© Joscha Brose

Restaurant der Woche: »Baret«

In einem der umstrittensten Bauprojekte der Berliner Geschichte verwirklicht Küchenchef Danny Benedettini seine kulinarischen Ideen. Doch neben den kreativen Gerichten überzeugt vor allem der Service, der einem jeden Wunsch von den Lippen abliest.

Das neue Stadtschloss ist eines der umstrittensten Bauprojekte der ­Berliner Geschichte und als solches immer einen Besuch wert. Auch das im Dachgeschoss gelegene Restaurant »Baret« verdient einen Abstecher. Der einzigartige Blick von der großen Dachterrasse auf den Dom und die Museumsinsel wird am besten mit einem der hervorragenden Signature Drinks des Hauses genossen – oder tagsüber mit einem Stück Kuchen. Am Abend serviert Küchenchef Danny Benedettini ein kleines Menü, das mit Köstlichkeiten wie Dry-aged Beef Tatar mit Cheddarwindbeutel und Pilzbernaise lockt.

Findet sich dieses handflächengroße Tatar dann auf dem Teller ein, stellt sich Ernüchterung ein: Die Dry-aged-Note des Fleisches ist unter sehr viel Teig kaum zu erahnen, viel mehr treten der Cheddar und die Schwere der Bernaise in den Vordergrund. Der Versuch, dem Küchenklassiker ein neues Gewand zu verpassen, glückt nur bedingt. Es folgt eine Perlhuhnbrust an Lauch und Senfsaat, deren außerordentliche Qualität trotz akuten Salzmangels und latenter Trockenheit noch zum Ausdruck kommt.

Der spärliche Lauch, der die Perlhuhnbrust begleitet, und die ebenfalls sehr knapp bemessene Sauce tragen zwar etwas Säure bei, können den Teller aber nicht retten. Das Dessert, ein köstliches Satsuma-Parfait, könnte einen versöhnlich stimmen, wäre da nicht das Markknochen-­Crumble, das der Textur nach zu urteilen nicht mehr ganz frisch ist. Die Gerichte werden der Kreativität, von der die Speisekarte zeugt, nicht gerecht. Umso mehr fällt der fantastische Service auf, der einem tat­sächlich jeden Wunsch von den Lippen abliest.

Bewertung

Essen 40 von 50
Service 18 von 20
Weinkarte 17 von 20
Ambiente 9 von 10
GESAMT 84 von 100

INFO

BARET
Schloßplatz
10178 Berlin
T: +49 176 72894500
baret.berlin/

Erschienen in
Falstaff Nr. 10/2023

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Maria Wollburg
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