© Ambroise Tézenas

Exzentrik, Glamour und Gemütlichkeit erschaffen einen perfekten Rückzugsort. Die französisch-ägyptische Schuhlegende Christian Louboutin hat ein Hotel in einem verschlafenen portugiesischen Dorf eröffnet, das wie eine Wunderkammer aussieht.

14.04.2023 - By Karin Cerny

Oft sind es die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied ausmachen. Die französisch-ägyptische Schuhlegende Christian Louboutin, berühmt für atemberaubende High-Heels mit nagellackroten Schuhsohlen, die Eleganz und Komfort vereinen, kam zu Beginn seiner Karriere auf eine damals ungewöhnliche Idee: Er servierte seinen Kundinnen in seinem ersten Shop, der 1991 in Paris eröffnet hatte, kostenlos Kaffee. So kam man ins Gespräch, fühlte sich wohl, hatte nicht dein Eindruck, nur zum Einkaufen da zu sein. 

High Hotel

Louboutin stand und steht für Exzentrik und Glamour – Stars kaufen Schuhe für den roten Teppich –, aber eben auch für Gastfreundschaft und Offenheit. Deshalb verwundert es fast ein wenig, dass der erfolgreiche Designer erst jetzt sein erstes Hotel eröffnet. Schon als Jugendlicher ist er gern ins Museum gegangen, für seine Entwürfe lässt er sich von traditioneller Handwerkskunst inspirieren, auf seinen unzähligen Reisen hat er Kunstschätze aus aller Welt zusammengetragen. 

Vieles davon ist nun im portugiesischen 5-Sterne-Boutique-Hotel »Vermelho« zu bewundern, das vor Kurzem eröffnet hat. Man merkt, dass diese Anlage ein Herzensprojekt ist. Seit mehr als einem Jahrzehnt kommt Louboutin regelmäßig nach Melides, einem malerisch verschlafenen Dorf rund eineinhalb Stunden südlich von Lissabon gelegen. Er reist an, um an seinen Winterkollektionen zu arbeiten, sich vom speziellen Licht und der reichen Tradition vor Ort inspirieren zu lassen. Aber auch, um sich zu entspannen. Diese Gegend ist ein perfekter Rückzugsort, die Zeit scheint stehengeblieben zu sein. Obwohl die Alentejo-Küste nur zehn Autominuten entfernt liegt, ist es ruhig in den engen Gassen von Melides, am lokalen Markt sind kaum Touristen zu finden.

Die Anlage fügt sich perfekt in den historischen Stadtkern, eine schwere Holztür führt ins Boutique-Hotel, das nur 13 Zimmer hat, jedes individuell eingerichtet. Vermelho bedeutet auf Portugiesisch »rot«, Louboutins Signalfarbe taucht immer wieder auf. Der Stil des Hotels ist eklektisch, maximalistisch und überraschend – es fühlt sich wie eine Wunderkammer an, in der man wohnen kann. Zeitgenössische Kunst und traditionelles Handwerk gehen dabei spannende Fusionen ein. Es gibt Kassettendecken, ein riesiges Azulejo-Wandbild gegenüber der Rezeption, Alabaster aus Luxor, der an die ägyptischen Wurzeln des Designers erinnert. Glasfliesen lassen an indische Rajasthan-Paläste denken, im Erdgeschoss hängen Bollywood-Filmplakate aus den 1960er-Jahren, während die Bar mit Silberarbeiten verziert ist, die man eher in einer Kirche erwarten würde. 

Der Garten wurde von Louboutins ehemaligem Partner, dem französischen Landschaftsarchitekten Louis Benech, gestaltet. Es gibt ein Tauchbecken mit einer Darstellung von Neptun, entworfen vom italienischen Bildhauer Giuseppe Ducrot. Louboutin hat zahlreiche befreundete Kunstschaffende eingeladen, sein Hotel auszustatten. Die Zimmer sind ein wenig dezenter als die öffentlichen Bereiche, man findet handbemalte Kacheln, maurische Beistelltische, Wandlampen aus Muranoglas, venezianische Spiegel. In manchen Zimmern fühlt man sich wie in Italien, in anderen wie in Marokko. Indische Wandteppiche runden die Weltreise ab, aber auch aktuelle Kunstwerke des Spaniers Carlos Díaz De Bustamante finden sich. Und Louboutin hat seine Archive geöffnet, Möbel, die er auf Reisen erstanden hat, wie ein besticktes Henri-Samuel-Sofa, wurden für die Zimmer genutzt.  Suiten im zweiten Stock zieren Fresken des in Athen geborenen Malers Konstantin Kakanias. Die Badezimmer sind mit handgefertigten Fliesen versehen. 

Laut der britischen »Vogue« ist der Designer auf den Geschmack gekommen: Weitere Hotels sind bereits in Planung. Eine kurze Autofahrt entfernt soll ein Hotel entstehen mit Blick auf die Lagune, die sich ins Meer zieht. Der Rohbau ist fertig, das Hotel wurde nie eröffnet, Louboutin hat es gekauft und gestaltet es gerade nach seinen Vorstellungen. 2024 soll es eröffnen, zehn Zimmer, ein großer Pool und eine Bar am Dach sind geplant. Die Gäste können dann zwischen beiden Hotels pendeln, wenn sie auch Zeit am Meer verbringen möchten. Ein drittes Anwesen in den Pinienwäldern ist ebenfalls angedacht. Noch aber ist es herrlich verschlafen in Melides, ideal, um ein ruhiges Wochenende in Stil und Glamour zu verbringen. Zum Glück gibt es auch bequeme Hausschuhe von Louboutin.

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