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Wiederentdeckung einer Künstlerin: Maria Ullmann im MAK

Das MAK lädt mit einer neuen Ausstellung Besucher:innen ein, eine bisher selten im Rampenlicht stehende Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts zu entdecken: den Kinetismus. Die Schau ist als Personale Maria Ullmann, einer wichtigen weiblichen Protagonistin, gewidmet. Die gezeigten Exponate spannen den Bogen von kinetistischen Bildern bis hin zu Bühnen-, und Kostümentwürfe, Raumgestaltungen und Kunst am Bau.

16.04.2024 - By Verena Schweiger

Titelbild: My Ullmann mit dem Modell eines Brunnens für die Stadt Marl, um 1965.

Lilli Hollein ist eine ausgezeichnete Detektivin innerhalb ihres eigenen Archivs und so schafft es die amtierende Direktorin des MAK Wien immer wieder spannende Künstler:innenpersönlichkeiten auszugraben, deren Entwürfe oder Werke man teils zwar kennt, deren Person jedoch in Vergessenheit geraten ist und jedenfalls kein Houselhold-Name mehr ist. Besonderen Fokus legt man bei hausinternen Tiefengrabungen am Stubenring auf leider noch immer unterrepräsentierte weibliche Positionen. Denn gerade die Wiener Kunstgewerbeschule, historische Vorgängerin der heutigen Universität für Angewandte Kunst Wien, brachte um die Jahrhundertwende zahlreiche bemerkenswerte Künstlerinnen hervor, die jedoch nicht aus dem Schatten der prominenten Kommilitonen getreten sind. Eine davon ist die unkonventionelle Künstlerin Maria Ullmann (1905 1995). Die Schau »MY ULLMANN. Gelebter Kinetismus: Bilder, Bühne, Kunst am Bau« ist ihre erste Solo-Show in Österreich - beinahe 30 Jahre nach ihrem Tod.

Eigenwilliger Jungspund

Maria Ullmann wusste schon früh, was sie wollte und ging konsequent und kompromisslos ihren Weg. Bereits mit 16 Jahren trat sie in die Wiener Kunstgewerbeschule ein, Kinetismus-Brügründer Franz Čižek sollte ihr Mentor werden. In der Kunstrichtung, die um 1920 ihren Höhepunkt erreicht, wird Bewegung und Rhythmus in künstlerische Werke integriert. Dynamische Ausdrucksformen wie Musik oder rhythmischer Tanz sind Teil des Unterrichts, Maria Ullmann, die stets mit »My« signierte erkundet neue Bildkompositionen. Kristalline und zackige Formen und Linienführung ist ebenso charakteristisch für ihr Frühwerk, wie geschichtete Figuren und eine kräftige Farbgebung. Gemeinsam mit ihren Studienkolleginnen Erika Giovanna Klien und Elisabeth Karlinsky wird Ullmann so zur Hauptvertreterin des Kinetismus.

Internationale Karriere und Rückzug

Nach Auftragsarbeiten für renommierte österreichische Unternehmen wie Humanic, Thonet, Österreich-Werbung oder Backhausen führt sie die Arbeit in die Schweiz und nach Deutschland, wo sie 1959 in Münster sesshaft wird und ein eigenes Designstudio für Raum- und Wandgestaltung gründet. 1995 verstirbt sie in Konstanz. Die dortige Leiterin der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz, Barbara Stark spürte den Nachlass vor einigen Jahren in einer Lagerhalle auf und begann mit der Aufarbeitung des Werks der in Vergessenheit geratenen Wiener Künstlerin.

Ausstellungsinfo

MY ULLMANN
Gelebter Kinetismus: Bilder, Bühne, Kunst am Bau
17.4.–1.9.2024
MAK Kunstblättersaal
Stubenring 5, 1010 Wien
Di 10–21 Uhr, Mi bis So 10–18 Uhr
mak.at

My Ullmann um 1935.

© Privatbesitz

My Ullmann, Teppichentwurf, 1927 Bleistift, Aquarell, Gouache und Goldfarbe Backhausen Archiv.

© Backhausen Archiv

 

 

My Ullmann, Plakatentwurf für die Firma Thonet zum 100. Bestandjahr 1930 Tempera.

© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien, Inv. Nr. 8974

Ausstellungsansicht im MAK.

© MAK/Christian Mendez

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