Produkttest Tonic: Das beste Tonic zum Gin
Der Gin-Boom brachte eine wahre Flut an Tonic Water mit sich. Die Falstaff-Experten geben Orientierung.
Die Kombination aus Gin und Tonic Water geht wahrscheinlich auf englische Kolonialoffiziere zurück. Tonic Water war in seiner ursprünglichen Form dank des enthaltenen Chinins als Mittel zur Malariaprophylaxe gedacht. Da dieser Stoff aus der Chinarinde aber ziemlich bitter schmeckt, wurde von den findigen Offizieren zur geschmacklichen Abrundung Gin hineingemischt. Der Gin Tonic war geboren. Und da Chinin nur wirkt, wenn es regelmäßig eingenommen wird, war der reißende Absatz der Bitterlimonade nur ein Frage der Zeit.
Heute lässt sich Tonic Water auch pur trinken, denn der zulässige Chiningehalt ist deutlich geringer. So sind in Spirituosen maximal 300 mg Chinin pro Liter enthalten, bei Tonic Water liegt die Grenze bei 85 mg/l. Das ist im Prinzip gesundheitlich unbedenklich, allerdings sollten chininhaltige Getränke nicht während einer Schwangerschaft getrunken werden, da das ungeborene Kind von Chinin abhängig werden kann, so das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung. Das gilt übrigens auch für die anderen Bitterlimonaden wie Bitter Orange, Bitter Grapefruit oder Bitter Lemon, da sie alle mit Chinin versetzt sind.

Inoffiziell unterscheidet man vier Arten von Tonic Water: klassisch-neutrale, floral-fruchtige, würzig-herbe und betont trockene. Bei allen aber gilt: Die deutlich bitteren Noten werden ausbalanciert durch feine Zitrusaromen. Das sorgt neben der Kohlensäure auch für Frische.
Aber Tonics können mehr als erfrischen: Floral-fruchtige Tonics betonen die frischen und blumigen Noten der im Gin verwendeten Botanicals, die Bitternoten stehen deutlich im Hintergrund. Am anderen Ende der Geschmacksskala sind würzig-herbe Tonic Water eine Alternative. Sie bringen würzige Noten mit und unterstützen so die Herbheit eines klassischen Gins. Diese Tonics geben vor allem leichteren Gins den nötigen Raum zur geschmacklichen Entfaltung. Wer dem Gin mehr Raum geben möchte, findet mit den immer stärker aufkommenden Dry Tonic Water den richtigen Mixpartner. Die bitteren Noten eines klassischen Tonics sind zwar vorhanden, aber deutlich reduziert. Auch Zitrus und Süße sind weniger entwickelt, die Frische kommt überwiegend von der Kohlensäure. Ideal für Gins, die von sich aus schon viel Aroma ins Glas bringen.

Verkostet wurde wie immer blind, die Tonic Water wurden pur (ohne Gin!) probiert und zu Flights von jeweils drei Proben zusammengestellt. Gewertet wurde in vier Kategorien:
- Aussehen und Farbe
- Geruch und Geschmack
- Kohlensäure und Frische
- Komplexität und Mundgefühl
Die maximale erreichbare Punktzahl war 100. Vier Tonics erreichten 92 Punkte, die Kommastellen waren entscheidend bei der Platzierung. Der Sieger wurde das »Indi & Co Botanical« mit 92 Punkten. Das spanische Tonic Water überzeugte mit fruchtigen und floralen Aromen, zeigte die schönste Perlage und blieb nachhaltig im Gedächtnis. Dahinter teilten sich »Doctor Polidori’s Dry Tonic Water« und »Thomas Henry Elderflower (Holunderblüte)« den zweiten Platz.
Obwohl sehr unterschiedlich in Stil und Geschmack, konnten beide Tonics die Tester ansprechen. Geschmacksintensität, deutliche Akzentuierung und feine Kohlensäure zeichnen beide aus. Der Rest ist Geschmackssache.
Mit viel Kohlensäure und wenig Zitrus rundete das »Aqua Monaco Tonic Water« das Spitzenfeld ab. Damit war jeweils ein Vertreter der vier Tonic-Arten im Test vorne dabei. Das Produkt von Tonic-Water-Erfinder Schweppe fand sich im hinteren Teil des Testfelds wieder. Zu süß und zu banal, fanden die Tester. Wenn das der Ahnherr wüsste …
Alle Sieger des Produkttests finden Sie hier:
Aus Falstaff Magazin Nr. 06/2016