© Marco Gaggio

Hotel großer Kunst: ein Blick in das St. Regis Venice

»In Venedig verirrt man sich gern«, so das bekannte Sprichwort. Ein Ort, der für Kunst- und Designaficionados in la Serenissima jedoch ganz absichtlich ein Treffpunkt sein sollte, ist das »St. Regis Venice«. Der LIVING-Lokalaugenschein.

29.01.2024 - By Christina Horn

Header-Bild: Hang zu Spektakulärem Ai Weiweis weißer, detailreicher Glaskronleuchter ist ikonischer Blickfang im Herzen des Hotels.

Dort, wo einst Claude Monet residierte und die Impressionen der Stadt in Aquarellen aus Licht und Farbe verewigte, wo William Turner und Sigmund Freud ein und aus gingen, befindet sich heute ein Hotel, das dem künstlerischen Erbe der Lagunenstadt durch und durch Tribut zollt: »The St. Regis Venice«. Das Fünf-Sterne-Hotel verbindet fünf Palazzi, die im Zuge der Marriott-Übernahme vor rund drei Jahren von Grund auf renoviert wurden – der Geist der Lagunenstadt blieb dabei jedoch erhalten. Mehr noch: Das »St. Regis« hat diesen mit viel Geschick in die Gegenwart transportiert. Die Frau, die dafür verantwortlich zeichnet, dass die Adresse heute ein Hotspot für Kunst, Architektur und Design in der Stadt der tausend Brücken ist, ist General-Managerin Patrizia Hofer. Seit der Eröffnung konnte die engagierte Südtirolerin bereits zahlreiche ­Kollaborationen mit Kunstschaffenden, Designer:innen und Manufakturen initiieren.

Inspiriertes Design Die »Monet«-Suiten wurden mit Kronleuchtern von Berengo Studio sowie mit Monet-inspirierter Kunst ausgestattet – und befinden sich an derselben Stelle, an der einst der Maler nächtigte.

© The St. Regis Venice, Marriott International

Wo Kunst zum Leben erwacht

Schon der erste Blick beeindruckt: Die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten präsentieren sich in einer facettenreichen, hellen Farbpalette, überall entdeckt man Spiegelelemente und Kunstwerke, zig Terrassen gewähren Blicke auf die Stadt der Gondeln. Die Innenarchitektur stammt aus der Feder von Studio Sagrada aus London: Es nimmt in seiner Arbeit für das »St. Regis« immer wieder Bezug auf die Stadt selbst. »Die Türglocken der Zimmer, sogar die Länge und die Schreibweise der Zimmernummern wurden jenen vor den ­venezianischen Haustüren nachempfunden. So hat man wirklich das Gefühl, durch Venedig zu schreiten«, zeigt sich die Managerin begeistert. Das Dekor wird von eklektischer Kunst ergänzt, bedeutende Namen wie Julian Opie, Gregor Schmoll, Tony Cragg, Rosa Brückl, Erwin Wurm oder Esther Stocker demonstrieren, dass hier große Werke anzutreffen sind. Als Inspirationsquelle für die Innenarchitektur diente Carlo Scarpa – in gleicher Weise wie das »St. Regis« wusste der Architekt Innovation und Tradition zu verbinden, ergänzte seinen zeitgenössischen Stil mit lokalem Handwerk. So entdecken Hotelgäste Stoffe von Rubelli – die in ihrem Design Elemente der Stadt, wie die Piazza San Marco, modern interpretiert integrieren – wie auch mundgeblasene Glas­kunst von Berengo Studio. Für das »St. Regis« hat sich die Brand unter anderem mit dem Starkünstler Ai Weiwei zusammen­getan: Im Zuge seines Artist-in-Residence-Aufenthalts entstand ein imposanter Kron­leuchter – das Herzstück des »Grand Salon«. Dieser sei, so Patrizia Hofer, »ganz unverkennbar ein Ai Weiwei« – neben venezianischen Blumen und Artischocken der Isola delle Rose »entdeckt man darin einen Mittelfinger, Handschellen und Krebse, ganz klassische Symbole aus der Geschichte des Künstlers«.

»Ein Teil der Kunst bleibt, ein anderer geht. Das ›St. Regis Venice‹ ist und bleibt dynamisch.«

Patrizia Hofer

General-Managerin »St. Regis«

Patrizia Hofer

General-Managerin »St. Regis«

Ein Hotel in Bewegung

Wenn es eines gibt, das man im »St. Regis Venice« nicht vorfinden wird, so ist es Stillstand! Projekte wie das halbjährige Artist-in-Residence-Programm sorgen dafür, dass das Hotel in Bewegung bleibt. Die Liste an Namen internationaler Kunstschaffender, die ihren Beitrag zur Identität des Hauses geleistet haben, zeigt neben Ai Weiwei Größen wie Olivier Masmonteil oder Jaume Plensa. Derzeit ist es der deutsche Künstler Gregor Hildebrandt, der mit seinem Werk »Series of Cinema Icons«, kuratiert von der Kunstmäzenin Gisela Winkelhofer, die Blicke auf sich zieht. »Für unseren ›Grand Salon‹ hat Gregor Hildebrandt vier einzigartige Porträts berühmter Darstellerinnen aus Musikkassetten geschaffen«, führt uns Hofer in Worten durch die Installation. Einige der Werke bleiben dem Hotel übrigens erhalten, andere wiederum verschwinden wieder. Aber auch längerfristige Kollaborationen wie jene mit Ginori 1735 sorgen dafür, dass das »St. Regis Venice« im Wandel bleibt. Mit dem Waterfront-Restaurant »Gio's« wurde ein kulinarischer Platz geschaffen, wo mit dem ikonischen Muster der Ginori »Oriente Italiano«-Kollektion gedeckt wird. Ein weiteres Highlight: die »Arts Bar«, deren Künstler-Drinks mit einem ganz besonderen Twist kredenzt werden: »Ai Weiweis Berengo-Glas etwa zeigt einen kleinen Krebs«, so Patrizia Hofer, »und wer Banksys Drink in Händen hält, hat das Gefühl, eine raue Wand in den Gassen Venedigs anzufassen.«

Kunst zieht an Das »St. Regis« wartet mit zig Design- und Kunstkolla­bo­ra­tionen auf –und mit Al-fresco-Dinner im »Gio’s« am Canal Grande.

© The St. Regis Venice, Marriott International

Echo der Vergangenheit

Übrigens: Auch dem ehemaligen Stammgast Monet erweist man im »St. Regis« Respekt: »Monet hat an diesem Ort sechs Monate lang gelebt, geschlafen – und auch gemalt. Aus diesem Grund haben wir dem Künstler zwei Signature-Suiten gewidmet.« Die »Monet«-Suiten befinden sich genau an jener Stelle, wo damals der Künstler residierte. Zwar nächtigen Gäste dort heute sehr viel komfortabler – der Blick auf den Lichtertanz am Canalazzo, der Claude Monet schon vor 200 Jahren inspirierte, ist jedoch heute noch derselbe wie damals.

Erschienen in:

Falstaff LIVING 08/2023

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