© Massimo Listri

Design Juwelen: Die Architektur der Schmuck-Boutiquen

Ob Bulgari, Tiffany oder Van Cleef and Arpels: Die Boutiquen der großen Schmuckhäuser sind meistens tempelgleiche Juwelen der Architektur, in denen dem Schönen gehuldigt wird.

23.11.2023 - By Christina Horn

Header-Bild: »Bulgari«, The New York Temple Im »Bulgari«-Tempel 5th Avenue/57th Street hatte Peter Marino seine kreativen Finger im Spiel: Zwischen Marmor, Gold und Grandeur wurde Italiens Designanspruch in amerikanische Finesse gebettet.

Markenidentität trifft Lokalkolorit, Design trifft auf Kunst: Diese Schmuckstores sind weit mehr als nur luxuriöse Verkaufsflächen.

Der Glanz von Juwelen, Diamanten und Perlen vermag es seit jeher, uns zu faszinieren. Heute sind es aber längst nicht mehr nur die Schmuckstücke selbst, die unsere Blicke auf sich ziehen, sondern auch die Stores der großen Marken, in denen deren brillante Kollektionen präsentiert werden. Die Größen ihres Fachs werden herangezogen, um mit herausragender Architektur und Interior-Design dafür zu sorgen, dass die Luxusadressen weit mehr als bloße Verkaufsflächen sind; die Identität der Marken soll die Umgebung selbst durchdringen. Auch auf Kundenerlebnisse wird vermehrt gesetzt: Neben glanzvoll präsentierten Schmuckstücken finden sich häufig sorgsam kuratierte Kunstsammlungen an den Wänden, in einigen Fällen stößt man sogar auf regelrechte Museen, die von der großen Geschichte der Häuser erzählen.

»Van Cleef and Arpels«, 22 Place Vendôme: Pariser Tradition trifft Technologie: das prämierte Design der Boutique am Place Vendôme 22 von Patrick Jouin and Sanjit Manku.

»Van Cleef and Arpels«, 22 Place Vendôme: Pariser Tradition trifft Technologie: das prämierte Design der Boutique am Place Vendôme 22 von Patrick Jouin and Sanjit Manku.

© ERIC LAIGNEL
»Tiffany« – The Landmark: Star-Designer Peter Marino führt in »The Landmark« Kunst von Größen wie Jeff Koons oder Julian Schnabel und Schmuck in eleganter Weise zueinander.

»Tiffany« – The Landmark: Star-Designer Peter Marino führt in »The Landmark« Kunst von Größen wie Jeff Koons oder Julian Schnabel und Schmuck in eleganter Weise zueinander.

© Tiffany
»The Landmark« - die Boutique von Tiffany gestaltet von Star-Designer Peter Marino.

»The Landmark« - die Boutique von Tiffany gestaltet von Star-Designer Peter Marino.

© Tiffany

Vom Ursprung zum Lokalkolorit

Eine Maison, die Markenidentität mit lokalen Traditionen verknüpft, ist »Harry Winston« in Shanghai: Designer William Sofield bezieht sich hier immer wieder auf chinesische Elemente, sowohl im Großen als auch im Einzelnen – die Eingangstür etwa referiert auf die Shikumen-Architektur, die Raumgestaltung greift chinesisch-abstrakte Konzepte auf. In New York wiederum führt Star-Designer Peter Marino im »Bulgari«-Tempel an der Fifth Avenue italienische Finesse und amerikanischen Pioniergeist in stilvoller Extravaganz zueinander. Als Symbol der Verbundenheit Roms und New Yorks wurde die Condotti-Tür aus dem Store in der Ewigen Stadt nach Big Apple verlegt. Auch das Interieur zeigt sich als Handschlag dieser beiden Länder, die ersten Schritte durch das Erdgeschoß mit doppelter Raumhöhe offenbaren eleganten Pavonazzo-Marmor, massive Halbsäulen und über den Köpfen ziehen Midcentury-Kronleuchter aus Rom die Blicke auf sich. Das Crown Building wurde zudem mit einer Fassade versehen, deren Kreuzmustergitter sich vom Pantheon inspiriert zeigt.An der Fifth Avenue entstand eine weitere Boutique unter Marinos Leitung: In »Tiffany’s The Landmark« weist er, dieses Mal auch als Kurator, auf die Übernahme durch den Luxuskonzern LVMH hin. Das Klientel wählt die Preziosen der Marke hier in exklusiv-privater Atmosphäre – umgeben von Kunst: Vitrinen von Gene Moore stehen neben Werken von Jeff Koons, Julian Schnabel und Jenny Holzer, dazu kann man die prestigeträchtigen, historischen  »Blue Book«-Schmuckkataloge von »Tiffany & Co.« aus dem 19. und 20. Jahrhundert bestaunen.Ein weiters Juwel in der Fifth-Avenue-Designkrone: die »David Yurman DY57«-Flaggschiff-Filiale, gestaltet von Gabellini Sheppard Associates. Drei Etagen und ein gewaltiges Atrium in dramatisch-amerikanischem Luxus, präsentieren sich, ausgestattet mit hochwertigen Kunstwerken an den Wänden sowie Interieur-Elementen von Designern wie dem Dänen Hans Wegner.

»David Yurman – DY57« Roségoldene Fassadenelemente, hohe Räumlichkeiten und Modularität: Gabellini Sheppard haben mit dem »DY57« eine eindrucksvolle Boutique mit amerikanischem Esprit kreiert.

© Paul Warchol

»Octium Jewelry« Jaime Hayón erweckt das detailverliebte Interieur von »Octium« mit luxuriösen Kontrasten aus natürlicher Eiche, Keramik und hochwertigen Stoffen zum Leben.

© Hayon Studio

Display von Ohrringen im »Duolong« Falgship Store in Dänemark.

© Norm Architects

»Dulong« Flagship Store Denmark Norm Architects ließen sich für den reduziert-zeitlosen Flagship Store von »Dulong« von modernistischen Künstlern wie Picasso, Matisse und Co. inspirieren.

© Norm Architects

In glanzvollem Rahmen

Dass nicht nur »Tiffany & Co.« ihrer Geschichte Tribut zollen, beweist ein Sprung über den Ozean: Das »Graff«-Flaggschiff in London, vom monegassischen In-House-Interieur-Design-Team der Marke mit neuem, zeitgenössischem Flair versehen, zeigt in seinem Store Museum stolz Reproduktionen seiner schönsten Edelsteine. Aber auch so beeindruckt die Adresse an der Bond Street: Unter den Doppeldecken reihen sich lackierte Walnusspaneele, Leder und schwarzer Portoro-Marmor, majestätische Schaufenster beherbergen Vitrinen aus Ebenholz. Überhaupt nimmt die Präsentation der Preziosen einen wichtigen Part des Retail Designs ein: in Kuwait, im »Octium Jewelry«, hat Jaime Hayón auffällige Schaukästen gestaltet. Bei »Dulong« in Kopenhagen setzt man auf Auslagen, die durch ihren minimalistischen Inselcharakter die Schmuckstücke in den Fokus rücken. Für die Schmuckstücke im New Yorker »Bulgari« Store fertigte Peter Marino elegante Vitrinen aus Holz, Glas und Bronze. Und auf Paris’ berühmtem Place Vendôme setzen Jouin Manku die Edelsteine von »Van Cleef & Arpels« in Kontrast zum poetisch-organischen Raum aus Kalkstein. Ein Besuch in diesen Tempeln des Schönen verspricht also mehr als nur luxuriöse Shopping-Momente. Kunden erwarten wahre Glanzstücke des Retail Designs.

»Graff« London Flagship Store Das In-House-Design-Team ergänzt die Raumgestaltung aus handgeschnitzten Motiven, Marmor und Bronzetüren mit einem Replika-Museum.

© Getty Images

»Harry Winston« Shanghai Xintiandi William Sofield hat einen gelungenen Mix aus intim und monumental geschaf-fen, der Anlehnungen an Chinas Architektur und Natur nimmt.

© Getty Images

Erschienen in:

Falstaff THE JEWELRY EDITION 01/23

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