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Space saving-furniture: wandelbares Mobiliar

Ein Handgriff reicht, schon wird der Tisch zum Bett: »Transforming Furniture« beweist nicht nur Sinn für Form, sondern auch für Funktion. Die Wahl dieser Chamäleons unter den Möbelstücken lohnt – und zwar aus mehrerlei Gründen.

08.11.2023 - By Christina Horn

Wie man sich bettet, so – speist man? Gut möglich – und zwar dank sogenannter »Transforming Furniture«, wandelbarem Mobiliar also. Dabei reicht oft ein Handgriff und der Esstisch wird zum Bett. Oder einmal Rückenlehne umlegen und schon verwandelt sich die Einzelliege in einen bodennahen Liegestuhl für zwei. Oder wie wäre es mit einem Regal, das man durch bloßes Schieben in seiner Breite anpassen kann? Die Möglichkeiten solch multifunktionaler, äußerst ausgeklügelter Möbelstücke sind (beinahe) endlos. Dabei lassen sie sich nicht nur isoliert einsetzen, sondern tragen auch das Potenzial in sich, den gesamten Verwendungszweck eines Raumes zu erweitern oder zu ändern. Wer hier bei den Grundlagen dieser Möbelkultur beginnt, stößt zunächst auf klassische Designs wie das Schrankbett, in dem sich Sofa, Tisch oder eben ein Bett in einem Schrank verstecken, auf in Größe und Form wandelbare Tische oder modulare sowie Flex-Sofas und stapelbare Stühle. Und die Gründe für die Wahl wandelbarer Möbel? Sind so vielfältig wie die Designkonzepte dahinter selbst.

Form, Funktion – Veränderung

Zum einen können Räume mithilfe solcher Transforming Furniture mehrere Zwecke zugleich erfüllen, etwa Büro und Gästezimmer in einem sein. Zum anderen wird die Nutzung vor allem kleinerer Räume optimiert. Darüber hinaus spielen das Schaffen von Ordnung und der Designaspekt eine Rolle. Nicht zuletzt aber sind multifunktionale Möbel nachhaltiger, da man statt zwei oder drei nur ein Objekt benötigt. Ob man nun im Einfamilienhaus oder im Apartment residiert, mit wenig oder viel Wohnraum arbeitet: Möbel, die die Möglichkeit in sich tragen, mehrere Funktionen zu erfüllen, bringen viele Vorteile für ihre Nutzer. Und: Sie stellen Designer vor die Aufgabe, kreative Lösungen zu schaffen, zugleich aber eine ausgewogene Balance zwischen Form und Funktion zu finden. »Wir haben genug davon, immer nur ein Möbelstück für eine Funktion zu haben. Mein Ziel: Weniger Möbel, mehr Nutzen«, zeigt sich Designer und Grafiker Stéphane Leathead, Gründer und Kreativdirektor von Designarium von Transforming Furniture überzeugt. »Während des Schaffens durchläuft man einen Prozess. Man möchte etwas Neues kreieren, analysiert dabei die Funktionalität – und versucht, einen anderen Ansatz für die Art und Weise zu finden, wie wir leben und die Dinge um uns herum nutzen.« Für seinen »Exocet Chair« wurde der Kanadier aus Montréal mit mehreren Awards prämiert. Er setzt in seinem prämierten Design auf ein elegantes, dabei aber simples Element, das sich wiederholt. »Das Wesentliche an funktionalem Design: Es muss einfach und leicht zugänglich sein. Dem ›Exocet Chair‹ mehr als eine Funktion zu geben, wäre eine bedeutend größere Herausforderung, wenn das Design des Stuhls komplizierter wäre.«

Zu Tisch! Der »Mubic Table« von Studio11 verändert durch einfaches Auf- und Zuklappen seine Höhe und Größe – perfekt für kleine Wohnräume.

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Da blüht uns was Inspiriert von einer Blütenknospe springen die drei Ebenen des »Spring« als Hocker, Tisch und Sessel stufenweise nach oben.

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Ein Wohnraum – viele Lebensräume

Spannend sind, denkt man Leatheads Ansatz weiter, Projekte wie jene von Ori Living: Das Unternehmen aus dem New Yorker Stadtteil Brooklyn hat sich als Antwort auf den enormen Anstieg der Mieten im Big Apple auf »Expandable Apartments« spezialisiert. Diese maßgefertigten Apartments werden fast zur Gänze mit multifunktionalen beziehungsweise wandelbaren Möbeln ausgestattet: So kann das Esszimmer mit nur einem Griff automatisch zum Schlafzimmer werden. In einem Fernsehschrankverbau verstecken sich ein Esstisch ebenso wie ein Bett. Und hinter dem Wohnzimmerschrank verbirgt sich ein kleines Home Office. Das Ziel von Ori Living ist es demnach, die statische Quadratmeterzahl einer Wohnung durch Mobiliar, das sich verschieben oder anheben lässt, optimal auszunutzen. Die Fixgröße bleibt gleich – der benutzbare Raum wird jedoch ungemein größer. Natürlich benötigt oder wünscht sich bei Weitem nicht jeder Kunde eine Wohnung, in welcher das Bett erst von der Decke schwebt, bevor man sich hineinlegen kann. Wer genügend Wohnfläche hat, dem reichen oft ein paar ausgesuchte wandelbare Möbel, die zusätzlich Raum schaffen und eine weitere Nutzungsmöglichkeit eröffnen. So wie der knallgelbe »Campeggi Home Work« von Sakura Adachi, ein Sideboard, das sich durch Herausziehen der mittleren Komponente in einen Schreibtisch mit Arbeits- und Aufbewahrungsbereich verwandelt. Oder der »Swing Table«, der elegant vom Esstisch in die Form eines stufenförmigen Regals schwingt. 

Das Spiel mit dem Design

Zu guter Letzt soll Transforming Furniture nicht nur mehrere Funktionen erfüllen, sondern auch ihre Bedeutung für den Besitzer ändern. Stéphane Leathead erkennt dazu passend, dass wandelbare Designs den Menschen die Möglichkeit geben, »mit dem Möbelstück zu interagieren«. Transforming Furniture macht unser Eigenheim demnach nicht nur facettenreicher in seiner Nutzung, sondern verführt uns auch dazu, eine neue, intensivere Beziehung mit den Dingen einzugehen, die uns umgeben. Und das ist in jedem Fall eine wirklich transformative Eigenschaft.

Privatsphäre Der erste »Hush Pod« fungiert nicht nur als Rückzugsort im Büroraum, sondern zugleich als komfortable Sitzmöglichkeit.

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Der »Hush Pod« von Freya Sewell.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 07/2023

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