(C) Andreas Balon

JOhannes Artmayr: »die besten Gespräche entstehen in der küche«

Genuss und Geschäft liegen für Johannes Artmayr sehr nah beisammen: in der Küche nämlich. Der Unternehmer nähert sich seinem Lieblingsraum vom Material her an und sorgt von seinem Werk im Mühlviertel aus für Innovationen. Im LIVING-Gespräch spricht er über optimale Küchenplanung, ökologisches Bewusstsein und echte Gastfreundschaft.

23.02.2024 - By Marlene Mayer

Titelbild: LIVING-Foto-Shooting In der Strasser-Steine-Zentrale im Mühlviertel warten -enorme Natursteinplatten auf ihren Einsatz in der Küche.

Genuss, Geselligkeit, Gemütlichkeit – diese drei Schlüsselwörter haben für Johannes Artmayr einen besonderen Stellenwert. Guten Gewissens könnte man dieser Liste wohl noch ein G für Geschäftssinn hinzufügen – immerhin hat Artmayr das Unternehmen »Strasser Steine« vom Mühlviertel aus zu einem der größten Hersteller von Küchenarbeitsplatten in Mitteleuropa gemacht; Jahr für Jahr werden neue Umsatzrekorde vermeldet. Mit seinen Alpinova-Platten – dabei handelt es sich um ein komplettes Kreislaufprodukt aus Naturstein – hat Artmayr zuletzt schließlich gezeigt, wie hochwertig Resteverwertung eigentlich aussehen kann. LIVING hat den Steinspezialisten in seinem Werk in St. Martin im Mühlkreis besucht und mit ihm über die soziale Komponente der Kücheninsel, die Faszination für das Material Naturstein und seine Vorliebe für österreichische Schmankerl gesprochen.

LIVING: Was macht die Küche für Sie zu einem wichtigen Lebensort?
Johannes Artmayr: Da sind wir gleich bei einem meiner absoluten Lieblingsthemen: die soziale Revolution in der Küche der letzten 50 Jahre. Heute ist sie der wichtigste Raum in der Wohnung. Dort geht es ums Genießen, ums Wohlfühlen, darum, Gäste einzuladen und zu bewirten. Früher wurde die Tür einfach zugemacht, da war die Küche ein reiner Arbeitsraum.

Warum wurde diese Tür nun aufgemacht?
Das hat viele Gründe. Früher hätte man seine Freunde jedenfalls nie in die Küche eingeladen. Heute ist es der zentrale Ort, an dem man sich trifft und zum gemeinsamen Kochen verabredet. Das Gastgeben an sich hat sich stark verändert. Und Corona hat dem Ganzen noch einmal einen Schub gegeben, die heimische Küche hat einen noch größeren Stellenwert bekommen.

Die Einbauküche ist etwa hundert Jahre alt, was hat sich in dieser Zeit konkret und funktional verändert?
In erster Linie die Raumaufteilung. Koch­inseln machen die Küche heute zu einem kommunikativen Ort. Die besten Gespräche entstehen in der Küche. Natürlich braucht man weiterhin Aufbewahrungsorte, das war vor hundert Jahren so und wird auch so bleiben, aber die Geräte verändern sich, technische Entwicklungen und die Digitalisierung wirken sich automatisch auch aufs Design aus. Die größte Veränderung ist aber mit Sicherheit am Grundriss zu sehen. Vom Schlauch der Frankfurter Küche hin zum Mittelpunkt für die gesamte Familie. Sie sind vom Material aus zur Küche gekommen.

Kann Naturstein Sie eigentlich noch überraschen?
Auf jeden Fall. Naturstein ist schon einmal ganz grundsätzlich das beste Material für die Küche – aus praktischen Überlegungen, etwa in Bezug auf Hitzebeständigkeit, Hygiene und Funktionalität –, aber auch aus gestalterischen, weil jedes Stück ein Unikat ist; die Maserung und Struktur ist immer einzigartig. Und obwohl die Verwendung von Naturstein nicht neu ist, sind immer noch Innovationen möglich.

Gut geplant Die optimale Küche muss sich den individuellen Anforderungen ihre Benutzer anpassen, ist Artmayr überzeugt.

(c) Andreas Balon

Materialinnovation Diese Kücheninsel ist komplett verkleidet – zum Einsatz kam eine »Re-Stoning«-Platte im Farbton »Fargo«. Und die ist zu 100 Prozent recyclebar.

(c) STRASSER Steine

LIVING: Sie spielen auf die Entwicklung Ihrer recyclebaren Alpinova-Platten an. Was genau ist das Besondere daran?
Johannes Artmayr: Wir haben einfach die ersten Recycling-Natursteinplatten weltweit auf den Markt gebracht. Das ist ein echter Beitrag zu einer nachhaltigeren Produktionsweise. Sie müssen wissen, bei der Herstellung von Arbeitsplatten bleiben schon immer viele Steinreste übrig. Genau dieser Reste haben wir uns angenommen und können jetzt ressourcensparend neue Platten daraus produzieren. Das bedeutet eine ökologischere Arbeitsweise, aber eben auch, dass ganze Steinblöcke gar nicht erst abgebaut werden müssen. Außerdem sind unsere Platten komplett abbaubar, es handelt sich um ein absolutes Kreislaufsystem. Da darf man wirklich euphorisch sein, ich kenne kein Element aus dem Küchensektor, das nachhaltiger ist als dieses.

Die Küche ist mittlerweile ein richtiges Statussymbol, sehen Sie das auch so?
Absolut. So, wie man sich früher vielleicht ein besonderes Auto geleistet hat, leistet man sich heute eine hochwertige Küche. Dennoch gibt es da einen großen Unterschied: Mit einem teuren Auto richtet man sich sehr nach außen, man repräsentiert sich stark in der Öffentlichkeit. Die hochwertige Küche wirkt im Inneren, in der heimischen Umgebung. Eine tolle Küche bedeutet Luxus fürs Private, für einen selbst, das finde ich schön.

Kochen Sie eigentlich gerne?
Sagen wir einmal so, ich gebe mir als Assistent große Mühe. Meine Frau kocht wirklich gut und ich folge ihren Anweisungen. Das Kochen hat bei uns jedenfalls einen sehr hohen Stellenwert. Hohe Qualität bedeutet für mich aber nicht, dass es immer ausgefallen und originell sein muss. Da dürfen es für mich auch sehr gerne feine österreichische Schmankerl sein. Die können mich sehr begeistern.

Sie planen auch privat gerade eine neue Küche, fällt Ihnen das leichter, weil Sie vom Fach sind oder schwerer, weil Sie wissen, was alles möglich wäre?
Man kann nicht von einer Küche auf jede andere schließen, die eine perfekte Küche gibt es nicht. Jede Situation, jede Familie, jedes Paar ist anders. Deswegen ist die Planung immer ein sehr individueller, persönlicher Prozess. Da geht es nicht nur um Vorlieben, was das Einrichten angeht, sondern auch darum, wie und was man kocht, ob die Küche ein Rückzugsort sein soll oder ob man dort gerne unter Menschen ist.

Wie ist das bei Ihnen und wo stehen Sie im Planungsprozess?
Wir empfangen sehr gerne Gäste. Mit lieben Freunden zusammenzukommen, gemeinsam zu essen, ein Glas Wein zu trinken und dabei leidenschaftlich zu diskutieren – das gehört für mich einfach zu einem gelungenen Leben dazu. Wir stehen noch ganz am Anfang unserer Planung, aber es steht natürlich schon fest, dass wir eine Steininsel haben werden und einen Weinschrank. Das sind für mich die wesentlichen Dinge. Meine Frau ist die Hauptentscheiderin. Sie hat ein ausgezeichnetes Gefühl für Formen und Farben, denkt die Abläufe durch und wie man sie raumplanerisch optimieren kann. Da ist sie sehr stark. Deswegen kann ich gut abgeben, auch wenn ich vom Fach bin.

Und was wünschen sich Ihre Kunden? Können Sie große Trends ausmachen?
Wer Platz hat, möchte eine Kochinsel. Das ist mittlerweile Usus. Unsere grünen Arbeitsplatten sind sehr beliebt, das ist auch eine tolle Farbe. Ich plädiere jedenfalls für beständigere Farben. Schwarz, braun, grün, Töne, die in der Natur vorkommen, die finde ich ideal.

Lauter Unikate In der großen Produktionsstätte lagern die Steinplatten von Strasser. Jedes Exemplar hat einen eigenen Charakter.

(c) Andreas Balon

Farben aus der Natur Die Steinplatte im Farbton »Verde« hat eine ruhige, gelassene Anmutung.

(c) Andreas Balon

Erschienen in:

Falstaff LIVING 01/2024

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