Masterclasses-Star Kelly Wearstler im LIVING Interview: »Ich möchte Inspirieren!«
Sie haben alle Serien auf Netflix gesehen? Dann ist es Zeit, sich weiterzubilden! Mit Masterclasses im Videoformat kann man online von den Besten der Besten ihres Fachs lernen. Eine, die ihr Wissen zum Thema Einrichtung weitergibt, ist Star-Interior-Designerin Kelly Wearstler. LIVING bat sie zum Gespräch.
17.03.2021 - By Katharina Reményi
Wer sich im digitalen Kosmos bewegt, kommt derzeit kaum an der Werbung für Masterclasses vorbei. In hochglanzproduzierten Videos vermitteln hier die Stars der unterschiedlichsten Genres ihr Wissen in Serie. Die US-Interior-Designerin Kelly Wearstler, die mit ihrem gutem Geschmack ein Imperium aufgebaut hat, ist eine davon. LIVING hat mit ihr über den Trend zur Online-Wissensvermittlung gesprochen.
LIVING Interview mit Kelly Wearstler
LIVING: Was hat Sie gereizt, eine digitale Masterclass zu geben?
Kelly Wearstler: Ich hoffe, dass ich damit das Mysterium rund um Interior-Design lüften kann. Es geht mir darum, die Grundlagen zu vermitteln, die es erlauben, dass Schönheit und Funktionalität miteinander funktionieren. Es soll die Kreativität der Menschen fördern.
Warum erfahren Masterclasses derzeit so einen Hype?
Die Pandemie hat sicher viel damit zu tun. Wir verbringen alle so viel Zeit zu Hause und suchen Wege, wie wir uns trotzdem unterhalten und weiterentwickeln können. Ich persönlich habe die Zeit auch so genutzt.
Was haben Sie sich angesehen?
Ron Finley hat mich dazu inspiriert, meinen eigenen Küchengarten anzulegen und Kräuter zu züchten. Ich habe Cocktails mit Mr. Lyans’ Klasse gemixt, und als Nächstes steht Joe Holder auf dem Programm, der sich mit Fitness und Wellness beschäftigt.
Was wollen Sie vermitteln?
Design ist für mich eine Art des Storytelling. Jeder Raum hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen. Die Studenten bekommen von mir das Werkzeug und die Anleitung, wie sie ihre eigene Stimme finden und wie sie sich mit Farben, Texturen, Licht, Möbeln, Kunst und Architektur ausdrücken können. Ich möchte dazu inspirieren, auch Risiken zu wagen und sich nicht davor zu fürchten, seiner Leidenschaft zu folgen. Gutes Design ist ein so wichtiger Teil des Lebens.
»Ich möchte mit meiner Masterclass das Mysterium rund um Interior-Design lüften und die Grundlagen vermitteln, Räume zu gestalten.«
Was sind die größten Herausforderungen?
Ich denke, dass es tatsächlich der Beginn des Designprozesses sein kann. Das kann ganz schön einschüchternd sein und auch überfordernd wirken. Aber ich sage immer, dass man immer damit anfangen soll, was einen am meisten inspiriert.
Welche Fragen sollte man sich stellen?
Die erste und wichtigste: Wo liegt meine Leidenschaft? Das ist der Funke, der dann auf den Rest überspringen soll. Das kann ein Kunstwerk sein, eine starke Farbe im Kleiderschrank, eine Designepoche. Es kann aber auch ein Vintage-Armband oder eine Lampe sein.
Wie sieht es mit Inspiration aus den sozialen Netzwerken aus?
Social Media macht Design definitiv zugänglicher. Es bringt Diversität ins Spiel. Ich verwende zum Beispiel Instagram, um aufstrebende Künstler und Galerien auf der ganzen Welt zu entdecken. Aber es ist sicher auch eine Challenge. Man sollte sich nicht nur von einer Quelle inspirieren lassen. Nehmen wir als Beispiel Pinterest. Das ist so eine unglaubliche Plattform, aber sie kann die Kreativität auch einschränken, da man so viel Gleiches sieht. Es ist wichtig, dass man sich unterschiedliche Quellen sucht, um seine eigene Stimme zu finden und seinen eigenen Stil zu entwickeln.
Gibt es Räume, die leichter zu gestalten sind als andere?
Ja, ein Vorraum oder ein kleiner Raum haben gewisse Parameter, mit denen man arbeiten kann. Deshalb gibt es weniger Auswahl, und die Platzierung von Einrichtung und Kunst muss durchdacht sein. Das Esszimmer gehört auch zu den leichteren Übungen, weil es eine sehr spezifische Aufgabe erfüllen muss.
Wo liegen die schwierigeren Aufgaben?
Dazu zählen sicher die Küche oder auch ein Ankleidezimmer. Es sind unglaublich schöne Räume, aber sie verlangen auch eine Menge Funktionalität.
Viele Menschen arbeiten derzeit hauptsächlich im Homeoffice. Worauf sollte man achten?
Der Raum sollte einen speziell bei Online-Meetings gut aussehen lassen. Das klappt mit warmen Farben wie etwa Faded Terracotta aus meiner »California Collection« für Farrow & Ball. Mit dieser Farbe sieht einfach jeder Raum großartig aus! Wer vor einem weißen oder schwarzen Hintergrund sitzt, kann mit einem Kunstwerk oder einer Pflanze ein Stück Persönlichkeit ins Spiel bringen. Und dann gilt selbstverständlich: Natürliches Licht ist unser bester Freund, es sollte direkt ins Gesicht scheinen. Das bringt die richtige Balance.
Welche kleine Veränderung hat eine große Wirkung?
Farbe kann die Dynamik eines Raumes verbessern, der existierenden Architektur mehr Tiefe geben und das Raumgefühl verändern.
Hat sich das Gefühl der Menschen für Interior-Design verbessert?
Auf jeden Fall! Dank der digitalen Welt haben die Leute mehr Zugang zu gutem Design, und das hinterlässt auch Spuren in den eigenen vier Wänden.