Was wurde aus ... Marc Newson
Marc Newson gilt als einer der wichtigsten Designer der letzten Jahrzehnte und wird demnächst 60. Anlass genug, um in der neuen LIVING-Serie zu sehen, was aus seinen Entwürfen so wurde und wie er ins aktuelle Designgeschehen involviert ist.
27.09.2023 - By Manfred Gram
Runde Geburtstage sind üblicherweise eine willkommene Gelegenheit, Bestandsaufnahmen zu machen und dabei zurück wie auch nach vorne zu blicken. Das fiese Konzept Zeit will es blöderweise so, dass mit der Höhe des Geburtstags allerdings die Zeitspanne, auf die man zurückblickt, immer länger wird. Zwangsläufig stellt man sich dann allerhand an Fragen. Was wurde aus Träumen? Was wurde aus Ideen? Was wurde aus In- und Output? Was geht? Was kommt noch? Was wird bleiben?
Steile Karriere im Design-Kosmos
Es ist nicht völlig unvorstellbar, dass Stardesigner Marc Newson, der demnächst 60 Jahre alt wird, die eine oder andere Frage dieser Art durch den Kopf geht. Zumal er auf eine Karriere zurückblickt, die in den späten 1980er-Jahren startete und den Australier zu einem der einflussreichsten und wichtigsten Designer der letzten Jahrzehnte machte. Nur so viel: 2005 listete ihn das Time Magazine unter den 100 einflussreichsten Menschen der Welt, gemeinhin ein Zeichen, dass man es geschafft hat. Hilfreich am Weg nach oben war anfangs sicherlich Newsons Image als lässiger Surfer-Dude voll mit juvenilem Elan, der ein bisschen anders an ästhetische Designfragen heranging und dabei clevere Wege fand, einfache Formen neu zu interpretieren.
Organische und skulpturale Formen
Typisch für Newson sind zudem organische Formensprache und Entwürfe, die auch schon einmal ins Skulpturale gehen. Gut zu sehen an seinem legendären »Felt Chair« für Cappellini (ein Investmentstück) oder die nicht weniger berühmte »Lockheed Lounge«. Sie besteht aus einer genieteten, silbernen Oberfläche aus Alu, die Assoziationen mit Flugzeugflügeln weckt, und gilt eher als unkomfortable Sitzgelegenheit. Nichtsdestoweniger ist das gute Teil, bei dem auch die Meinungen bezüglich Ästhetik etwas auseinandergehen, aktuell das teuerste Möbelstück, einst eigenhändig von Newson zusammengenietet, der Designgeschichte. 2,4 Mio. Pfund wurden 2015 dafür bei einer Auktion bezahlt.
Weiterhin ein umtriebiges Schaffen
Newson, nach wie vor umtriebig, fügt seinem umfangreichen und vielseitigen Werk aus Möbeln, Haushaltsgegenständen, Schmuck, Sportgeräten oder auch Schuhen immer wieder Neues hinzu. Überraschendes wie zuletzt etwa eine barrierefreie öffentliche Toilette in Tokio, aber auch seiner Profession entsprechend Naheliegendes. Für Furore sorgte heuer im Frühling die Neuinterpretation eines Reisekoffers für Louis Vuitton, der schlicht zum Regal bzw. Raumteiler umfunktioniert wurde. Weniger schlicht der Preis: 250.000 Euro legt man für den Koffer hin. »Ich definiere Luxus bei einem Objekt als eine dauerhafte Qualität und nicht als etwas, das man einfach wegwerfen kann«, so der Designer.