Wohnen am Meer: Inselimmobilien in Griechenland
Griechenland wird zum »Place to be« im Mittelmeer. Gebeutelt von wirtschaftlichen Krisen, stehen die Zeichen auf vorsichtige Erholung. Der Jetset hisst bereits die Segel in Richtung Inselimmobilien, mit Mykonos und Korfu als Topdestinationen.
06.06.2023 - By Maik Novotny
Daniel Craig kneift die Augen zusammen und fixiert den Horizont. Eine Insel taucht im azurblauen Meer auf. Auf dieser wird sich die Handlung des vergnüglichen Films »Glass Onion«
entfalten, und es war sicher kein Zufall, dass Regisseur Rian Johnson ausgerechnet die griechische Insel Spetses als Drehort für seine Comedy rund um einen Tech-Milliardär wählte. Ort und Timing – der Film spielt während des Pandemiefrühlings 2021 – sind perfekt. Denn in den letzten Jahren ist Griechenland ein bevorzugter Flucht- und Freiheitsort des Jetsets geworden.
AUSLÄNDISCHE KÄUFER INVESTIEREN IN GRIECHENLAND
Ausgerechnet das Land also, das wie kein anderes in Europa an den Folgen der Finanzkrise 2008 gelitten hat, erlebt jetzt einen Run auf Luxusimmobilien – von jenen, die es sich leisten können, und das sind meistens nicht die Einheimischen. Wien Engel & Völkers berichtet, konnte in den letzten vier Jahren bei den Immobilien etwa die Hälfte des Wertverlustes aus der mehrjährigen Phase der Finanzkrise aufgeholt werden, in der geringe Bautätigkeit ebenso wie die touristische Nutzung vieler Objekte zu einer Verknappung des Angebots von Premiumimmobilien führten. Nachdem die Kosten von Wohnimmobilien zwischen 2010 und 2022 um 22,5 Prozent gesunken waren, geht es seit Kurzem wieder aufwärts. Laut der griechischen Zentralbank stieg der Anteil ausländischer Investitionen auf dem Immobilienmarkt von 2021 bis 2022 um 60 Prozent auf rund 1,28 Milliarden Euro an. Die Käufer:innen kamen vor allem aus den USA und Großbritannien, gefolgt von Mitteleuropa, Israel, Kanada und Australien.
Ganz oben auf der Wunschliste stehen die Inseln Korfu, Santorin und Mykonos – letztere Insel markierte den Rekord mit einem Objekt, das für 23 Millionen Euro an den Mann gebracht wurde. Aber auch Athen und seine Umgebung sind begehrt, vor allem der Süden, wo das Areal des ehemaligen Flughafens Ellinikon vom Developer Lamda für rund acht Milliarden Euro verwertet wird und ein neuer Stadtteil für Handel, Wohnen und Tourismus mit einer Gesamtfläche von 6,2 Millionen Quadratmetern und 70.000 erwarteten neuen Arbeitsplätzen an der »Athener Riviera« entsteht. Nach langen Verzögerungen startet 2023 der Bau. »Dies ist ein Projekt, das ganz Griechenland transformieren wird,« sagt Landschaftsarchitekt Michael Grove vom Büro Sasaki aus Boston, das für die Planung verantwortlich ist. Auch im Zentrum von Athen,
das anders als praktisch alle europäischen Hauptstädte eher eine Entwertung erfahren hat, stabilisieren sich die Preise.
GOLDENES VISUM
Die Flaute am Bau durch die Finanzkrise ist zwar bedingt durch die zusätzlichen Krisen Corona und Russland-Ukraine-Krieg noch nicht ganz überwunden, doch stehen die Zeichen langsam auf Erwachen.
In der ersten Jahreshälfte 2022 wuchs die griechische Wirtschaft um 7,8 Prozent, bis sie durch die Inflation gebremst wurde. Die griechische Regierung bemüht sich, hier fördernd einzugreifen, die Maßnahmen werden im Laufe dieses Jahres ihre Auswirkungen zeigen, so die Einschätzung von Expert:innen. Der Staat subventioniert Kredite für junge Eigenheimkäufer:innen aus dem Land selbst, Käufer:innen von außerhalb der EU profitieren vom griechischen Golden-Visa Programm, das sie bei einer Kaufsumme ab 250.000 Euro – in manchen Gebieten erst ab 500.000 Euro – mit einer Aufenthaltsgenehmigung belohnt.
Während die Trauminseln zwischen Hotspots und Geheimtipps das östliche Mittelmeer ins Blickfeld der Luxuskundschaft rücken, bleibt die Gesamtlage noch vorsichtig optimistisch bis volatil. Laut Savvas Savvaidis, Präsident und CEO von Greece Sotheby’s International Realty, kommt es bei Weitem nicht bei allen Transaktionen mit Interessent:innen zum Abschluss. »Die andauernde geopolitische Unsicherheit hat den globalen Luxusmarkt gedämpft, und Griechenland hat zwar aufgeholt, aber umfasst lediglich vier Prozent der wesentlichen Märkte im Mittelmeerraum. Damit sich das ändert, sind Investitionen in Infrastruktur und hochwertige Wohnobjekte nötig.«
Fazit: vorsichtiger Optimismus an der Ägäis. Wir werden unsere Augen weiterhin nach Hellas richten. Daniel Craig schärft schon seinen detektivischen Blick.