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Whisky im »goldenem Schnitt«: Aston Martin inspiriert Bowmores 21 years

Ein Single Malt, dessen Formel aus dem Automobilbau stammt — mitentwickelt vom Chefdesigner eines James Bond-Sportwagens. Entsprechend stilvoll wurde er präsentiert.

Was könnte das jetzt wieder sein? Mit verbundenen Augen tasten sich die Bartender und Whiskyshop-Besitzer durch einen Parcours: Verchromte Auspuffteile, Eichenfass-Dauben, getrockneten Torf und Lederstücke gilt es »blind« zu erkennen. Ort des Geschehens ist der Münchener Private Member-Club »Famfair«, in dessen noblen Räumen es zuvor schon galt Düfte richtig zuzuordnen. Beide Übungen und die Geschmäcker von Jakobsmuschel über Steak bis Salz-Karamell leiten sinnlich zum Anlass des Abends über: Zwei britische Weltmarken, Aston Martin und Bowmore, haben erneut ihre handwerklichen Kenntnisse gebündelt und einen ungewöhnlichen Single Malt kreiert.

Der ästhetische Input des Chef-Designers

»Automobil-Bau und Whisky, wie soll das zusammenhängen?«, hatte der Markenbotschafter der Brennerei auf der schottischen Insel Islay, Daniel Schöll, die Spannung noch angeheizt. Tatsächlich begann alles mit dem aus Goldfinger bekannten James Bond-Vehikel DB 5: 2019 wurden 25 Flaschen eines Bowmore gefüllt, der aus dem gleichen Jahrgang stammte wie der Film mit dem Geheimagenten 007. In einen Original-Bauteil der Sportwagen-Firma verpackt, ist dieser 1964 DB 5-Whisky bis heute die kleinste Stückzahl, die man in der Brennerei abgefüllt hat. Es folgten deutlich jüngere Versionen für den Duty Free-Handel, ehe nun die neue Kooperation vorgestellt wurde.

Und die Inspiration für die Masters‘ Selection – Edition 1 ist in der Tat ein echtes Novum in Sachen Single Malt. Denn die Linienführung der Sportwagen-Schmiede aus Gaydon in der englischen Grafschaft Warwickshire nutzt ein altes Prinzip, das bis auf den Mathematiker Euklid zurückgeht: Der »Goldene Schnitt« basiert auf der Relation zweier Teilstücke im Vergleich zum Ganzen. Entspricht das Verhältnis des kleineren Teils einer Linie dem zum größeren in gleichem Maß wie das größere zum Ganzen steht, empfinden wir das als harmonische Proportion. Die Mathematik nennt dies auch »endlose Teilung« und berechnet die entsprechenden Längen mit der Zahl Phi (ca. 1,618). Der Parthenon, die Mona Lisa, aber auch die perfekte Drehung eines Nautilus in der Natur entsprechen diesem Verhältnis.

Eine Whisky-Formel, basierend auf der Zahl Phi

Was die Kunstgeschichte bei etlichen Meisterwerken als Konstruktionsprinzip nachweisen konnte, empfahl Marek Reichmann, Chief Creative Officer bei Aston Martin im Zuge der Gespräche mit den Hebriden-Destillateuren auch für die Whisky-Erstellung. Wie aber würde ein visuelles Konzept für den Geschmackssinn umgesetzt werden? Diese Aufgabe stellte sich Master Blender Ron Welsh. Für den neuen Bowmore baute er konkret auf einem exakt 61,8 % umfassenden Anteil an 21-jährigem Single Malt auf. Er reifte in ehemaligen Pedro Ximenez- und Oloroso Sherry-Fässern. Alle weiteren Bestandteile wurden dann gemäß der Division dieser Menge durch die Zahl Phi ausgewählt. Wie man die Formensprache des Sportwagens in einen Whisky überführt hat, dürfte neben Mathematikern (Stichwort: Fibonacci-Folge) aber vor allem die Freunde älterer Islay-Single Malts interessieren. Denn auch wenn das schottische Etiketten-Recht einen 21 years aus dem neuen Bowmore macht, finden sich bis zu 35 Jahre alte Destillate in der Flasche mit dem Aston Martin-Logo. Was für Whisky-Romantiker wiederum bedeutet, auch einige der letzten destillierten Tropfen aus der Zeit vor der Übernahme der Brennerei durch Beam-Suntory (die 1994 erfolgte) im Glas zu haben.

So schmeckt der »goldene Schnitt«: Die Tasting Notes

Der salzige Duft erinnert an bretonische Karamell-Creme, auch die Sherry-Süße wird immer deutlicher im Duft des Bowmore 21 years, je länger man ihm Zeit gibt. Die Rauch-Noten des getorften Malzes erinnern an Leder und fallen eher sanft aus. Dazu kommen im Fass-Stärken-Whisky (51,8 % vol.) auch tropenfruchtige Duftnoten wie etwa Ananas.

Wer den Torfrauch von Islay vermisst hat, erlebt ihn wie eine geschmackliche Explosion im Mittelteil des neuen Bowmore. Will man die Analogie zum Sportwagen ausreizen, hätte der da seine höchste Drehzahl erreicht. Schon zuvor kleidet der Whisky kraftvoll den Gaumen aus – Noten von Orangenschale, Espresso und röstiger Haselnuss sind zu schmecken. Auf den plötzlich intensiven Rauchgeschmack im Mittelstück folgt ein herbes Finale, das an Kräuterbonbons erinnert, mit seinen Salz-Noten auch an sehr trockenen Sherry (Manzanilla) denken lässt. Extrem lang klingt die Master’s Selection – Edition 1 aus.

95 Falstaff Punkte

Wie alle Single Malts der Premium-Range von Bowmore kommen auch die Fässer der Master’s Selection aus Schottlands ältestem Lagerhaus, den direkt an der Küste gelegenen »No. 1 Vaults« aus dem Jahr 1779. Erhältlich ist die limitierte Kooperation von Aston Martin und Bowmore ab sofort im Fachhandel zu einem Preis von ca. 300 Euro.

Roland Graf
Autor
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