Opernball-Tiara: Das große Funkeln seit 1956
Seit dem ersten Opernball im Jahr 1956 lenken sie die Blicke der Gäste auf sich: die Krönchen der Debütantinnen. Die Geschichte der Tiara ist reich an Anekdoten. Falstaff wagt einen Blick ins Archiv und auf einige der spannendsten Kreationen.
25.01.2024 - By Christoph Schwarz
Als sich Swarovski-Chefdesignerin Giovanna Battaglia Engelbert daran machte, das Krönchen für den Opernball 2024 zu entwerfen, war klar, wohin die Reise geht: graziös arrangierte Kristallelemente, die im Tanz bei jeder Bewegung im Licht funkeln – und so die Blicke der Tausenden Gäste in der Oper (und der unzähligen vor dem Fernseher) auf sich ziehen sollen. Jede der 160 Tiaras, die beim diesjährigen Opernball die Debütantinnen als Geschenk erhalten (und nur sie – käuflich erwerben kann man die Modelle nicht), wurde von Swarovski aus 233 klaren Kristallen in unterschiedlichen Schliffen gefertigt, die in eleganter Anordnung von übergroßen Elementen bis zu kleinen Kristallformen hinabfließen. Als der Ball in der Staatsoper im Jahr 1956 – der Wiederaufbau des Hauses am Ring nach dem Krieg war da gerade erst abgeschlossen – erstmals über die Bühne ging, sah das noch ganz anders aus: Wie die Verantwortlichen überhaupt auf die Idee kamen, die Häupter der Debütantinnen mit kleinen Krönchen (die halbmondförmigen Tiaras oder Diademe kamen erst viel später) zu krönen, weiß heute kaum noch jemand.
Mysthische Entstehungsgeschichte
Offenbar, so ist in alten Büchern zu lesen, dürfte Erni Kniepert, eine »grandiose« Kostümbildnerin des Burgtheaters, an der Idee beteiligt gewesen sein. Es wurde also eifrig gezeichnet, entworfen – und wieder verworfen. Bis man sich schließlich auf kleine, kompakte Tüllkronen einigte, in deren Mitte wippende Drähte angebracht waren. Nun ja. Die Begeisterung der Verantwortlichen und der Gäste hielt sich 1956 offenbar in Grenzen: Der erwünschte »Theatereffekt« sei nicht eingetreten, hieß es später. Und so entwarf und entwickelte man mit Eifer weiter – bis man 1959 dann doch noch zufrieden war. Die Krönchen wurden damals erstmalig ausschließlich aus Tiroler Schmucksteinen des Hauses Swarovski erzeugt. Das grundlegende Design war geschaffen. Handgefertigt wurden die Krönchen damals in alter Gablonzer Tradition im oberösterreichischen Enns. Alljährlich wurden neue Kreationen eingereicht, 1963 hielt man gar einen Wettbewerb an der Akademie für Angewandte Kunst (Preisgeld: 1500 Schilling) ab. Einige Jahre ging das gut, bis – so befanden die Verantwortlichen – die Ideen für neue Formen und Designs 1974 erschöpft schienen. Man entschied sich fortan für gleichbleibende Krönchen und änderte das Design über Jahrzehnte hinweg nur selten.
Bunte Farben, große Namen
Auch mit der Tradition, ausschließlich weiße Kristallsteine zu verwenden, brach man anfangs kaum. Nur in den 1970er-Jahren kamen andere Farben zum Einsatz – und das Experiment ging offenbar schief: Man wollte sich die Krönchen von den unterschiedlichen Bundesländern schenken lassen und als Dank deren Farben verewigen. 1972 trug das Krönchen einen roten Stein als Sinnbild der roten Granate Tirols. Im Jahr darauf trat das Burgenland als Gönner auf – und ein sonnengelber Stein sollte verarbeitet werden. Durch Missverständnisse kam es nicht dazu, der Ärger war groß – und die Idee wieder vom Tisch. Erst ab den 2000er-Jahren wurden die Krönchen wieder farbenfroher. Praktischer in der Handhabung sind sie auch: Mittlerweile sind Ösen angebracht, die den Debütantinnen helfen, diese unfallfrei mit Haarnadeln zu fixieren. Die Steine für die Krönchen kommen seit 1968 von Swarovski, seit 2006 werden die Krönchen auch von dem Tiroler Traditionsunternehmen selbst gefertigt – in manchen Jahren stammen die Entwürfe vom hauseigenen Designerteam, in anderen von namhaften internationalen Größen der Branche: Prinz Dimitri von Jugoslawien machte 2012 den Anfang, es folgten unter anderem Marie Boltenstern, Karl Lagerfeld, Dolce & Gabbana, Donatella Versace und Christian Lacroix. Eines hat sich in all den Jahrzehnten nicht geändert: Die Debütantinnen dürfen die Tiaras mit nach Hause nehmen – und so manches Stück erlebt seinen zweiten Einsatz bei der Hochzeit.
Design-Highlights der Opernball-Tiara
Einen Besuch wert: Die schönsten Opernball- Krönchen aus den vergangenen Jahrzehnten stellt Swarovski bis 25. Februar in seinem Store in der Kärntner Straße aus.