Som-mer nicht zu warm serviert werden – etwa 15 Grad Celsius sind ideal.
Aus den Rotweintrauben werden auch die zahlreichen Rosés gekeltert, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. In den vergangenen sechs Jahren hat ihre Produktion um 70 Prozent zugelegt. Aktuell stehen sie bei den Weinen mit kontrollierter Herkunft für knapp 17 Prozent der gesamten Erzeugung in der Region. Bei den IGP- und Landweinen ist ihr Anteil sogar noch höher. Die Rosés aus dem Languedoc liegen weltweit im Trend! In ihrer fruchtigen Art kommen sie am besten zur Geltung, wenn sie jung getrunken werden, die ideale Serviertemperatur liegt zwischen acht und zehn Grad Celsius.

Die Weißweine – sie machen etwa zehn Prozent der Produktion im Languedoc aus – werden aus Grenache Blanc, Clairette Blanche, Bourboulenc, Viognier, Piquepoul, Marsanne, Roussanne und Vermentino erzeugt. In der AOP Limoux kommen zudem Chardonnay, Chenin Blanc und die Lokalsorte Mauzac zum Einsatz. Die trockenen Weißen sind ausgewogen und verfügen über ein blumig-fruchtiges Bukett sowie eine schöne Struktur. Auch sie sollten gekühlt genossen werden – aber nicht bei Kühlschranktemperatur. Gerade wenn sie zu einem sommerlichen Fischgericht serviert werden, sind zwölf Grad optimal.
Die natürlichen Süßweine, die zu den Spezialitäten der Region gehören, weisen eine große aromatische Finesse auf. Das Spektrum reicht von reifen Früchten bis hin zu Honig und Trockenfrüchten bei gereiften Weinen. Die Schaumweine aus dem Languedoc sind feinperlig und duften nach weißen Blüten. In der Gegend von Limoux werden sie bereits seit dem Jahr 1531 gekeltert – deutlich früher als anderswo.
AOCs schaffen Überblick
Große Vielfalt ist wunderbar – allerdings sollte man immer den Überblick behalten. Um das zu gewährleisten, gibt es im Languedoc 23 klar definierte Anbaugebiete (Appellation d’Origine Protégée, AOP, früher: AOC), die anhand ihrer natürlichen Qualitäten ausgewählt wurden und insgesamt 37.000 Hektar Rebfläche umfassen. An der Spitze der Qualitätspyramide stehen die Gemeinde-Appellationen, die besonders komplexe und ausdrucksstarke Weine hervorbringen. Dazu gehören beispielsweise die Toplagen AOP Corbières Boutenac, AOP Minervois-La-Livinière, AOP La Clape und AOP Pic Saint-Loup. Andere Terroirs wie zum Beispiel AOP Faugères oder AOP Fitou sind dabei, sich in den Kreis der Elite hineinzuentwickeln.Um in diesen erlesenen Zirkel aufgenommen zu werden, werden strenge Anforderungen an das Terroir gestellt. Berücksichtigt werden unter anderem die genaue geografische Lage, also beispielsweise an einem Hang oder auf einer Hochebene, das Vorhandensein eines Wasserlaufs, das Mikroklima mit einer speziellen Sonneneinstrahlung – Stichwort Südlage – sowie die spezifischen Windverhältnisse. Und natürlich als zentraler Punkt die konkrete Beschaffenheit des Bodens. Unterhalb der AOP-Weine gibt es für 20 Teilregionen des Languedoc die Indication Géographique Protégée (IGP) – das sind Weine mit geschützter geografischer Herkunftsangabe.
Bio auf dem Vormarsch
Eine ganz besondere Bedeutung hat die Erzeugung von Biowein im Languedoc. Mit mehr als 25.000 Hektar ist das Languedoc das größte Bio-Weinanbaugebiet Frankreichs – etwa 35 Prozent aller französischen Bio-Reben wachsen hier. Und das ist nicht erst eine Entwicklung der letzten Jahre: Schon in den 1980er- und 1990er-Jahren wurde beispielsweise Corbières zu einer Hochburg des Bio-Weinbaus. Die Fokussierung auf Bio-Anbau ist ein starker Ausdruck des Willens der Winzerinnen und Winzer aus dem Languedoc, die Qualität ihrer Weine weiter zu verbessern und mit Boden und Pflanzen sorgsam umzugehen. Davon profitiert das gesamte Ökosystem: Pflanzen, Tiere und Boden.