Alexandre Benjamin Navet im Talk über Van Cleef & Arpels

Die Schönheit der Natur ist zentrales Thema für »Van Cleef & Arpels«, ebenso wie höchste Handwerkskunst. Das kann man sowohl anhand der legendären Blumenmotive der »Frivole«-Kollektion sehen als auch bei der Inszenierung der Boutiquen, die in Zusammenarbeit mit dem Pariser Illustrator Alexandre Benjamin Navet entsteht. Nun öffnete der französische Traditionsjuwelier einen exklusiven Store am Wiener Kohlmarkt. Im LIVING-Interview spricht der Künstler über die fantasievoll gestalteten Kulissen und die Verbindung von Zeichentechnik und Juwelierskunst.

LIVING Ihre Illustrationen sind zentral für die Gestaltung des neuen Van-Cleef-&-Arpels-Stores. Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Illustration und Schmuckdesign?

Alexandre Benjamin Navet Da gibt es eine enge Verbindung: In beiden Fällen ist etwa präzises Fachwissen gefragt, aber auch unkonventionelles Denken erforderlich.

Das Projekt befasst sich mit den Themen Blumen und Frühling – Motive, mit denen Sie normalerweise nicht in Verbindung gebracht werden. Was hat Sie trotzdem daran gereizt?

Vasen sind seit vielen Jahren Gegenstand meiner Arbeit. Für mich sind sie wie Schauspieler:innen auf einer Bühne, wie Akteur:innen einer Theateraufführung. Allerdings stehen sie für sich allein, Blumen haben dabei bislang keine Rolle gespielt. Aber ich fand die Vorstellung spannend und originell. So entwickelte sich die Idee, blühende Räume zu erschaffen, und zwar in leuchtenden Farben, die im Frühling alles zum Leben erwecken.

Haben Sie sich darauf speziell vorbereitet?

Ich muss zunächst die Regeln eines Umfelds verstehen, bevor ich mich von ihnen befreien kann. Wenn ich ein Bild in einem bestimmten Zusammenhang anfertige, gehe ich immer gleich vor: Ich recherchiere die Geschichte und lasse mich von historischen Aufzeichnungen, Fotos und Bildern inspirieren. Für dieses Projekt habe ich sehr viel recherchiert und jede Menge Material zusammengetragen. Im ersten Skizzenbuch waren hauptsächlich Zeichnungen von Gemälden aus dem Louvre, vor allem florentinische und französische Kunst. Das war der Anfang, später kamen dann die Blumen dazu. Sie haben meine Fantasie beflügelt.

Welche Techniken haben Sie für die Schaufensterkulissen verwendet?

Blüten und Blütenstängel wurden zunächst auf Papier gezeichnet. Dafür habe ich Stifte mit markanten Farbpigmenten verwendet, um eine gewisse Intensität und Lebendigkeit zu erreichen. Anschließend habe ich die einzelnen Teile zerschnitten, wieder zusammengesetzt und aufgeklebt, um einen einzigartigen Effekt zu erzielen. Das alles erinnert mich an diesen einen wunderbaren Moment, wenn man realisiert, dass der Frühling da ist. Genauso fühlt sich dieses Projekt für mich an: Als würde die Maison mit leeren Vasen zu Besuch kommen, und schon am nächsten Tag blühen darin herrlich bunte Blumen.