Col Vetoraz thront auf der Spitze des Cartizze-Hügels.

Col Vetoraz thront auf der Spitze des Cartizze-Hügels.
© Arcangelo Piai

Prickelndes Italien: Prosecco, Spumante, Franciacorta

FOTOS: Italien ist mit Prosecco weltweit erfolgreich. Es gibt aber auch hochfeinen Metodo Classico mit langer Tradition.

Metodo Classico: Die italienischen Edelschäumer

In der Menge liegt der italienische »Metodo classico« – Schaumwein aus klassischer Flaschengärung – klar hinter Prosecco zurück. Bei der Qualität sieht es anders aus, da brauchen italienische Edelschäumer einen Vergleich mit anderen berühmten Gebieten nicht zu scheuen. Das renommierteste Gebiet für feine »Prickler« ist die Franciacorta in der nördlichen Lombardei. Und daher kommt auch unser diesjähriger Sieger. Ca’ del Bosco in Erbusco hat wesentlichen Anteil am hohen Stellenwert, den die Franciacorta heute genießt. Ende der 1960er-Jahre erstand die Mailänderin Annamaria Clementi ein Landhaus mit Grundstück in der Franciacorta. Wenige Jahre später hatte ihr Sohn Maurizio Zanella, inspiriert von einer Reise durch die Champagne, die Idee, auf dem Grundstück feine Schaumweine zu erzeugen. Der Erfolg stellte sich schon bald ein, und 1989 kreierte Maurizio Zanella erstmals eine Spitzencuvée, die er der Gründerin zu Ehren Cuvée Annamaria Clementi nannte. Über die Hälfte der Cuvée besteht aus Chardonnay, den Rest bestreiten Weißburgunder und Pinot Noir. Die Grundweine werden in gebrauchten Barriques ausgebaut, cuvettiert und zusammen mit Hefe auf die Flaschen gefüllt, in denen sie 101 Monate reifen. Der aktuelle Jahrgang 2009 ist sehr ausgewogen, cremig und hallt lange nach. Ein Erlebnis!

Wenn man in der Weinwelt Italiens von »Giulio« spricht, dann wissen alle, was gemeint ist. Der Giulio Ferrari Riserva del Fondatore ist legendär. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gründete Giulio Ferrari in Trento einen Betrieb zur Erzeugung feiner Schaumweine. In den 1950er-Jahren übernahm die Familie Lunelli den Betrieb. Verarbeitet wird in erster Linie Chardonnay aus den Lagen an den Händen des Etschtals sowie etwas Pinot Noir.  In den weitläufigen Kellern nahe der Autobahn lagern viele Millionen Flaschen feinster Perlen, darunter auch einige edle Reserven. Der Giulio Ferrari Riserva del Fondatore ist ein reiner Chardonnay aus der Lage Maso Pianizza und reift zehn Jahre auf der Flasche. Ein Hochgenuss!

Der dritte Edelschäumer ist eine Ausnahme, sowohl beim Gebiet als auch bei der Sorte. Der Brut Riserva d’Antan kommt vom Weingut La Scolca in Gavi im südlichen Piemont. Die Sorte ist die ursprüngliche dieses Gebiets: Cortese. Chiara Soldati belegt mit ihrem d’Antan, dass sich daraus nicht nur feine Stillweine keltern lassen, sondern auch großartige Schaumweine. Nach zehn Jahren Flaschenreife bietet er Noten nach Trockenobst und hellem Honig. Herrlich!

Grande Cuvée Del Fondatore
Foto beigestellt
Grande Cuvée Del Fondatore

Veneto: Erfolgreich mit Prosecco

Prosecco boomt und boomt. Der unkomplizierte und heitere Schäumer ist zum Inbegriff des italienischen Schaumweins schlechthin geworden. Mehr als 500 Millionen Flaschen Prosecco werden jährlich erzeugt – über drei Viertel davon gehen in den Export. Heimat des Prosecco ist das Veneto. Zwischen den Kategorien »Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG« und »Prosecco DOC« gilt es genau zu unterscheiden. Von Ersterem werden rund 90 Millionen Flaschen gefüllt – der große Rest entfällt auf Prosecco DOC. Die Hügel um Conegliano und Valdobbiadene nordwestlich von Treviso sind das ursprüngliche Produktionsgebiet für Prosecco. Die Weingärten befinden sich ausschließlich in Hanglagen, einige stehen an Steilheit jenen an der Mosel um nichts nach. Nur Prosecco, der aus diesen Lagen kommt, darf sich Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore DOCG nennen. Weit größere Mengen werden vom Prosecco DOC erzeugt. Diese Ursprungsbezeichnung besteht seit 2009, erstreckt sich über zwei Regionen – Veneto und Friaul-Julisch Venetien – und umfasst neun Provinzen, von Vicenza im Westen bis Triest im Osten. Die Weinflächen liegen überwiegend in der Ebene. Basis für Prosecco ist die Glera-Traube, deren Anteil mindestens 85 Prozent betragen muss. Den Rest bilden weitere lokale Sorten. Die Glera-Traube zeichnet sich durch zarte Aromatik aus. Damit diese erhalten bleibt, wird Prosecco im Tankgärverfahren erzeugt.

Bortolomiol sitzt mitten in Valdobbiadene und wird von vier Schwestern geleitet. Ihr Vater Giuliano Bortolomiol war es, der als Erster einen trockenen Prosecco auf Flaschen füllte. Ihm ist die Cuvée del Fondatore, die Cuvée des Gründers, gewidmet: ein glasklarer, feiner Prosecco Superiore, der ohne jeglichen Restzucker auskommt. Knapp dahinter konnte sich der Mas de Fer von Andreola platzieren. Andreola ist ein Familienweingut im kleinen Ort Col San Martino bei Valdobbiadene. Viele der Weingärten liegen in Steillagen. Stefano Pola lancierte folgerichtig seine »Rive-Selection« mit vier Superiore-Proseccos aus Einzellagen. Der Prosecco Superiore Rive Mas de Fer hat uns voll überzeugt. Der dritte im Bunde ist der Cartizze von Col Vetoraz. Der Betrieb von Francesco Miotto, Loris Dall’Acqua und Paolo De Bortoli liegt ganz auf der Spitze dieser berühmten Steillage in Valdobbiadene.

In der Kategorie Prosecco DOC gefielen uns am besten die Sprudler von La Jara (Spumante Brut), Valdo (Etichetta Nera Extra Dry) und Masottina (Brut).


Erschienen in
Falstaff Sparkling Special 2019

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Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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Col Vetoraz
Col Vetoraz verarbeitet nur Trauben aus den Hügeln von Conegliano Valdobbiadene und produziert...
Strada delle Treziese, 1, 31049 Valdobbiadene (TV)
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