ICONOMY: DESIGN-ICONS UNTER 100 MIT FORMPOET

Eigentlich kommt es gar nicht einmal so selten vor, dass es Kreativen im Gestaltungsprozess den Vogel raushaut. Im übertragenen Sinn, aber auch wortwörtlich. Denn wenn man sich ein wenig in der Designgeschichte umschaut, wimmelt es nur so von Papageien, Enten, Pinguinen, Eulen und anderen gefiederten Freunden, die man sich zu Hause als Dekorationsobjekte ins Regal oder sonst wo hinstellt. Der wahrscheinlich berühmteste Vogel ist dabei wohl der »House Bird« vom Ehepaar Eames, der in Gestalt einer eleganten Rabenkrähe aus der Bergregion der Appalachen seit den 1950er-Jahren in Wohnräume geflogen kommt. Mit gut 200 Euro ist er leider kein Kandidat für die Iconomy-Rubrik, dafür sei er aber als Kuckucksei hier jetzt einmal erwähnt. Günstiger sind da schon die Vogelschwärme des österreichischen Designers Thomas Poganitsch, die er unter seinem Label Formpoet vertreibt. Was sofort auffällt: Bei ihm übernimmt das Dekorative auch eine Funktion. Denn seine in Handarbeit, vorwiegend aus Beton und Keramik gefertigten Vögel, dienen auch als Wandhaken, die bis zu 25 kg Gewicht tragen können. Nicht schlecht für die zarten Geschöpfe, die, montiert man sie im Schwarm, so als Wandinstallation wie auch Garderobe durchgehen. Eine gelungene Kombination aus Optik und praktischem Nutzen also, die aber noch mehr kann. Denn die minimalistische Zurückhaltung verleiht den Objekten eine reizvolle Eleganz, die auch nicht verloren geht, wenn einzelne Exemplare versilbert oder gar vergoldet die Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Design Made-in-Austria

Poganitsch gelingt somit das Kunststück, die Einfachheit seines Objekts in den Vordergrund zu stellen und genau daraus Spannung (wie bei Hitchcock?) zu kreieren. Zumal den Vögelchen durchaus auch Doppelbödiges inne wohnt. Sie wirken nämlich stets so, als wollen sie gerade die Wand, an der sie montiert sind durchbrechen, um sich in die Lüfte zu erheben. Da bleiben Assoziationsketten nicht aus. Schließlich hat ein Vogel, der seine Schwingen spreizt eine überaus starke Symbolkraft in Sachen Freiheit. Dass dieses Schwarm-Szenario bombenfest an eine Wand geschraubt ist, um als Haken stumm zu dienen, lässt sich dabei durchaus als komischer Widerspruch verbuchen.

ZUR PERSON:

Thomas Poganitsch wurde 1987 in Kärnten geboren, hat für internationale Design-Studios in Italien und China gearbeitet, bevor es ihn nach Wien verschlug. Seit sieben Jahren fertigt er in Handarbeit in seiner Werkstatt Produkte wie Seifenschalen, Zuckerdosen oder gar Lautsprecher aus Beton an. Zudem leistet er mit seinen Original Wiener Zeitungshaltern, die nach alter Handwerkstradition entstehen, (s)einen Beitrag zur heimischen Kaffeehauskultur. formpoet.at

Gesehen bei:
raumkomplett.at
hannaundmartha.de