© B. Nadjib

Neue Office Trends: Spielplätze der Ideen

Die Office-Trends der nächsten Monate: anpassbare Flächen, authentische Unternehmenskultur mit selbstverständlicher Nachhaltigkeit und viel Platz für sprühende kreative Geister.

10.09.2023 - By Heimo Rollett

Header Bild: Newsroom HHLA, Hamburg Aus Alt mach Neu: Der ehemalige Aufsichtsratsraum des alten Rathauses der Hamburger Speicherstadt wurde in einen modernen Media-Hub für die Hamburger Hafen Logistik AG umgewandelt. workformat.de

Wer weiß schon, was morgen kommt? In Zeiten wie diesen sind Flexibilität und Anpassungs-fähigkeit gefragt! Das betrifft die Unternehmen selbst und manifestiert sich letztlich in den Büroräumlichkeiten. »Wenn Unternehmen Arbeitswelten in der Zukunft nicht systemisch begreifen, werden sie den wechselnden Anforderungen nicht gerecht werden können«, erläutert Andreas Gnesda, CEO des Beratungsunternehmens teamgnesda. 

Flexible Lösungen im Kommen

Aus dieser Haltung lassen sich die großen -Bürotrends ableiten, wie die Schaffung von multifunktionalen Räumen, die für verschiedene Zwecke genutzt werden können, aber auch die Möglichkeit, Flächen schnell vergrößern oder verkleinern zu können – je nach Konjunktur und aktueller Auftragslage. Aber wer soll sich darum kümmern? Sich immer weniger mit Immobilienthemen auseinanderzusetzen, kommt den Unternehmen entgegen, sie wollen ja ihrer Kerntätigkeit nachgehen. Worum sich früher vielleicht ein internes Facility-Management gekümmert hat, übernehmen jetzt auch immer öfter Vollserviceanbieter von Büros – lesen Sie dazu die Geschichte »Office as a Service«. Zurzeit werden in den europäischen Städten durchschnittlich zwei Prozent (Ausnahmen: London und Amsterdam mit rund fünf Prozent) des Bürobestands für flexible Lösungen genutzt. Das ist wenig. Allerdings sei laut dem Beratungsunternehmen CBRE davon auszugehen, dass in den kommenden drei bis fünf Jahren der Anteil auf bis zu zehn bis 20 Prozent steigen könnte. In Wien liege der Anteil von flexiblen Office-Lösungen am Gesamtbestand an Büros aktuell bei nur rund einem Prozent. Flexible Raumlösungen sind außerdem ein Teil echter Nachhaltigkeit. Sie spielt natürlich auch eine immer größere Rolle im Büro selbst, also bei der Auswahl der Materialien und auch bei der Gestaltung der Räumlichkeiten. Es geht darum, umweltfreundlichere Lösungen zu finden und die Umweltbelastung zu reduzieren.

Medizinische Aspekte

Ein seit der Pandemie hinzugekommenes Megathema ist Gesundheit und Wohlbefinden. Diese beiden Faktoren werden in den nächsten Jahren noch wichtiger werden, sind Expert:in-nen überzeugt. Büros sollen so gestaltet werden, dass sie die Gesundheit der Mitarbeiter:innen sowohl im physischen, aber auch im psychischen Sinne fördern. Plötzlich müssen sich Unternehmen ernsthaft mit medizinischen Hintergründen befassen, sie müssen sich um eine authentische Kultur bemühen, sie müssen in Hygiene investieren. Das ist gar nicht so einfach, wie Stefan Liebminger, Senior-Experte für biowissenschaftliche Dienstleistungen bei Sodexo, erklärt: »In den letzten Jahren wurden Reinigungsmethoden wie z. B. die Vernebelung angewandt, um große Flächen zu desinfizieren und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten einzudämmen. Aber ist das wirklich gut für die Gesundheit der Mitarbeiter:innen?«, fragt sich Liebminger. Jede Umgebung, mit der wir in Berührung kommen, ist voll von einer -Mischung verschiedener Bakterien und Mikroorganismen. Während einige für uns schädlich sind – wie SARS-CoV-2 –, sind andere gut für uns. »Leider sind Desinfektionsmittel nicht -dafür ausgelegt, die guten von den schlechten zu unterscheiden«, meint der Mikrobiologe. Mikroben seien sehr mächtig und die Abtötung aller Bakterien kann negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben. »Wenn wir unser Leben in sterilen Umgebungen verbringen, wird unser Immunsystem nicht genug gefordert. Und deshalb sind wir viel anfälliger für Infektionskrankheiten«. Außerdem: Einfach nur gesund reicht nicht aus. In einem Arbeit­nehmer:innen­markt wollen die Mitarbeiter:innen bei Laune gehalten werden. Kreativität und Inspiration lauten die Prämissen der Wissensgesellschaft. Ein aufgesetztes Corporate Design ist noch keine gelebte Unternehmenskultur, glaubwürdige Aktivitäten sind gefragt. Plötzlich spielen Kultur und Kunst eine Rolle in der Arbeitswelt. Andreas Gnesda meint dazu, dass Unternehmen entweder eine ­authentische Darstellung als attraktive Arbeitgeber:innen gelänge, die ehrlich an den Bedürfnissen der Menschen interessiert sind, oder es komme zur Wahrnehmung einer unehrlichen Scheinwelt und damit zum kontraproduktiven Effekt.

Revival

Damit das nicht passiert, muss das Büro der Zukunft eine Umsetzung einer authentischen, positiven Unternehmenskultur sein. Dann sind Feigenblatt-Wuzzler Vergangenheit und die öden grauen Teppichböden werden zur bunten Spiel­wiese für Austausch und Ideen. Die Menschen gehen dann nicht mehr ins Büro, sondern ins Büro 2.0.

Reply Turin Innovative Forschungs-, Erlebnis- und Arbeitsräume hat das Büro CSMM für das IT Unternehmen Reply in die ehemalige Fiat-Zentrale in Mailand geplant. Auf dem riesigen Besprechungstisch steht deswegen auch eine Carrera-Rennbahn. cs-mm.com

© CSMM Architekten

Sartorius, Berlin  Dieser Bürostandort in einer ehemaligen Brauerei hat nur ein Ziel: Talente in der deutschen Hauptstadt zu gewinnen und ein Arbeitsumfeld zu bieten, das Austausch und Kreativität fördert. mintdesign.de

© beigestellt

Juris, Berlin So schön kann Co-Working sein: Unweit des Berliner Adenauerplatzes baute das Online-Rechtsportal dieses elegante Co-Working für 14 Mitarbeiter:innen. dewinder.de

© M. J. Müller

Avnet Workcafé, München Work-Lounge statt Kantine: Eine neue Café-Bar mit eigenem Barista ist das Herz des neuen Büros beim EDV-Logistiker. Hier gibt es genügend Sitzmöglichkeiten zum Verweilen, für Rückzug und Entspannung sowie für informelle Gespräche. office4yougmbh.com

© M. Seelen

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