(c) Paul Ott

Expertin im LIVING-Talk: Leben mit Antiquitäten

Italienische Vintage-Möbelstücke der 1960-er Jahre neben schweren Bauernkästen? Ja! Die steirische Möbelexpertin weiß, wie es geht! Nach Stationen unter anderm in New York übernahm sie den elterlichen Betrieb in Birkfeld, eine Autostunde von Graz entfernt, und zeigt, wie zeitgeistig die Liaison von Altem und Neuem sein kann. Im LIVING-Talk verrät Gabriele Posch zudem, was beim Kauf von antiken Stücken zu beachten ist.

12.04.2024 - By Verena Schweiger

Titelbild: Gabriele Posch (li.) mit Tochter Paula und den Pferden Indie und Naeli in ihrem Geschäft in Birkfeld in der Steiermark.

LIVING Sie und Ihre Familie handeln seit über 40 Jahren mit antiken Bauernmöbeln. Was macht diese Möbelsparte interessant für zeitgenössisches Interior-Design? Was macht die einzelnen Möbel-Stücke besonders?

Gabriele Posch: Ich empfinde antike Bauernmöbel kräftig und charaktervoll. Sie sind Unikate. Ich spüre, dass Zeit in ihre Entstehung geflossen ist. Vom Holz aussuchen über den Entwurf bis zur Fertigung haben sich Menschen mit dem Möbel beschäftigt, wollten etwas Sinnvolles, Schönes herstellen, das lange Bestand haben sollte. Und wirklich, sie haben Jahrhunderte überdauert und können noch vielen Generationen Freude bereiten. Bei ihrer Entstehung kamen neben dem handwerklichen Geschick viel Herz und Gespür für das Richtige zum Ausdruck. Denke ich an Proportionen, Bemalung, Schnitzereien, Beschläge, so sind es die Unregelmäßigkeiten, die sie so besonders machen. Genau mit all diesen Eigenschaften haben antike Bauernmöbel heutzutage ein Alleinstellungsmerkmal. Sie erfüllen den Wunsch nach Authentizität, Individualismus und Erdung. Antike Bauernmöbel bereichern durch ihre einzigartigen Charakteristika, sie stellen im Raum eine Balance her, manchmal sogar durch Irritation.

Kommt es vor, dass Sie sich von Stücken schwer trennen können? Welches war oder ist Ihr Liebling?

Regelmäßig bin ich mit einem Trennungsschmerz konfrontiert. Ich verbringe mit jedem einzelnen Möbel vom Einkauf, über die Restaurierung bis zum Verkauf viel Zeit. Ich stelle mich von Beginn an auf das Möbel ein, finde heraus, wen und was es braucht. Ich lasse mich voll ein und gebe mein Bestes, um es richtig zu lesen. Ich will damit sagen, dass das Arbeiten mit dem Bauernmöbel ein ständiges „in Beziehung sein“ ist. Wir stehen im Gespräch miteinander, wir lernen uns gut kennen und so fällt die Trennung manchmal richtig schwer. Es gibt Möbel, von denen ich mich gar nicht trennen kann. Das sind jene, mit denen ich aufgewachsen bin, die mich von Kindheit an begleiten. Die müssen bei mir bleiben. »Liebling« gibt es dabei keinen, dafür sind sie mir zu lieb, um eines dem anderen überzuordnen.

Sie nutzen im Rahmen des Marketings für Ihren Antiquitätenhandel intensiv das soziale Medium Instagram. Wie kam es dazu? Welche Vor- und Nachteile sehen Sie dabei?

Ich habe Social Media durch meine Kinder kennengelernt und darin eine gute Möglichkeit gesehen, die Idee meines Geschäftes zu kommunizieren. Ich erzähle von unserem Tun und gebe dem antiken Bauernmöbel eine neue Bühne – das gefällt mir. Mir ist es wichtig, Inhalte zu bieten, seien es fachliche Informationen und/oder Inspirationen. Jedes Foto ist »echt«. Werden diese Kriterien nicht erfüllt, verkommt Social Media zur Oberflächlichkeit und somit Wertlosigkeit. Es geht um den Mehrwert, der garantiert sein soll.

 

 

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Mix & Match: Gabriele Posch mischt mit Vorliebe Epochen und Stile.

Ihre Arrangements mit Vintage und/oder zeitgenössischem Design im Zusammenspiel mit Bauernmöbel sind großartig und stechen ins Auge. Wie kommen Sie auf diese Ideen? Wovon lassen Sie sich inspirieren?

Ich freue mich, dass Ihnen die Arrangements gefallen. Die Ideen kommen, ohne dass ich weiß, woher konkret. Ich habe das große Glück, an einem wunderbaren Ort, von wunderschönen Möbeln und Objekten umgeben zu sein. Ich kann aus einem großen, vielfältigen Fundus schöpfen. Es fällt mir leicht, Möbel, Objekte, Accessoires in Beziehung zu setzen, zu schauen, was braucht es noch, was ist zu viel. Ich bin oft selbst überrascht, wie gut alles zusammenspielt, obwohl Herkunft, Alter, Material, Ästhetik so unterschiedlich sind. Inspirationsquelle ist alles, was meinen Kopf frei macht. Alles, was mich berührt, belebt meine Ideen. Solche Momente lassen sich überall finden.

Noch eine Expert:innen-Frage: Wie lauten Ihre Dos & Donts für ein eklektisches Interior-Design?

Allem voran steht das Herausfinden der eigenen Bedürfnisse. Was gefällt mir? Was ist mir wichtig? Wie möchte ich wohnen? Da wir es ausschließlich mit Unikaten zu tun haben, sollen wir uns beim Einrichten Zeit lassen. Die Räume sollen entstehen können. Zufällig Entdecktes soll Platz haben. Wenn dann noch auf die Echtheit der Objekte geachtet wird, folgen - wie von selbst – besondere und ganz persönliche Kompositionen. Bitte keine starren Bilder im Kopf haben, die erfüllt werden sollen, sondern  unbefangen mit Objekten aus verschiedenen Jahrhunderten, Kunstrichtungen und Kulturen umgehen und lustvoll damit arbeiten. Dieser Einrichtungsstil steht für Individualismus.

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