© Filippo Bamberghi/Living Inside

Homestory: Zuhause bei Telenovela-Star Cláudia Raia

Für die Schauspielerin Cláudia Raia entwarf Architekt Léo Shehtman eine Traumvilla in São Paulo. Dafür wurde aus dem Vollen geschöpft: großzügige Flächen, imposante Räume, riesige Glasfronten, dazu eine Gartenoase und ein Interior Design, das eine Hommage an die brasilianische Kunst darstellt. Herzlich willkommen oder, besser gesagt: »Olá!«

15.06.2023 - By Marzia Nicolini

Als die brasilianische Schauspielerin und Musiktheater-Produzentin Cláudia Raia den Architekten Léo Shehtman bat, die Villa ihrer Träume zu realisieren, hatte sie eine klare Vision vor Augen: sich von brasilianischer Kunst inspirieren zu lassen. »Auch weil ich mich selbst als brasilianische Künstlerin sehe, ist es mir sehr wichtig, die vielen Aspekte unserer Kultur zu würdigen«, betont die Telenovela-Darstellerin, die eine tiefe Liebe für ihr Land hegt und auf eine 40-jährige Karriere zurückblickt. Während Cláudia Raia sich auf eines ihrer nächsten Musicals vorbereitet – »es wird von Tarsila do Amaral handeln, ich produziere es und spiele die Hauptrolle« –, stellt sie uns ihre moderne, nahezu majestätische Residenz vor.

Dreifaltigkeit Cláudia Raia in guter Hoffnung, neben ihr Lebensgefährte Jarbas Homem de Mello. Rechts Architekt Léo Shehtman.

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Offener Lebensraum Die Chaiselongue »Rio« von Anna Maria und Oscar Niemeyer bietet ein Floating-Gefühl mit Blick zum Stausee.

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Das Gebäude befindet sich im Landes­inneren von São Paulo, 85 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. »Das gesamte Projekt begann eigentlich damit, dass wir während der Covid-Pandemie einen Gemüsegarten anlegen wollten. Wir besuchten einige ­Freunde, die neben dem Grundstück wohnten, auf dem wir später unser Haus bauten. Es gefiel uns dort so gut, die friedliche Atmosphäre, das Gegenteil von São Paulo. Wir haben es wegen des wunderschönen Platzes gewählt und wegen der Landschaft. Die ­Natur ist der wahre Luxus hier.«

Wohnzimmer mit Wow-Effekt Von der mittleren Etage führt eine Metallwendeltreppe
mit einem integrierten Wasserbassin im Boden in das Wohnzimmer. Im Erdgeschoß glänzen eine Chaiselongue »Rio« von Anna Maria und Oscar Niemeyer, ein Mitteltisch »Pétala« von Jorge Zalszupin und »Tourinho«-Stühle – entworfen von Daniel Jorge für +55 Design – und das Sofa »Blocos« vom Studio Mula Preta.

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An die Zukunft denken

Kein Wunder also, dass Cláudia und ihr Mann, der Schauspieler, Sänger und Tänzer Jarbas Homem de Mello, beschlossen, dass sie dieser Landschaft entsprechend, etwas Einzigartiges, Kontemplatives schaffen wollen. »Es war uns wichtig, nachhaltig bauen. Denn wir glauben fest daran, dass man im Hier und Jetzt an die Zukunft und die nächsten Generationen denken muss.« Die Eigentümer:innen setzten ihr Vertrauen voll und ganz in den Architekten Léo Shehtman. »Léo und ich arbeiten schon seit über 30 Jahren zusammen, er hat an allen meinen Häusern gewerkt. Unsere Beziehung basiert auf Vertrauen und Respekt. Er ist nicht nur einer der besten zeitgenössischen brasilianischen Architekten, sondern auch ein enger Freund, der mir zuhört und weiß, wie er meine Ideen zum Leben erwecken kann«, beschreibt Cláudia die perfekte Chemie zwischen ihnen.

Kochen mit Aussicht Im Gourmetbereich umrahmen die »Pantosh«-Hocker von Lattoog die Arbeitsplatte aus Kunststoff, die Teil der von Dell Anno geplanten Küche ist.

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Sonne und Sterne anbeten Die vielen Liegeflächen bieten Ausblicke in alle Himmelsrichtungen. Egal, ob man aufs Anwesen oder in die Natur blickt, es erzeugt ein »Ah!«.

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Ein Gemüsegarten als Beginn

Der Architekt, dessen Name zu den bekanntesten in der Welt der brasilianischen Architektur gehört, ergänzt: »Als Cláudia und Jarbas sich mit der Idee, ein Haus zu bauen, an mich wandten, waren sie pandemiebedingt fünf Monate lang in einem gemieteten Haus auf dem Land isoliert. Diese Isolation inmitten der Natur brachte sie auf die Idee, einen Gemüsegarten anzulegen, und dafür brauchten sie ein kleines Haus in diesem Garten. So startete das Ganze. Wir hatten nicht gedacht, dass das Projekt so groß und majestätisch werden würde. So begann ich mit der Umsetzung und Alex Hanazaki ­übernahm die Landschaftsgestaltung für den ersehnten Wunsch des Paares«, erklärt der Experte. Der gesamte Prozess hielt zwei Jahre an, ohne dass die Eile überhandnahm.

»Während der Pandemie konnte ich mich zusammen mit Cláudia und Jarbas in das brasilianische Design vertiefen und alles mit Ruhe und Liebe entwickeln.« Das Ergebnis ist ein imposantes Monument, das man in ­jedem einzelnen Detail bewundern und ­betrachten kann. Es ist jedoch auch und vor allem ein einladendes Familienhaus, das man jeden Tag neu entdeckt. »Die umliegende Natur war unsere größte Inspiration. Mit diesem Gedanken im Kopf schuf Léo ein Meisterwerk, das ganz und gar nicht gegen die Natur ankämpft. Im Gegenteil, es heißt sie willkommen«, bekräftigt Cláudia.

In Naturtönen baden Auch das Badezimmer trägt Farben der Erde: Marmor im minimalistischen Stil.

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Deko-Objekte aus der Heimat Die Chaiselongue ist von Hugo França um 1980, die brasilianische handgefertigte Lampe und der Wandteppich kommen von Antonio Ferreira Junior.

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Nachhaltigkeit als Ziel

Nachhaltigkeit war ein klares Ziel. Das zeigt sich in der sorgfältigen Wahl spezifischer Materialien mit geringem ökologischem Fußabdruck. Der Architekt erläutert: »Die Wände des Hauses wurden aus feuerfesten Ziegeln gebaut, die die Aufgabe haben, im Winter die Wärme zu speichern und im Haus zu halten. Im Sommer bewirken sie das Gegenteil, da die Ziegel verhindern, dass die Sonne zu stark in das Innere des Hauses eindringt. So können die Wände die Temperatur halten. Das verringert den Energieaufwand für die Klimatisierung des Hauses wesentlich. Sonnenkollektoren übernehmen zusätzlich die Aufgabe, das Wasser für die gesamte Versorgung des Hauses zu erwärmen.« Die Gebäudeform soll wie eine Umarmung der Natur wirken, Harmonie und Respekt erzeugen. Auf einer Fläche von 1.696 Quadratmetern wurde die Villa so entworfen, dass sie die umgebende Natur fortsetzt. Aufgrund der Hanglage des Grundstücks wurde das Haus in drei Stockwerke unterteilt. Der Eingang führt mit einem breiten Korridor durch die Mitte und führt zu einem Kinoraum für 24 Personen, einem Büro und einem Gästezimmer. Das wie ein Mezzanin gebaute Stockwerk lädt ein, die dramatisch designte Metallwendeltreppe hinabzusteigen, die in die untere Etage führt. Hier findet man ein Wohnzimmer, Esszimmer, einen integrierten Gourmetbereich sowie ein Schwimmbad, einen Fitnessraum und ein Tanzstudio mit Umkleide. Im dritten Stock befindet sich der Privatbereich mit Suiten mit Blick auf den Wald oder den Damm.

Claudia hat ein Lieblingszimmer und gerne gibt sie zu: »Der Haupteingang ist für mich der magischste Ort, denn man weiß nicht, was einen hinter diesen Türen erwartet. Es ist einfach atemberaubend, wenn sich die drei Drehtüren öffnen und man vor einer sieben Meter hohen Öffnung steht, mit dem Stausee im Hintergrund. Und man sagt dann einfach: ›Wow, jetzt bin ich wohl im siebten Himmel.‹«

Unter freiem Himmel Der Außenbereich, der von der mit Betonstreifen verkleideten Wand von Mosarte gestützt wird, verfügt über eine Outdoor-Lounge mit dem modularen Sofaduo »Kondey II« von Artefacto Beach & Country.

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Ruhezone In der Master-Suite umrahmt die Tapete »Black Paper« den Schlafbereich, mit Möbeln aus einer lokalen Schreinerei und »H«-Tischlampen von Leds C4 von Fas Iluminação – auf dem Boden der Aubusson-Teppich.

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Ruhe und Gelassenheit

Und das ist man in der Tat. Jede Wohneinheit strahlt dank der Wahl an perfekt ausgewogenen neutralen Farbtönen viel Ruhe und Gelassenheit aus, aber auch wegen der luftigen Räume eine Fülle natürlichen Lichts. Und dann ist da noch das Interieur, das ein Zusammenspiel der besten zeitgenössischen brasilianischen Möbel darstellt. »Wir haben großartige brasilianische Künstler:innen und Desi-gner:innen. Die Auswahl war wirklich schwierig«, gibt Cláudia zu. »Neben diesen Künstlern, deren Arbeit sich um Nachhaltigkeit dreht, haben wir uns einige ikonische Stücke aus den 1950er- und 1960er-Jahren zugelegt. Wir besitzen auch einige Stücke von Sasson, wie zum Beispiel die Bank im Eingangsbereich. Designer wie Niemeyer arbeiteten damals nicht mit dem Gedanken an Nachhaltigkeit. Wir wählten jedoch die Stücke aus, von denen wir dachten, dass sie für das Gesamtprojekt Sinn machen würden. Es war schwierig, uns für ein Lieblingsstück zu entscheiden. Es handelt sich eher um eine lange Liste, die die Niemeyer-Récamiere, die Zalszupin-Tische, das Sasson-Sofa und das Zeeas-Amoeba-Sofa umfasst. Und es geht noch weiter.«

Die Treppe als Mittelpunkt

Ein Element, das mit seiner starken Präsenz allen die Show stiehlt, ist zweifellos die Wendeltreppe. Léo erklärt: »Sie wurde entworfen, um die mittlere Etage, über die man das Haus zuerst betritt, mit dem Erdgeschoß zu verbinden, wo sich der gesamte Freizeit-, Wohn- und Küchenbereich befindet. Das schöne Designelement besteht aus Metall mit Holzstufen, um in einem wunderschönen Wasserspiegel im Wohnzimmer zu enden, eine echte Skulptur.« In diesem Projekt mit einem hohen Maß an Schönheit und Hedonismus durfte natürlich auch eine umfassende Kunstsammlung nicht fehlen.

»Sie hat sich mit der Zeit entwickelt, nachdem alle Möbel ausgewählt waren«, sagt Cláudia. »Zuerst hatten wir das Werk von Di Cavalcanti, dann die Drucke von Lasar Segall und das Gemälde ›Baianas‹ von Armando Romanelli. Die Kunst sollte alles ergänzen. Der Sinn ergab sich, als wir alles zusammenstellten. Es war beeindruckend.«

Wie bereits erwähnt, schöpft dieses Projekt immense Kraft aus der Natur. Viel trägt dazu die Gartenoase bei, die die Villa umgibt. Sie ist das Werk des Landschaftsarchitekten Alex Hanazaki. »Er ist in der Tat ein außergewöhnlicher Künstler. Seine Ideen waren von großer Bedeutung für das gesamte Projekt. Er wird natürlich noch mehr dazu beitragen, um unseren Gemüsegarten weiterzuentwickeln. Ich sage immer, dass es kein Haus ohne eigenen Gemüsegarten geben sollte. Somit müssen wir den Garten wirklich bald fertigstellen«, sagt Cláudia, die im vergangenen Februar Mutter geworden ist. »Luca wurde am 11. Februar geboren und er hat schon sein eigenes Schlafzimmer. Wir haben dafür ein Gästezimmer adaptiert, das wir bereits gebaut hatten. Als wir es tapezieren wollten, erfuhr ich, dass ich schwanger war. Also haben wir es stattdessen in Lucas Schlafzimmer umgewandelt und die Dekoration geändert, damit der Raum dem Baby gehört. Léo hat alle Schritte überwacht, so dass das Projekt auch wirklich zum Gesamtkonzept passt.« Wenn Cláudia das Haus betritt, hat sie immer wieder dasselbe Gefühl: »Es ist ein Traum, der wahr geworden ist. Es war Magie, als ich es zum ersten Mal sah, und auch jetzt ist es immer noch magisch.«

Gesamtkunstwerk Weiße »Blocos«-Sofas von Mula Preta, Couchtisch aus Holz: »Pétala« von
Jorge Zalszupin, niedrige Couchtische von Ronald Sasson.

© Filippo Bamberghi

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 04/2023

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