© Brandon Barré

Luxushotels: Utopische Galaxien aus fünf Sternen

In Post-Pandemie-Zeiten, so scheint es, entsteht eine neue Sehnsucht nach Luxushotels. Doch im Gegensatz zu früher warten die Herbergen heute nicht nur mit schönen Zimmern und exklusivem Service auf, sondern auch mit atemberaubenden Architekturen. Was für Häuser!

19.11.2023 - By Wojciech Czaja

Header-Bild: »Atlantis The Royal«, Dubai Eine Hotelmaschine der Superlative: Das von KPF geplante Luxushotel auf der Palm Jumeirah ist ein Realität gewordener Bauklötzchen-Traum mit Infinitypool in 90 Meter Höhe.

Als hätte jemand mit Bauklötzchen gespielt, mit Lego-, Duplo-, Kapla-Steinen, bloß mit etwas größeren als sonst üblich. Und dann wurden die zum Teil gebogenen Bausteine – manche zwei Stock hoch, manche drei Stock, manche vier Stock, der längste davon stolze 150 Meter lang – bis zu 43 Geschoße hoch in den Himmel gestapelt. Selbstredend, dass man vom Infinitypool in 90 Meter Höhe, Palmen und Poolbar inklusive, einen fantastischen Ausblick nach Osten auf die Palm Jumeirah und nach Westen auf die Weiten des Persischen Golfs genießen kann. Damit hat sich Dubai einmal mehr mit einer fantastischen Sehenswürdigkeit belohnt und die architektonischen Superlative wieder einmal überraschend gesprengt. Das neue »Atlantis The Royal« ist nicht nur das neueste Fünf-Sterne-Hotel in der arabischen Luxusmetropole, sondern lässt auch das benachbarte »Atlantis« mit seinen pinken Gemäuern und seinen gezwirbelten Zuckerbäckertürmchen – wie aus Aladins Wunderlampe herausgerubbelt – kitschig und vorgestrig erscheinen. Und das war durchaus Programm, denn wie Managing Director Tim Kelly schon zu Projektbeginn treffend meinte: »›Atlantis The Royal‹ ist das luxuriöseste Resort der Welt. Hier geht es darum, zu erleben, was man nie zu träumen gewagt hätte, und die moderne, zeitgenös­sische, kompromisslose Architektur setzt diese Vision meisterhaft um.« Geplant wurde das »Atlantis The Royal«, das seit wenigen Monaten in Betrieb ist, vom US-amerikanischen Architekturbüro Kohn Pedersen Fox, kurz KPF. Das in New York beheimatete Büro ist ein Spezialist im Bereich High-rise und Hotel-Luxury und hat nicht nur sechs der zwölf höchsten Wolkenkratzer der Welt geplant, darunter etwa das »Shanghai World Financial Center« und den »Lotte World Tower« in Seoul, sondern ist auch für namhafte Gästehäuser wie etwa das »­Rosewood Bangkok«, das »Mandarin ­Oriental« in Hongkong oder das »Victoria Dockside Rosewood«, ebenfalls in Hongkong, verantwortlich. Die insgesamt 33 Klötze des »Atlantis The Royal« mit einer imposanten Skybridge als Verbindungsmittel bilden die jüngste Architekturikone im Portfolio von KPF. »Wir wurden gebeten, bei diesem Projekt groß und grenzenlos zu träumen«, sagt James von Klemperer, Präsident und Design-Prin­cipal bei KPF, »und das haben wir auch ­gemacht. Wir haben eine unverwechselbare visuelle Identität geschaffen, die an die monumentalen Bögen und Arkaden römischer Aquädukte erinnert, Himmel und Sonne werden als Teil der Architektur eingerahmt. Zugleich bieten die unzähligen Sky-Gardens in der Mitte der Konstruktion die Möglichkeit, selbst im Sommer einen schattigen und von Wind durchzogenen Ort mitsamt Aussicht auf das Wasser, auf die Palm Jumeirah sowie auf die einzigartige Skyline von Dubai zu genießen.« Sogar der Chefarchitekt gibt zu: »Ich bin überwältigt von dem, was wir hier geschafft haben, bin begeistert von der Kühnheit des ganzen Unterfangens.«

»Atlantis The Royal«, Dubai Das neue Fünf-Sterne-Hotel nach Plänen des New Yorker Architekturbüros Kohn Pedersen Fox verwöhnt die Besucher:innen mit Kunstwerken, feuerspeienden Wasserfällen und 150.000 Quadratmetern Carrara-Marmor. Die Interior-Planung mitsamt Quallenaquarium und 17 Restaurants stammt von G.A Group, die Freiräume und Infinitypools sind Entwürfe von WET Design, SKS Studio und 40NORTH.

© Brandon Barré

»Six Senses«, Rom Auf halber Strecke zwischen Pantheon und Quirinalspalast liegt das neue »Six Senses«, und der römische Luxustempel spricht in der Tat den sechsten Sinn an. Hervorzuheben sind die Lobby mit mediterraner Bepflanzung sowie das Roman Bath, das in lokaler Tradition mit Travertin ausgekleidet wurde und ein fast sakrales Flair verströmt. Zimmer in zwölf Kategorien – bis hin zur Terrassen-Suite.

© Six Senses Rom

»Raffles at the OWO«, London Im sogenannten Old War Office (OWO) im Londoner Stadtteil Whitehall wurde im letzten September ein Luxushotel der besonderen Art eröffnet. Das neue, monumentale »Raffles« bietet 120 Gästezimmer und Suiten, die eine Hommage an die politische Geschichte dieses Hauses sind. Highlights sind der Grand Staircase mit Marmor-treppe und Kronleuchtern sowie die »Haldane Suite«, das ehemalige Büro Winston Churchills.

© Grain London

»W Macau«, Macau, China Mit dem neuen »W« in Macau, einem Ableger der Marriott Group, enthüllte das Londoner Büro Zaha Hadid Architects (ZHA) einen neuen Meilenstein. Das Hotel im Stadtteil Cotai umfasst 557 Zimmer und Suiten auf 40 Etagen. Die Architektur ist eine Neuinterpretation des amerikanischen Art déco und überrascht mit kühnen Geometrien, aufwendiger Handwerkskunst und gläsernen, scheinbar schwebenden Swimmingpools.

© Virgile Simon Bertrand

Die Architektur ist aber nicht alles. Auch in seinen gastgeberischen Qualitäten sprengt das futuristische, 180 Meter hohe »Atlantis The Royal« alle Dimensionen. Unter den insgesamt 795 Zimmern gibt es 44 Suiten, die über einen privaten Infinitypool verfügen. Hinzu kommen 17 Restaurants, Lounges und Bars, acht davon unter der Leitung von internationalen Sterneköchen, zahlreiche Spa-Bereiche, Hunderte Kunstwerke wie etwa die zwölf Meter hohe, fast sechs Tonnen schwere Edelstahl­skulptur »Water Droplets« in der Lobby, das weltweit größte Quallenaquarium mit über 4.000 Mondquallen und 7.000 weiteren ­Meeresbewohnern aller Art, ein Feuer speiender Wasserfall, der einzige dieser Art am ­ganzen Planeten, sowie 150.000 Quadratmeter weißen Carrara-Marmors – genug, um damit die gesamte Shopping City Süd zu pflastern. Wenn James von Klemperer das neue »Atlantis The Royal« als »Zitat der Architektur­geschichte« und als »Landmark jenseits der Vergänglichkeit« bezeichnet, dann spielt er damit nicht zuletzt auf die sogenannte »­Heterotopie« des französischen Philosophen Michel Foucault an. In seinem Buch »Die ­Heterotopien. Der utopische Körper« sinniert Foucault über den Reiz solch abenteuerlicher Hotels, die außerhalb der Norm, außerhalb des Alltags liegen, und vergleicht diese etwa mit Theatern, Kunstmuseen und Kreuzfahrtschiffen: »Es sind realisierte Utopien, Regionen von Passagen, offene Bereiche des Übergangsstopps, gewissermaßen Orte außerhalb aller Orte, an den leeren Stränden, die sie umgeben.« Und das Verlangen nach diesen utopischen Hotelorten, so scheint es, ist in der Post-Pandemie-Zeit wieder größer denn je. Zahlreiche Luxushotels in aller Welt warten nicht mehr nur mit sinnlich gutem Essen und körperlichen Rundum-Verwöhnprogrammen auf, sondern auch mit exotischen, luxuriösen Architekturen, die zum Teil so schön und übermorgig daherkommen, dass es Betrachter:innen und Besu­cher:innen bisweilen um den Verstand bringt. Was hier geboten wird, sind nicht nur fünf Sterne, das sind gleich ganze Galaxien an ­einzigartigen Impulsen und Inspirationen.

»One&Only Aesthesis«, Athen In Kürze eröffnet ein neues, paradiesisches Hotel inmitten eines 21 Hektar großen, naturgeschützten Waldreservats in Glyfada. Die 127 Gartenzimmer verströmen einen leicht nostalgischen Touch und knüpfen an die 1960er-Jahre, an die Hochblüte der Athener Riviera, an – mit Naturstein, hellen Farben, elegantem Chic und luftig-leichten Bungalows im Mid-Century-Stil.

© Rupert Peace

»Puradies«, Leogang Das etablierte Wellness-Luxusresort »Puradies« in Leogang wurde nun um einen neuen Spa- Komplex erweitert. Von Beginn des Entwurfsprozesses an legte das Südtiroler Büro NOA Network of Architecture großen Wert auf die malerische Postkartenlandschaft. Die Gebäude mit Schwimmbad, Yogaraum, Spa-Bereich, Restaurant und Kamin-Lounge fügen sich nahtlos in die Topografie.

© The Creating Click

Erschienen in:

Falstaff RESIDENCES Nr. 02/2023

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