Schlusslicht Württemberg
Bei der erstellten Statistik ist allerdings zu beachten, dass manche Regionen nicht erfasst wurden, so etwa der Rheingau, die Nahe, der Mittelrhein oder Baden. Für die anderen Regionen konnte eine unterschiedlich große Anzahl von Stichproben berücksichtigt werden, weswegen die Studie im statistischen Sinn nur bedingt als repräsentativ gelten kann.
Trends gestattet sie aber allemal abzuleiten: So ist die Entwicklung der Unternehmensgewinne in Württemberg als einziger der untersuchten Regionen im Lauf der letzten 20 Jahre negativ. Gegenüber dem ermittelten durchschnittlichen Unternehmensgewinn aus der Wirtschaftsperiode 2001/2002 (45.616 Euro) stellen die Zahlen aus 2019/2020 einen Rückgang von ziemlich genau einem Drittel dar. In allen anderen Anbaugebieten sind die Gewinne im selben Zeitraum deutlich gestiegen: in Franken betrug der Zuwachs +58 Prozent, in der Pfalz +108 Prozent, in Rheinhessen +267 Prozent, und an der Mosel +286 Prozent.
Bei der Auswertung der Betriebsformen ergeben die Zahlen, dass Genossenschaftswinzer im Durchschnitt schlechter verdienen als Fassweinbetriebe. Der Leiter der Studie beim DLR Rheinpfalz, Dr. Jürgen Oberhofer, rät jedoch zur Vorsicht bei der Interpretation dieses Befunds: »Das kann daran liegen, dass sehr viele Genossenschaftsbetriebe aus Württemberg stammen, wo die Einkommen derzeit gering sind.« Auch müsse man berücksichtigen, dass Fassweinbetriebe im Schnitt eine um 34 Prozent größere Rebfläche bewirtschaften als Genossenschaftsbetriebe.
Strukturelle Schwächen, aber dennoch Stärke im europäischen Vergleich
Auf zwei weitere Problemfelder macht die Studie aufmerksam: Zieht man die Quote der Netto-Investitionen als Indikator für den Optimismus der Betriebe heran, dann zeichnet das Wirtschaftsjahr 2019/2020 mit durchschnittlichen Investitionen von 1746,- Euro (nach 10.883 Euro ein Jahr zuvor) ein düsteres Bild. Auch eine zweite Kennzahl lässt Nachdenklichkeit aufkommen: Berechnet man den Stundenlohn der in einem durchschnittlichen Weinbaubetrieb mitarbeitenden 1,7 Familienmitglieder, dann ergibt sich ein Wert von 12,71 Euro brutto, vor Abzug von Sozialleistungen.
Zuletzt zieht die Studie auch einen Vergleich zu anderen EU-Mitgliedsländern, bei diesen Zahlen liegt Deutschland mit einem Durchschnittseinkommen von 56.345 Euro auf Platz drei der ermittelten Einkommen, hinter Luxemburg (92.075 Euro) und Frankreich (58.498 Euro). Auf Platz vier liegt, mit bereits deutlichem Abstand, Italien (35.358 Euro). In allen weiteren EU-Ländern wird im Weinbau noch deutlich weniger verdient.