Kunst, Geld und Leidenschaft
Der Kunstmarkt floriert. Selbst und gerade deshalb auch in herausfordernden Zeiten wie diesen. Wir haben die Key-Facts, warum die 10 wichtigsten Kunstmessen der Welt jährlich für internationales Aufsehen sorgen und die Werke Kreativer verständlicher machen.
02.05.2023 - By Susanna Pikhart
Es ist jedes Mal ein veritables Spektakel, ein Highlight in der Kunstszene und ein buntgeformter Karneval internationaler Werke: wenn Kunstmessen ihre Tore öffnen, trifft man auf formvollendete Räume, farbenintensive Erlebnisse, aufsehenerregende Objekte, unvergessliche Eindrücke und ein trendiges Stelldichein versierter Kunstliebhaber:innen. Hunderttausende Menschen, Jahr für Jahr. Vieles ist inspirierend und horizonterweiternd, manches irritiert und zeigt die Welt aus einer unerwarteten Perspektive. Bereichernd sind die Erfahrungen, die man hier sammelt, in jedem Fall. Die Gesetze der eigenen Wahrnehmung werden nicht selten aufgehoben oder neu definiert. Von Basel bis Miami, von Paris bis New York oder Hong Kong regieren Kreativität und Innovation, gepaart mit Tradition und Beständigkeit so nachhaltig wie kaum wo anders.
Auf den wichtigsten Kunstmessen rund um den Globus treffen Klassiker der Moderne und angesagte Stars auf junge Talente, Kunstkritiker auf Sammler und ein staunendes Publikum. Jede dieser erlesenen Veranstaltungen hat ihren eigenen Charakter und ihre Spezialisierung. So geben sich sowohl in Europa als auch in Übersee Wohlhabende aus aller Welt regelmäßig ein virtuoses Stelldichein. Für sie präsentiert sich die Kunst immer häufiger als Investment. Diesem Trend konnte – nach kurzfristigen Einbrüchen – nicht einmal die Pandemie etwas anhaben, als sich die Messen in den virtuellen Space verzogen haben. Inzwischen ist die Art Basel, die wichtigste Kunstmesse der Welt, zu ihrem traditionellen Juni-Termin zurückgekehrt. Die Stimmung auf dem Kunstmarkt sei aber ambivalent, bezeugen Expert:innen. Die Hälfte aller Galerien operiert am Existenzminimum, während Flaggschiffe wie Gagosian – die weltweit größte Kunstgalerie –, die mit einer Handvoll international nachgefragter Künstler:innen viel Geld verdienen, zusammen mit den Auktionshäusern am meisten vom boomenden Kunstmarkt profitieren.
Ein Markt der emotionen
Laut letztem »Global Art Market Report« der Kunstmesse Art Basel und der Schweizer Großbank UBS, ist der weltweite Kunstmarkt jedenfalls gestärkt aus der Corona-Krise hervorgegangen. Bereits 2021 summierte sich der Umsatz des Verkaufs von Kunst und Antiquitäten bei Galerien und Auktionshäusern global auf 65 Milliarden Dollar, was einem Plus von 29 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor entspricht. Verkäufe aus öffentlichen Versteigerungen stiegen gar um 47 Prozent an. Der größte Kunstmarkt ist nach wie vor der US-amerikanische, gefolgt von China, Großbritannien und der EU. 2022 endete der Kunstmarkt mit rekordverdächtigen Auktionen in New York im November in Höhe von gesamt 3,2 Mrd. US-Dollar und Top-Verkäufen auf der letzten großen Kunstmesse des Jahres, der Art Basel Miami Beach.
Viele Experten bereiten sich 2023 aber auch auf den einen oder anderen Dämpfer vor. »Es mag sein, dass der Kunstmarkt 2022 erneut den Eindruck erweckte, dass die Ergebnisse alle Rekorde brechen, tatsächlich aber stabilisierten sich das weltweite Transaktionsvolumen und der Umsatz des Auktionsmarktes«, wie Thierry Ehrmann, Gründer und Geschäftsführer von Artprice erklärt. Die Unternehmen Artprice.com und Artron.net erstellen den umfangreichsten Bericht des weltweiten Kunstmarktes, der im März kurz vor der TEFAF in Maastricht präsentiert wird.
chancen auf neue rekorde
Die globalen Auswirkungen des Krieges zwischen Russland und der Ukraine sowie die Folgen der Klimakrise beeinflussen zwar auch den Kunstmarkt, die wahren Kunstenthusiast:innen werden den Kunstmessen dennoch weiterhin die Treue halten und womöglich auch 2023 für einige neue Rekorde sorgen. Wie zuletzt im Vorjahr, als die Liste der teuersten Kunstwerke der Welt einen Neuzugang präsentierte: Andy Warhols »Shot Sage Blue Marilyn« wechselte bei Christie‘s in New York für 195 Millionen US-Dollar den Besitzer. Noch teurer war bisher das duchaus umstrittene Ölgemälde aus Leonardo da Vincis Atelier »Salvator Mundi«, das 2017 den Rekordpreis von 450 Millionen US-Dollar erzielte. Wohin auch der Weg künftig führen mag: Internationale Kunstmessen werden weiterhin die besten Chancen bieten, neueste Trends in der Kunstszene zu entdecken, wertvolle Kontakte zu knüpfen und sich mit anderen begeisterten Kunstliebhaber:innen auszutauschen.