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Blutdiamanten: Diamanten auf dem prüfstand

Die edelsten aller Edelsteine waren schon immer ein gutes Geschäft. Das machen sich auch üble Gestalten zunutze. Der Abbau und Handel sogenannter »Blutdiamanten« ist ein weltweites Problem, die Konsumenten haben in dieser Frage nur bedingt Macht.

11.03.2024 - By Martin Kubesch

Palmöl? Eine Umweltsünde, für die der letzte Regenwald abgeholzt wird. Kommt nicht auf den Teller (zumindest solange wir es kontrollieren können). Rind- und Schweinefleisch? Auch sehr problematisch, die Ausdünstungen der Tiere heizen das Klima weiter an, der Wasserverbrauch bei der Produktion ist albtraumartig hoch, und über die Tierwohlsituation muss man sowieso kein Wort mehr verlieren. Aber Diamantschmuck? Da kann es doch kein Problem geben. Oder doch?

Problem »Blutdiamanten«

Als »Blutdiamanten« oder »Konfliktdiamanten« werden heute offiziell jene Edelsteine bezeichnet, aus deren Erlös gewalttätige Konflikte in den Produktionsländern finanziert werden, und diese Steine gelten international als geächtet. Das klingt politisch sehr korrekt, beleuchtet allerdings nur einen Teil des Bildes. Tatsache ist, dass der Abbau von Diamanten in Afrika – hier werden immer noch die meisten Steine geschürft, gefolgt von Russland und Kanada – seit jeher mit der oftmals brutalen Ausbeutung der lokalen Bevölkerung als Arbeitskräfte einhergegangen ist. Früher waren es die Minengesellschaften der Kolonialherren, heute sind es oftmals Warlords und sonstige bewaffnete Gruppen, die ihre Landsleute zur Schürfarbeit zwingen, um mit den Steinen Waffen zu kaufen. Dazu kommt, dass der Diamantenabbau einerseits alles andere als umweltschonend ist und für die Erschließung neuer Minen zudem wertvolle Naturräume samt ihrer tierischen Bewohner, allen voran viele ohnedies stark gefährdete Arten, weichen müssen. Naturschutz sieht anders aus. Selbstverständlich ist sich die internationale Staatengemeinschaft dieser Problematik längst bewusst, und bereits seit der Jahrtausendwende gibt es Bestrebungen, dagegen etwas zu unternehmen. Im sogenannten »Kimberley-Prozess«, benannt nach einer südafrikanischen Provinzhauptstadt, haben sich Produktions- und Abnehmerländer zusammengetan, um dem Handel mit »Blutdiamanten einen Riegel vorzuschieben. Sämtliche afrikanischen Diamantenproduzenten, die wichtigsten Verarbeiterländer sowie alle großen westlichen Endabnehmer haben hierfür zusammengefunden. Über staatliche Herkunftszertifikate, die bescheiningen
sollen, dass Steine nur auf ethisch vertretbare Weise geschürft worden sind, soll der Handel kontrolliert und sollen »unethisch gewonnene Steine« ausgesondert werden. Allerdings: Es kann nicht kontrolliert werden, ob sich die einzelnen Länder wirklich an diese Verpflichtungen halten, oder ob die Zertifikate auch für weniger »saubere« Steine ausgestellt werden. Und selbst für offensichtliche Verstöße gibt es keinerlei Sanktionsmöglichkeiten. Dass dieses System von vielen Mitgliedsstaaten als dringend reformbedürftig angesehen wird, überrascht da kaum.

Was Konsumenten tun können

Viele, vor allem große Schmuck-, aber auch Uhrenhersteller bemühen sich seit Jahren redlich, ihre Rohstoffe, vor allem Edelsteine und Gold, möglichst nachvollziehbar und aus einwandfreien Quellen zu beziehen. Und je ernster die Hersteller ihre Verantwortung nehmen, desto offener und detailreicher kommunizieren sie ihre Bemühungen. Es lohnt sich daher durchaus, vor dem Kauf eines Schmuckstückes danach zu fragen. Alternativ bleibt entweder die Möglichkeit, auf synthetische Edelsteine aus dem Labor zurückzugreifen – vor allem viele günstigere Produzenten verarbeiten längst künstliche Diamanten für ihren Schmuck. Oder man kauft alten Schmuck (bzw. ersteigert ihn) und lässt ihn nach seiner Façon umarbeiten – das ist die nachhaltigste Art, seine Leidenschaft für schönen Schmuck auszuleben.

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Erschienen in:

Falstaff THE JEWELRY EDITION 01/23

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